Zeckenplage: Sind Zeckenbisse echte Gefahr oder nur Panikmache?

Kaum ist es Frühjahr, schon geht es wieder los. Überall kann man lesen, wie gefährlich Zecken sind, welche schweren Krankheiten sie übertragen und wie schwierig es ist, sich vor dem heimtückischen Angriff zu schützen. Aber ist es wirklich so, dass man der unheimlichen Bedrohung so hilflos ausgeliefert ist?

Tatsache ist, da draußen sind Zecken. Tatsache ist auch, dass ein gewisser Prozentsatz davon mit Krankheitserregern befallen ist und dass einige Menschen nach einem Zeckenbiss krank werden, eventuell sogar daran sterben.

Wie gefährlich sind Zeckenstiche oder Zeckenbisse Aber ist das alles Grund, in Angst und Panik zu verfallen, sich vielleicht nicht mehr unbeschwert in der Natur zu bewegen?

Man kann sich vor Zeckenstichen schützen. Man kann die Aufenthaltsorte der Zecken meiden, man kann sich mit Repellentien einschmieren oder besprühen, man kann sich zeckensicher kleiden, man kann sich nach Ausflügen oder nach der Gartenarbeit nach Zecken absuchen, man kann eventuell doch vorhandene Zecken rechtzeitig und sachgerecht entfernen, man kann sich gegen FSME impfen lassen.

Wenn man das alles tut, dann ist das Risiko, vielleicht doch an einer zeckenübertragbaren Krankheit wie Borreliose oder FSME zu erkranken, minimal. Allerdings bedeutet es auch einen erheblichen Zeitaufwand und eine erhebliche Einschränkung.

Bevor man das auf sich nimmt, sollte man die Gesamtsituation betrachten. Die Aufenthaltsorte der Zecken zu meiden bedeutet, nicht mehr in die Natur, nicht in den eigenen Garten, nicht in den Park zu gehen. Ein solches Verhalten ist der Gesundheit vielleicht noch abträglicher als ein Zeckenstich. Denn Bewegung an der frischen Luft ist die wichtigste Gegenmaßnahme gegen Zivilisationskrankheiten. Diese sind viel häufiger, das Risiko ist viel größer als das eines Zeckenstiches.

Sich mit Repellentien zu behandeln, ist oft sinnvoll, schützen sie doch nicht nur vor Zecken, sondern auch vor Stechmücken und anderen Insekten. Allerdings muss man bedenken, dass die Chemikalien nicht ganz nebenwirkungsfrei sind. Oft sind für eine sichere Wirkung Dosierungen notwendig, die wirklich unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen. Um diese zu vermeiden, werden die Mittel dann weniger intensiv dosiert.

Das bringt mit sich, dass die Wirkung nur teilweise besteht und diese Maßnahme nicht ganz sicher ist. Man hat also die Wahl zwischen sicherer Wirkung inklusive Nebenwirkungen oder Verzicht auf die Nebenwirkungen, bei nur eingeschränkter Wirksamkeit. Für natürliche Substanzen gilt übrigens dasselbe, die sind auch nicht per Definition harmlos.

Das Tragen zeckensicherer Kleidung ist eine sehr wirksame Vorbeugungsmaßnahme. Dabei handelt es sich nicht um Spezialanfertigungen, sondern einfach um lange Hosen, lange Ärmel, eng anliegende kleine Halsausschnitte, feste Schuhe und Socken über den Hosenbeinen, besser Gummistiefel. Zecken können nicht durch die Kleidung stechen, sie können auch nicht durch die Kleidung an die Haut gelangen. Wenn man ihnen also keinen Zugang zur eigenen Haut lässt, dann bleiben sie draußen. Allerdings sprechen wir von den Sommermonaten.

Es bedeutet, keine kurzen Hosen, keine Tops, keine Sandalen, keine Sommerkleidung. Viele Menschen reagieren auf dieses Argument. Es ist genau wie mit den Fahrradhelmen, auf die häufig auch nicht aus prinzipiellen Überlegungen verzichtet wird, sondern weil sie die Frisur zerstören. Ob das vernünftig ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. In der Praxis wird es meistens so sein, dass man vor dem Kleiderschrank an alles denkt, nur nicht an Zecken.

Mit dem Absuchen des eigenen Körpers nach einem Aufenthalt im Freien ist es genauso. Das ist eine gute Maßnahme, aber man vergisst es. Die passende Gelegenheit kommt nicht vor, in Gesellschaft möchte man es dann doch nicht tun. Wenn man Zecken findet, dann sollte man sie sofort entfernen. Das bedeutet, dass man ein passendes Werkzeug zur Hand haben sollte. Diese Maßnahme kann jeder ergreifen, und da man sie nur einmal auszuführen braucht, vergisst man sie auch nicht so leicht.

Wer in einem FSME-Risikogebiet lebt oder dort seinen Urlaub verbringen möchte, der sollte eine Impfung gegen FSME ernsthaft in Erwägung ziehen. Das lässt sich gut realisieren, denn man muss nur ein paarmal zum Arzt.

Insgesamt wissen ganz viele Menschen, wie sie sich wirksam vor Zeckenstichen und ihren Folgen schützen können, schließlich wird es uns jedes Jahr zur Zeckenzeit wieder ins Gedächtnis gerufen. Dieses Wissen ändert nichts daran, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nur zum Teil eingehalten werden. Wer es also ernst meint, wer alle Zecken vermeidenden Maßnahmen konsequent die ganze warme Jahreszeit über einhält, der hat ein minimales Infektionsrisiko. Das Risiko derjenigen, die das Thema eher sorglos angehen, ist allerdings auch nicht viel höher.

Ständig in Angst vor einem Zeckenstich zu leben, bedeutet ständigen Stress. Stress ist definitiv ungesund, ein Zeckenstich ist es nur vielleicht. Andere Risiken im Leben sind größer als das Zeckenrisiko. Wo genau zwischen übertriebener Zeckenangst und kompletter Sorglosigkeit die vernünftige Mitte liegt, muss jeder für sich entscheiden. Es gibt da kein Absolutes richtig oder falsch, die eigene Risikowahrnehmung ist das Kriterium. Und auch das objektive Risiko ist nicht für jeden gleich.

Detailliertere Informationen zum Thema „Zecken“ finden Sie auf der Webseite „Zeckenzange-Zeckenentfernung.de„.

Astrid Kurbjuweit