Stellensuche: Vorbereitung einer Bewerbung per Telefon

Einen neuen (und guten) Job zu finden, ist in der momentanen Situation Deutschlands nicht einfach. Immerhin gibt es viel mehr Bewerber, als angebotene Stellen, sodass man als Arbeitssuchender kreativ werden muss, um eine neue Arbeitsstelle zu finden. Da ich selbst arbeitslos war, gebe ich Ihnen in diesem Artikel ein paar Tipps, wie es mir gelang meine Arbeitslosigkeit zu beenden.

Die von mir entwickelte Methode ist denkbar einfach und funktioniert auch ohne Internetanschluss. Das einzige „Werkzeug“, das Sie zur Ausführung Ihrer Bewerbung benötigen, ist ein ganz normales Telefon. Soweit so gut – sicher werden Sie sich jetzt fragen, wie das Ganze funktionieren soll. Deshalb werde ich meine Vorgehensweise Schritt für Schritt erläutern.

Um an Adressen und Telefonnummern von Firmen zu kommen, nutze ich zunächst das Telefonbuch, die Gelben Seiten, sonstige Branchenverzeichnisse, Kundenadressen, Kleinanzeigen etc. und schreibe mir den Namen der Firma plus Telefonnummer heraus. Man kann auch ins nächste Arbeitsamt gehen und sich dort die freien Stellen für den eignen Wohnort geben lassen. Im Arbeitsamt stehen gewöhnlich auch Computer mit Internetanschluss zur Verfügung, mit denen Sie nach Jobbörsen suchen können.

Wenn Sie einen Internetanschluss haben, können Sie das Ganze natürlich auch bequem von Zuhause aus erledigen. Manchmal bietet es sich an, die Internetseite Ihrer Stadt aufzurufen. Dort werden meist Branchenverzeichnisse der Umgebung aufgeführt.

Wichtig ist, dass Sie wirklich alles sammeln, was an Stellenangeboten, Firmenadressen etc. für Sie in Frage kommen könnte. Dazu zähle ich auch Firmen, wo noch nicht klar ist, ob sie jemanden mit Ihrer Qualifizierung brauchen. Sie können beim Sammeln nichts falsch machen. Sammeln Sie also lieber zu viel als zu wenig.

TelefonbewerbungDoch bevor ich ein Gespräch mit einer Firma – bzw. einem Personalleiter – führe, bereite ich mich zunächst auf das Gespräch vor. Zu diesem Zweck bereite ich Kärtchen vor, auf die ich die Firmennamen – mit Telefonnummer und Adresse – notiere. Die Karten selbst sollten so groß sein, dass man sich auf der Rückseite Notizen machen kann, z. B. Namen der Ansprechpartner oder bestimmte Vereinbarungen, die man während des Telefonierens mit dem Personalleiter getroffen hat.

Doch der wichtigste Teil bei der Telefonbewerbung ist die Art der Gesprächsführung, „WIE“ man mit dem Gesprächspartner telefoniert. Denn ein normales Bewerbungsgespräch besteht bekanntlich aus Fragen und Antworten. Genau darauf können Sie sich vorbereiten.

Dazu fertige ich ein zweites Set an Kärtchen an, auf denen jeweils eine erwartbare Frage des Personalleiters steht. Darunter notiere ich die vorformulierte Antwort. Die Kärtchen stelle ich auf dem Schreibtisch vor mich – ähnlich wie kleine gefaltete Postkärtchen – sodass ich während des laufenden Bewerbungsgesprächs jederzeit darauf Zugriff habe. Wird eine der Fragen gestellt, so kann ich mir das entsprechende Kärtchen nehmen und die vorformulierte Antwort ablesen bzw. der konkreten Frage entsprechend angepasst, paraphrasieren.

Bewerbung TelefonDer Sinn des Ganzen ist, dass ich mit dieser Methode auf die gängigsten Fragen gut vorbereitet bin und durchdachte Antworten parat habe. Dadurch kann ich Stress vermeiden und komme für den Gesprächspartner ruhig und gelassen rüber. Im besten Fall wirke ich damit zielorientiert und kompetent. Schließlich will ich mein Gegenüber dazu bringen, sich für mich zu interessieren.

Grundsätzlich kann man sagen, je mehr Fragen mein Gesprächspartner stellt, desto mehr steigen meine Chancen, ein Vorstellungsgespräch in die Wege zu leiten. Oft ist auch die Anzahl der Fragen ein Indiz dafür, dass die Firma tatsächlich ein Job zu vergeben hat. Gäbe es keinen, bestünde auch kein Grund für ein ausführlicheres Bewerbungsgespräch.

Damit Sie eine Vorstellung von Standardfragen bekommen, habe ich eine Liste von Fragen angefertigt:

  • Warum bewerben Sie sich gerade bei uns?
  • Woher kennen Sie unsere Firma?
  • Wie stellen Sie sich die Arbeit bei uns vor?
  • Sind Sie jetzt arbeitslos/arbeitssuchend?
  • Seit wann sind Sie arbeitslos/arbeitssuchend?
  • Was haben Sie für eine Ausbildung?
  • Haben Sie Familie?
  • Wie alt sind Sie?
  • Wer war Ihr letzter Arbeitgeber?
  • Haben Sie eine Ausbildung mit Abschluss?
  • Sind Sie vorbestraft?
  • Wo haben Sie früher gearbeitet?
  • Worin genau bestand Ihre Tätigkeit?
  • Was haben Sie bisher verdient?
  • Was möchten Sie bei uns verdienen?
  • Was haben Sie, seitdem Sie arbeitslos sind, so getan?
  • Kennen Sie jemanden in unserer Firma?
  • Haben Sie Computerkenntnisse?
  • Haben Sie Fremdsprachenkenntnisse – sprechen Sie eine Fremdsprache?
  • Wie ist Ihr Gesundheitszustand?
  • Sind Sie telefonisch, per E-Mail erreichbar?
  • Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
  • Haben Sie ein Auto?

Mit diesen Fragen und Antworten machen Sie einen guten Anfang. Wichtig ist, dass Sie aus Ihren Erfahrungen beim Telefonieren lernen. Wird Ihnen beispielsweise eine Frage gestellt, bei der Sie ins Stocken kommen – oder nur eine schlechte Antwort parat haben – fügen Sie diese Ihrer Fragensammlung hinzu. So wird es mit der Zeit immer weniger Fragen geben, auf die Sie unvorbereitet sind und können bei jedem Bewerbungsgespräch am Telefon immer kompetenter agieren.

Was die Antworten auf die Fragen betrifft, werden Sie schnell feststellen, dass sich einige Fragen recht leicht beantworten lassen. Andere wiederum werden sehr schwer zu formulieren sein. Wenn Ihnen also schon beim Schreiben der Kärtchen auffallen sollte, dass eine bestimmte Frage Sie ins Stocken bringt, wissen Sie, dass Sie diese Antwort ganz besonders sorgfältig durchdenken sollten. Denn genau das ist ein Indiz für ein „Problem-Thema“, bei dem Sie im „Stehgreifgespräch“ mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Stottern kommen.

Fangen Sie mit den Antworten an, die Ihnen leicht fallen. Formulieren Sie erst danach die etwas schwierigeren Antworten. So haben Sie schon am Anfang ein kleines Erfolgserlebnis.

Machen Sie sich Folgendes bewusst: Der Personalleiter, am anderen Ende der Leitung, hat die Möglichkeit, Sie „gnadenlos“ auszufragen. Darauf – und auf eventuelle Überraschungen – können Sie sich gar nicht gut genug vorbereiten. Es kann natürlich auch der Fall auftreten, dass Ihr Gesprächspartner zu Beginn nur wenige (oder sehr einfache) Fragen stellt, um Ihre Antwortbereitschaft zu testen und Sie „locker zu machen“.

telefonische BewerbungGehen Sie immer davon aus, dass Sie mit einem erfahrenen Profi zu tun haben. Im Vergleich zu ihm sind Sie ein Laie. Um dieses „Missverhältnis“ zu Ihren Gunsten auszugleichen, werden Ihnen die Kärtchen wertvolle Dienste leisten. Außerdem empfehle ich Ihnen, dass Sie auch bei „problematischen Fragen“ immer so dicht wie möglich an der Wahrheit bleiben. Es gibt wohl nichts Peinlicheres, als Lügen im Nachhinein korrigieren zu müssen.

Eine weitere Frage ist, wie ich herausbekomme, ob eine Firma überhaupt Angestellte braucht. In anderen Worten: Wenn ich mit einem Firmenangestellten (Personalleiter) telefoniere, denke ich nicht primär an den Job, sondern daran eine Chance für ein Vorstellungsgespräch zu bekommen. Bekommt man diese Chance, kann man zumindest davon ausgehen, dass diese Firma Mitarbeiter sucht, auch dann, wenn sie nicht eine Kleinanzeige in einer Zeitung oder im Internet inseriert hat.

Zur Methode – der Bewerbung über das Telefon – sei gesagt, dass es sich bei den momentanen Preisen um eine sehr kostengünstige Variante handelt, einen Erstkontakt mit dem künftigen Arbeitgeber herzustellen. Sie können sich die Angebote der Telefongesellschaften ansehen, z. B. einer Telefonflatrate, mit der man deutschlandweit zu einem Festpreis durchgängig telefonieren kann. Solche Telefonflatrates sind mit etwa 10 Euro pro Monat (Stand April 2007) sehr günstig und belasten den Geldbeutel kaum.

Ein weiterer Vorteil der Bewerbung am Telefon ist, dass Sie den Zeitpunkt des Kontaktes selbst wählen können. Suchen Sie sich eine gute Zeit aus, bei der Sie mental fit und ausgeruht sind. So können Sie mit den besten Ausgangsbedingungen Ihren Erstkontakt starten. Aber auch bei den Firmen selbst gibt es ungünstige Zeiten. Diese sind gewöhnlich Montag vormittags oder Freitag nachmittags.

Montag vormittags kann es leicht passieren, dass der Mitarbeiter das Wochenende noch nicht verarbeitet hat und noch etwas genervt seinen gewohnten Arbeitsrhythmus sucht. Freitag nachmittags denken viele schon ans Wochenende und wollen sich nur ungern mit zusätzlichen Arbeiten oder Aufwand belasten. Die restlichen Zeiten sind neutral und eignen sich gut für den Erstkontakt.

Noch ein Tipp für Anfänger: Probieren Sie vielleicht erst einmal ein Gespräch bei einer Firma, bei der Sie gar nicht anfangen wollen! Ja Sie haben richtig gehört! Egal mit wem Sie sprechen, Sie werden sehen, dass die ersten Gespräche die schwersten sind. Erst mit einiger Übung gewinnen Sie an Sicherheit. Wie heißt es so schön? Training hilft weiter und Praxis macht perfekt!

Wenn Sie so vorgehen und ein Gespräch vermasseln, haben Sie sich nicht geschadet. Wichtig ist, dass Sie beim „Arbeitgeber Ihrer Wahl“ später gut ankommen. Bedenken Sie dabei: Den ersten Eindruck kann man nicht mehr ändern. Und genau dieser erste Eindruck wird Ihnen die Türen öffnen oder verschließen. Eine zweite Chance werden Sie im Ernstfall nicht bekommen.

Eine andere Möglichkeit ist, Bewerbungsgespräche am Telefon mit Freunden zu simulieren. Sie werden vielleicht feststellen, dass die ersten 5 Gespräche (trotz Vorbereitung) noch ziemlich holprig verlaufen. Aber bei diesen „Trockenübungen“ schaden Ihnen diese Fehler nicht – im Gegenteil – sie machen Sie besser!

Bewerbung TelefonSie können solche Gespräche auch auf Tonband mitschneiden, damit Sie sich den Gesprächsverlauf später in Ruhe anhören können. Vielleicht fallen Ihnen – aus der Distanz des Beobachters – noch Feinheiten auf, die Sie in der Aktion selbst gar nicht bemerkten. Außerdem ergeben sich in solchen „improvisierten Telefon-Bewerbungen“ oft noch wichtige Fragen, an die Sie vorher gar nicht dachten. Fertigen Sie sich dafür neue Kärtchen an und formulieren eine gute Antwort für den „Ernstfall“.

Eine Tonbandaufnahme verrät Ihnen einiges darüber, wie Ihre Stimme am Telefon klingt. Da die meisten Menschen ihre Stimme als externer Zuhörer kaum kennen, können sie nur schwer einschätzen, wie die eigene Stimme bei anderen wirkt. Fehlgeformtheiten wie Nuscheln, ähs, Füllwörter oder eine zu leise Stimme, etc. werden Ihnen auffallen. Wenn man seine Sprechgewohnheiten kennt, lässt sich an Fehlern gezielt arbeiten.

Noch ein kleiner Tipp: Es kann helfen, einen Spiegel für die Gesichtskontrolle beim Telefonieren aufzustellen. Wenn Sie im Spiegel unfreundlich, müde oder gestresst aussehen, können Sie davon ausgehen, dass dies durch Ihre Stimme auch Ihr Gegenüber mitbekommen kann. Ein freundliches und entspanntes Gesicht ist ein Indiz dafür, dass Sie sich emotional in der richtigen Gemütslage befinden und diese Stimmung auch bei Ihrem Gesprächspartner ankommt.

Ein letztes Wort zu meinen Anregungen: Wenn das Anfertigen der Kärtchen nicht so „Ihr Ding“ ist, dann bitten Sie doch einen Freund oder Bekannten Ihnen dabei zu helfen. Gemeinsam gelingt es Ihnen bestimmt!

Viel Erfolg bei Ihren telefonischen Bewerbungen!

Dr. Rolf Schmelter