Die Geschichte Israels – die historische Qdyssee der Juden

Thema dieses Artikels ist eine Skizze bzw. eine Zusammenfassung über die Geschichte Israels von der Entstehung bis zur Neuzeit. Ich will dies etwas näher bestimmen, denn es wird nicht nur um die Geschichte Israels gehen, sondern ebenso um das damit verbundene Judentum. Wer glaubt, diese Geschichte würde erst 1948 mit der Gründung des heutigen Staates Israel beginnen, der irrt. Meine Recherche zu diesem Artikel führte mich durch 4000 Jahre Geistes- und Kulturgeschichte. Dennoch möchte ich mich hier auf drei Themenkreise beschränken, die, jeder für sich, schon eine ganze Bibliothek füllen könnten.

Wüste IsraelZuerst werde ich auf das Israel in der vorchristlichen Zeit eingehen, mich dann der politischen Bewegung des Zionismus im 19. Jahrhundert zuwenden und zuletzt der Staatsgründung im 20. Jahrhundert.

Die Väter Israels waren wandernde Nomaden, die zwischen Wüste und Kulturland hin- und herpendelten, in einer Region, die damals der Macht- und Einflußsphäre des ägyptischen Mittleren Reiches, also etwa Syrien und Palästina, unterlag. Verschiedene aramäische Stämme, also Familien und Großfamilien mit gemeinsamen geschichtlichen Schicksalen, gemeinsamer Wanderung und Landnahme zur Abwehr feindlicher Kräfte, wurden dort seßhaft.

Aus zwei Sechsergruppen der Jakobssöhne, einer Lea- und einer Rahelgruppe, wurde der Zwölfstämmeverband Israel, dessen Lebensmitte der Kultus war und als dessen zentrales Heiligtum eine Lade galt. Religiöse Lebensquelle war das prophetisch übermittelte Wort, ein Monotheismus (Eingottglaube).

Aus den Stammesangehörigen, den Nomaden, wurde eine Ackerbaukultur. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der bekannte Begriff „Hebräer“. Hebräer bezeichnet ursprünglich heimatlos gewordene Menschen, einen sozialen Status – also Menschen, die freiwillig zu Dienstleistungen in fremden Gemeinwesen verpflichtet sind. Vom Kulturland Kanaan übernahm man die Tradition des Tempelbaus, und die Oberpriesterschaft trat in den Vordergrund (ca. 1000 v.u.Z.).

Nach dem Sieg des Zwölferbundes über die heimischen Ammoniter wurde Israels erster König Saul ausgerufen, dessen Reich nur kurz währte. Das israelische Reich wurde ein zweites Mal unter König David – mit dem in Israel die Geschichtsschreibung beginnt – gegründet. Das Heiligtum brachte man nach Jerusalem und verband den Stämmeverband mit dem Königtum. Israel war das 1. Großreich im syrisch-palästinensischen Raum.

ToraIch erlaube mir nun, die folgenden Jahrhunderte mit wenigen Worten zusammenzufassen. Es folgten Thronwirren, Kriege, Vertreibungen, Deportationen. Assyrer, Babylonier, Griechen und zuletzt die Römer besetzten das in Israel und Juda zerfallene Reich, welches ab 125 u. Z. wieder Palästina genannt wurde. Die Juden verteilten sich nach Asien, Afrika und Europa und erlebten immer wieder Vertreibungen, Pogrome und Verfolgung.

Kommen wir als nächstes zur zionistischen Bewegung, die im deutschsprachigen Raum ihren Anfang genommen hat.

Nach der Französischen Revolution 1789 kam es immer mehr zu einer rechtlichen Gleichstellung der Juden, was zu einem Wandel des jüdischen Selbstverständnisses führte. Eine Einheit von Religion und Volk war nicht mehr gegeben, die Religion war nur noch eine Konfession neben anderen. Begründer und Gestalter der jüdischen Nationalbewegung ist Moses Hess mit seinem Buch „Rom und Jerusalem“, worin er einen ethischen Sozialismus mit aufgeklärtem Nationalismus verband. Der Name ZIONISMUS für die Bewegung ist erstmals bei Nathan Birnbaum 1893 belegt. Dagegen gab erst Theodor Herzls Schrift „Der Judenstaat“ (1896) den Anstoß zur organisatorischen Zusammenfassung bestehender nationaljüdischer Vereine – der politische Zionismus war geboren.

Innerhalb des Zionismus gab es verschiedene ideologische Strömungen, die ich hier kurz skizzieren will:

a) sozialistische Parteien: Diese sehen den Zionismus nicht als Erscheinungsform des Nationalismus an, da die Judenfrage für sie keine nationale, sondern eine soziale Frage ist und den Internationalismus, den Kampf der Arbeiter gegen den Kapitalismus gefährde.
b) Zentrumsparteien (auch allgemeiner Zionismus genannt): Ihre Forderungen waren Palästina, Nationalautonomie und Gleichberechtigung in der Diaspora.
c) Religiöse Parteien: Sie bewerteten den Zionismus unterschiedlich. Zwei Strömungen 1902 Misrachi (geistiges Zentrum) und 1911 Bund Israels Religion stand bei beiden vor der nationalen Idee das Talmudsche Gebot ist in Palästina zu leben!
d) Revisionisten: Großraumdenken, wollen Palästina beiderseits des Jordan militärisch erobern, stehen im Gegensatz zur jüdischen Arbeiterschaft, Prinzip der privat-kapitalistischen Wirtschaft und Ablehnung des Klassenkampfes.

Israelische MünzeEin wesentlicher Bestandteil der Judenfrage war die Assimilation. 1893 wurde der „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ gegründet, der ebenso, wie z. B. der „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ u.a. eine Assimilation in den Heimatländern wünschten bzw. den Zionismus als rückständig betrachteten.

Unter dem NS hatten die Zionisten großen Zulauf, da die Nationaljuden grundsätzlich mit deutsch-völkischen Theoretikern übereinstimmten. Ihre Losung auf die Nürnberger Gesetze war: „Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck“.

Kommen wir zum dritten Akt, der Entstehung des heutigen Israels. Auf einer Fläche von 20770 qkm leben ca. 5 Millionen Menschen. Nachbarn sind im Norden Libanon, im Osten Syrien und Jordanien, im Süden begrenzt durch das Rote Meer, im Südwesten von Ägypten und im Westen vom Mittelmeer. Schon 1917 bekam Chaim Weizman von der britischen Regierung das Versprechen, daß eine jüdisch nationale Heimstätte geschaffen werden sollte.

Bilder von IsraelImmer wieder wanderten Siedler in Palästina ein, welches unter britischem Mandat stand, gegen das sich die Juden wehrten. 1947 gab England das Problem an die Vereinten Nationen ab, die eine Beendigung des Mandates empfahlen. Darüber hinaus wurde ein Abzug der britischen Truppen gewünscht und eine Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat (UN-Resolution vom 29.11.1947).

Die Araber lehnten ab – es kam zum Bürgerkrieg. Am 14.5.1948 endete das Mandat und Israel rief seinen Staat aus. Truppen aus Transjordanien, Syrien, Ägypten, Libanon und Irak fielen ein, und der Nahostkonflikt begann. 1948 kam es zu Waffenstillstandsverträgen. Das Territorium war zu diesem Zeitpunkt etwas größer als von den UN vorgesehen; ca. 600 – 800000 Araber wurden vertrieben und in Lagern gehalten, aus denen sich die PLO rekrutierte. Ein „Rückkehrgesetz“ von 1950 zog in den folgenden Jahrzehnten 1,7 Millionen Juden in die neue Heimat.

Immer wieder kommt es zu kriegerischen Handlungen mit Nachbarn, Besetzungen von Gebieten (Sinai, Gaza). Israel wird finanziell und militärisch von den USA unterstützt und seit 1952 zudem durch „Wiedergutmachungszahlungen“ aus der BRD. Erster Staatspräsident war Chaim Weizman (1949 – 1952). Eine Verfassung hat Israel nicht, nur acht Grundgesetze und einige andere Gesetze, die Menschen- und Bürgerrechte klären.

Israel wurde erstmals durch den Friedensvertrag mit Ägypten (26.3.1979) – im so genannten „Camp David-Abkommen“ – von einem arabischen Staat anerkannt.

Verwendete und weiterführende Literatur:

  • Hans-Joachim Kraus: „Israel“, in: Propyläen Weltgeschichte, Bd. 2 „Hochkulturen des mittleren und östlichen Asiens“, hrsg. Von Golo Mann und Alfred Heuß, Frankfurt/Main, 1991, S. 237-349.
  • Michael Krupp: „Die Geschichte des Staates Israel“, Gütersloher Verlagshaus GmbH, 2004.
  • Eugene H. Merill: „Die Geschichte Israels“, Hänssler, 2002

Martin Dembowsky