Richtiges Verhalten bei Gewitter & Blitzeinschlag

Hier haben wir interessante Fakten über Gewitter und Blitze für Sie gesammelt. Außerdem gibt es noch einige praktische Tipps, wie man sich bei Gewitter verhält bzw. auch zu Hause seine technischen Geräte vor Blitzschlag / Überspannung schützen kann.

Video: Was tun bei Gewitter & Blitzschlag

Hier können Sie sich eine Zusammenfassung unserer Tipps zu diesem Thema auch als Video ansehen. Im Weiteren finden Sie die wichtigsten Fakten und detailliertere Tipps auch als Text unter dem Video.

Was tun bei Gewitter? Gewitter Entfernung berechnen!

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Was macht ein Gewitter gefährlich?

Wenn sich bei uns im Sommer dunkle Wolken im Himmel zusammenbrauen, ist oft ein Gewitter – und damit auch Blitz und Donner – nicht weit. So ein Naturschauspiel ist zwar schön und imposant, es kann aber auch einigen Schaden anrichten.

Neben starkem Regen und Hagel werden uns beim Gewitter vor allem die Blitze gefährlich. Nach dem Blitzinformationsdienst von Siemens [1] werden allein in Deutschland im Jahr ca. eine halbe Million Blitze gezählt. Die meisten Entladungen finden jedoch in den Wolken statt – sprich nur etwa 10 % der Blitze erreichen den Boden. Das wären dann aber immer noch 50 000 Blitze, die uns gefährlich werden können – also eine ganze Menge.

Verhalten bei Gewitter

Damit man vernünftig mit der Frage „Was tun bei einem Gewitter?“ umgehen kann, will ich zunächst ein paar wichtige Hintergrund-Infos geben.

Wie entstehen Blitze?

Eine Gewitterwolke kann man sich ähnlich wie eine riesige Batterie vorstellen, in der positive und negative elektrische Ladungen in verschiedenen Bereichen gespeichert sind. Dieser Ladungsaufbau erfolgt durch ständige Zusammenstöße von Eisteilchen und Wassertröpfchen.

Bei diesen Zusammenstößen laden sich die Teilchen mit elektrischer Ladung auf: Die leichteren, positiv geladenen Teilchen bewegen sich nach oben. Die schwereren, negativ geladenen Teilchen sinken nach unten.

Wird der Unterschied zwischen positiven und negativen Ladungen groß genug, sucht elektrische Energie einen Weg, diesen Unterschied auszugleichen. Dies kann innerhalb einer Wolke, zwischen verschiedenen Wolken oder zwischen einer Wolke und dem Erdboden geschehen.

Wenn die elektrische Energie einen solchen Weg findet, dann fließt sie sehr schnell entlang dieses Weges. Das sehen wir als Blitz. Der Blitz ist extrem heiß und bringt die umgebende Luft zum Leuchten. Das erklärt das helle Licht, das unsere Augen wahrnehmen.

Durch die enorme Hitze des Blitzes wird die umgebende Luft so stark und schnell erhitzt, dass sie sich explosionsartig ausdehnt. Diese schnelle Ausdehnung erzeugt eine Schallwelle, die wir als Donner hören. Da sich Licht schneller ausbreitet als Schall, sehen wir den Blitz immer einige Augenblicke bevor wir den Donner hören.

Wie entsteht der Donner bei Gewittern?

Wenn ein Blitz entsteht, heizt sich die Luft im Blitzkanal bis zu 30 000 °C auf und übersteigt damit sogar die Temperatur der Sonnenoberfläche. Die heißen Gase dehnen sich dabei explosionsartig aus, was eine enorme Druckwelle verursacht, die wir dann als lauten Knall – oder Donner – wahrnehmen.

Da sich Licht und Schall unterschiedlich schnell in der Atmosphäre bewegen, können wir mit einem einfachen Trick selbst ganz einfach berechnen, wie weit ein Blitz von uns entfernt ist. Die Rechenmethode mit Beispielen können Sie im Artikel „Gewitter: Entfernung mit Blitz und Donner selbst berechnen“ nachlesen.

Wie entsteht Blitze Donner

Wie kann ich mich vor Blitzen schützen?

Die erste Wahl sind natürlich Gebäude, die uns mit Blitzableitern vor dem Blitzstrom schützen. Aber auch Autos bieten als faradayscher Käfig ausreichend Schutz vor der hohen Elektrizität. Sie leiten den Blitzstrom außen ab, sodass der Innenraum vor der Hochspannung sicher bleibt.

Sind weder Häuser noch das eigene Auto in der Nähe, muss man kreativ werden. Bäume schützen zwar gegen Regen aber nicht gegen Blitze. Sie können beim Einschlag regelrecht explodieren. Außerdem leitet der menschliche Körper Strom besser als Holz, d. h. der Blitzschlag kann leicht vom Baum auf den Menschen überspringen.

Was also bei Gewitter im Freien tun? Blitze, die den Erdboden erreichen, suchen sich oft den kürzesten Weg, d. h. im Freien sollten wir die höchsten Erhebungen (Hügel, Telefonmasten, alleinstehende Bäume etc.) meiden und tiefer gelegene Gebiete aufsuchen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von Kontakt mit Metall und Wasser während eines Gewitters. Beide leiten Elektrizität und können die Gefahr eines Blitzschlags erhöhen. Halten Sie sich fern von Zäunen, Geländern und vermeiden Sie es, in der Nähe von Gewässern zu sein.

Fakt ist: Gegen einen direkten Treffer hat man keine Chance – aber die meisten Schäden entstehen durch den sogenannten indirekten Blitzschlag. Dabei wird ein Objekt oder Mensch nicht direkt getroffen, sondern der Blitz schlägt in der Nähe ein, wodurch sich der Blitzstrom über den Boden ausbreitet und dabei noch Schaden anrichtet.

was tun bei gewitter

Je leitfähiger der Boden (z. B. durch Nässe) ist, desto weiter und stärker kann der Blitzstrom fließen. Bei einer nassen Wiese können dies schon mal 30 Meter oder mehr sein. Hier kann eine gut isolierende Sohle und trockener Boden das Überspringen der Spannung verhindern oder zumindest stark abschwächen.

Insofern sind gut isolierte Schuhe und ein möglichst trockener Boden – z. B. einen Wald / Unterstand – als Blitzschutzmaßnahmen im Freien empfehlenswert.

Aufziehendes Gewitter im Freien erkennen

Wer den Wetterbericht nicht kennt, kann anhand bestimmter Anzeichen darauf schließen, dass ein Gewitter aufziehen wird.

Zunächst ist eine sichtbare Veränderung des Himmels ein deutliches Warnsignal. Der Himmel kann sich schnell von klar zu dunkel verfärben, wobei große, dunkle, oft turmartige Wolken aufsteigen. Diese Cumulonimbus-Wolken sind typisch für Gewitter und ein untrügliches Zeichen dafür, dass es Zeit ist, Schutz zu suchen.

Blitz und Donner sind weitere deutliche Anzeichen. Wenn Sie Blitze sehen oder Donner hören, ist ein Gewitter definitiv im Anmarsch. Die Zeit zwischen Blitz und Donner kann Ihnen sogar helfen, die Entfernung des Gewitters abzuschätzen. Dies ist nützlich, um zu entscheiden, wie dringend Sie Schutz suchen müssen.

Eine plötzliche Änderung der Windrichtung oder eine deutliche Zunahme der Windgeschwindigkeit kann ebenfalls ein Anzeichen für ein herannahendes Gewitter sein. Solche Windänderungen sind oft Vorboten einer Gewitterfront.

Auch ein plötzlicher Temperatursturz, vor allem nach einem feuchtwarmen Tag, kann auf ein Gewitter hinweisen. Gewitter bringen kühle Luftmassen mit sich, die die Umgebungstemperatur rasch absinken lassen.

Weniger offensichtlich sind auch Druckänderungen. Ein rascher Abfall des Luftdrucks ist typisch für ein herannahendes Gewitter. Manche Menschen nehmen diese Veränderung in Form von Kopfschmerzen oder Unwohlsein wahr.

Interessanterweise kann auch der Geruch nach Ozon, ein frischer, stechender Geruch, der vor einem Gewitter auftritt, ein Hinweis sein. Er entsteht, wenn Ozon aus höheren Luftschichten durch Blitzentladungen näher an die Erdoberfläche gebracht wird.

Überspannungsschutz für Elektrogeräte

Im eigenen Haus sind wir zwar selbst vor direkten Blitzschlägen sicher, aber Blitzströme können auf andere Weise Schaden anrichten. Denn im Haus gibt es eine Menge leitfähiges Material, das den Strom von Blitzeinschlägen von Außen ins Innere weiterleiten kann – sprich Strom-, Telefonleitungen und Wasserleitungen.

Die normalen Sicherungskästen schützen ihre Elektrogeräte übrigens nicht vor Überspannungsschäden, da sie zu langsam reagieren. Am sichersten ist alle Geräte auszustecken – wo keine Verbindung, da kein Stromfluss.

Die Stromleisten nur abzuschalten, kann nur bei indirektem Blitzschlag – d. h. geringer Überspannung – helfen. Bei einem direkten Blitzeinschlag ist der Blitzstrom so hoch, dass er den Schalter überspringt und so trotzdem noch alles zerstört.

Als zusätzliche Absicherung kann man sich noch Steckdosen mit Überspannungsschutz kaufen. Die Qualität solcher Steckdosen ist jedoch sehr unterschiedlich, d. h. manche bieten trotz Zertifizierung viel zu wenig Schutz gegen hohe Blitzströme. Wer hier auf Nummer Sicher gehen will, sollte dringend vorab prüfen, wie hoch der Überspannungsschutz bei einem Anbieter tatsächlich ist.

Überspannungsschutz Steckdosenleiste gegen Blitzeinschlag

Der Router oder das Telefon hängen zudem noch an der Telefonleitung, die ebenfalls Überspannungen übertragen kann. Diese kann man mit Telefondosen mit Überspannungsschutz absichern.

Stromschläge über Wasserleitungen kann man ganz einfach vermeiden, indem man bei Gewitter nicht duscht, abwäscht oder badet.

Fun Fakts: Dumme Ratschläge gegen Blitzschlag auf einen Blick

Im Internet findet man zum Thema „Verhalten bei Gewitter“ häufig recht seltsame bis bizarre Empfehlungen von „Experten“. Die beste Zusammenfassung wird hier von der ARD – Planet Wissen [2] – gegeben, die ich kurz zitieren und kommentieren will.

Zur Frage: „Verhalten bei Gewitter im Freien?“

Zitat: „Experten raten tatsächlich, sich mit geschlossenen Beinen hüpfend aus dem Zentrum des Gewitters zu entfernen, wenn es unbedingt sein muss.“

Zitat: „Wer im Freien von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich daher nie flach auf den Boden legen, sondern immer in die Hocke gehen und die Beine möglichst dicht zusammenstellen. Mehrere Personen, die zusammen im Gewitter unterwegs sind, sollten möglichst Abstand voneinander halten.“

Kommentar: Angeblich soll diese „Speed-Hopping-Gewitterflucht“ und die „Loch-Hock-Methode“ den Sinn haben, sich vor Schrittspannung bei indirekten Blitzeinschlägen zu schützen. Dummerweise sammelt sich in Senken gerne Wasser, d. h. man wird bei einem nahen Blitzeinschlag besonders gut gegrillt.

Auch die Hüpf-Methode scheint mir – neben der drohenden Blamage – als Fortbewegungsart wenig praktikabel. Meine Befürchtung wäre hier eher an einem Kreislaufkollaps zu sterben, als an einem Blitzschlag.

Zitat:Weg mit Handy und Fahrrad – Wichtig ist es auch, bei Gewitter Abstand von Metall zu halten: Zwar ziehen Fahrräder, Handys, Skistöcke und Geländer den Blitz nicht an; wenn er aber dort einschlägt, dann leiten Metallgegenstände den Strom besonders gut weiter – das kann zu massiven Verbrennungen führen.

Kommentar: Das gilt auch für Schlüssel, Ringe, Halsketten, Reißverschlüsse und Brillen mit Metallgestell usw., d. h. wer besonders viel Metall mit sich trägt, würde im Extremfall halbnackt durch die Gegend laufen.

Hier kann ich „Experten“ nur raten, ihre eigenen „Ratschläge“ vorab selbst zu testen. Zumindest schätze ich die Wahrscheinlichkeit, als Exhibitionist verhaftet zu werden wesentlich höher ein, als vom Blitz getroffen zu werden.

Viel Spaß beim nächsten Gewitter!

Quellenangaben

[1] BLIDS – Blitzinformationsdienst von Siemens – https://www.industry.siemens.com/services/global/de/portfolio/plant-data-services/blids/seiten/default.aspx

[2] ARD – Planet Wissen – https://www.planet-wissen.de/natur/klima/wetterphaenomene/pwieverhaltenbeigewitter100.html

Andrea Munich