Beruf Mutter oder die Führung eines Jungunternehmens

Als Leiterin eines Jungunternehmens überlegt man sich immer wieder, wie man Ressourcen nutzbar machen und sein Unternehmen bestmöglich zum Erfolg führen kann. Doch was ist eigentlich Erfolg? Wie lässt er sich bei dem von mir geführten Unternehmen definieren? In der Unternehmensführung unterscheide ich mich sicherlich nicht durch Fachkompetenz zu anderen ähnlich strukturierten Unternehmen.

Als Dienstleister biete ich Service rund um die Uhr an. Gerade gestern war ich auch wieder auf Abruf bereit. Selbstverständlich wird man immer dann abgerufen, wenn bei anderen der Tiefschlaf gerade einsetzt. Aber darüber sehen wir locker hinweg, denn wir sind ja ein absoluter Vollprofi, was den Schlafmangel anbelangt.

Über flexible Öffnungszeiten kann ich mich nur wundern: Wo andere noch verhandeln, wurde sie bei uns einfach beschlossen. Es gibt keine Öffnungszeiten, nein vielmehr noch, es gibt keine „Geschlossenzeiten“.

Beruf MutterDen ganzen Tag stehen wir mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Reklamationen nehmen wir freundlich, müde lächelnd entgegen und versuchen sie abzustellen, schon aus einem ureigensten Interesse.

Freundliche oder gar hilfreiche Unterstützung erfahren wir in unserem Umfeld wenig, nein im Gegenteil ist das Klientel um uns herum eher zum Mobbing bereit. Oftmals ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Immer dann, wenn sich das Gefühl einstellt, man sei auf dem Laufenden oder sogar Tagesglatt, dann schlägt die Bombe ein und wir können uns vor Aufträgen nicht mehr retten.

Wenn wir glauben, wir haben unsere Mitarbeiter hoch motiviert zur Selbstständigkeit geführt, dann belehren sie uns doch eines Besseren oder das Schicksal hat es einfach so vorbestimmt. Auch der hohe Krankenstand lässt unser Jungunternehmen auf sehr wackeligen Beinen stehen, aber egal wie schlimm es auch kommen mag, wir halten durch und ziehen den Karren wieder aus dem Dreck.

Und wenn es auch der Kinderwagen mit den Profilreifen ist, den Man(n) unachtsam durch einen Haufen einer deutschen Riesendogge mit Vorder- und Hinterrädern bugsiert hat. Nein, wir Mütter geben nicht auf, wir schließen nicht den Laden oder machen mal blau und fahren einfach ins Grüne, ohne unsere Kinder!

Wir haben einen Fulltime-Job, egal ob als „Nurhausfrau und Mutter“ oder als berufstätige Mutter, als alleinerziehende Mutter, Mehrlingsmutter oder Mutter mehrerer Kinder. Warum wird das in unserem Lande nicht entsprechend anerkannt? Warum gönnt man uns nicht auch mal den Erfolg?

Wie ist Erfolg in diesem Bereich überhaupt feststellbar? Manchmal ist es doch schon ein Erfolg den Tag überhaupt überstanden zu haben. Ich denke da an Krisensituationen, wie Brechdurchfall, Windpocken oder Läusealarm. Die unzähligen Maschinen Wäsche, die "frau" mal eben nebenbei erledigt, das Essen für die Familie auf den Tisch bringt, den Einkauf erledigt, das Heim in Ordnung hält, die Kinder pflegt und hegt.

Wer würde das schon freiwillig tun? Wir, die Mütter eben. Aber warum fällt es anderen denn so schwer einer Mutter mal auf die Schulter zu klopfen oder besser noch, sie liebevoll in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen: „Ich habe wirklich große Achtung vor dem, was du da leistest und was du da täglich und zum Teil auch nächtlich vollbringst!“ Nein, immer dann, wenn Mutter aus dem letzten Loch pfeift und am Ende ihrer Kräfte angelangt ist, kommen wohlwollend gemeinte Ratschläge aus dem näheren Familienkreis.

Beruf MutterFür die, die jetzt ein bisschen betroffen sind, ein kleiner Tipp: Nicht kritisieren, sondern agieren. Fragt doch die hysterisch wirkende Mutter, die euch völlig abgehalftert gegenüber steht, ob ihr ihr helfen könnt, indem ihr auf ihre Kinder aufpasst, damit sie mal schlafen kann.

Oder kocht ihr mal ihr Lieblingsessen. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ihr ein Strahlen zurück in die Augen und ein Lächeln auf die Lippen kommt. Sie wird es euch ewig danken.

Wenn sie dann mal Hilfe braucht, wird sie sich sicherlich auch vertrauensvoll an euch wenden und dann habt ihr wirklich was erreicht und könnt mitreden.

Ratschläge, wie: "du könntest auch mal wieder zum Sport gehen und ein bisschen mehr aus dir machen", helfen nicht! Eine ausgeglichene zufriedene Frau wird auch immer eine gute Mutter sein und davon profitiert doch so ein kleines Jungunternehmen. Ich denke Erfolg ist, wenn ich an manchen Tagen die Muße und die Kreativität besitze, mir mit meinen Kindern fern von irgendwelchen Ratgebern oder vorgefertigten Scheinwelten, neue Spiele ausdenke und aus Herzenslust mitspiele.

Wir saßen zum Beispiel einmal im Kinderzimmer mit drei Feuerwehrhelmen auf dem Kopf und spielten: Es regnet Memory-Karten! Pädagogisch wertvoll oder nicht – meinen Kindern hat es irrsinnig Spaß gemacht und mir auch. Das Aufräumen haben meine Kinder erwartungsvoll alleine erledigt in der Hoffnung, Mama hat noch mehr so tolle Spiele auf Lager. Aber da kam mal wieder der Direktor in mir durch, denn es war Zeit für das Abendessen und die Kinder anschließend ins Bett zu bringen.

Ab und zu haben wir dann wieder solche kleinen Highlights, dann lese ich nicht das Pixibuch vor, sondern singe es vor. Und wir haben einfach nur Spaß, das kann mir kein anderer Beruf geben. Dieses Gefühl meine Kinder in die Arme zu nehmen und einfach nur um ihrer selbst willen zu lieben, möchte ich nie mehr missen.

Viel Freude mit Ihren Kindern!

Christina Oskui