Ökologisch Renovieren mit Sonne und Regen

Sonnenenergie und Regenwasser erneuern sich ständig und warum nicht diese kostenlosen Ressourcen der Natur nutzen? Denn Sonne und Regen senden keine Rechnung und sind unerschöpflich. Die vorbildhafte Althaussanierung am Beispiel des Wohnhauses der Familie Liebminger weist diesen Weg des zukunftsfähigen Bauens. Es entstand dabei ein ökologisches Superniedrig-Energiehaus mit Anwendung der Sonnenenergie für Erwärmung des Brauchwassers und für Heizzwecke. Aber auch das Regenwasser wird gesammelt und für WC-Spülung, Reinigungszwecke, Wäschewaschen sowie zur Gartenbewässerung gebraucht. Daneben werden auch einige Kniffe für Ihre Sanierung verraten.

Wie alles begann – Wohnhaus aus den 60er Jahren

Am Anfang war ein Zweifamilienwohnhaus, welches in den wirtschaftlichen Aufbruchsjahren der 60er Jahre erbaut wurde. Einfach nur mit vier Hausecken und darüber ein Satteldach mit einer Dachfläche nach Süden. Große Fenster nach Süden kennzeichnen das Haus noch. Aber sonst ein Haus wie jedes andere.

„Irgendwann stellte sich die Frage der Sanierung, denn am Dach gab es undichte Stellen“, erzählt Leo Liebminger. „Eigentlich träumte ich immer schon die kostenlose Sonnenenergie am Dach anzuzapfen“, so der Eigentümer. Und aus dem Traum entwickelte sich der Plan eine große Solaranlage im Zuge der Dachsanierung zu bauen. Diese sollte das Wohnhaus mit Warmwasser und zum Teil auch mit Heizenergie aus der Sonnenwärme versorgen.

Umstieg auf Solarenergie

Im Jahre 1998, Anfang Mai, erfolgte der Startschuss für die Erneuerung des Hausdaches und der Bau einer Vakuumkollektoranlage. Die Entscheidung fiel auf den Vakuumkollektor aus Gründen der höheren Solarträge im Winter für den Heizeinsatz. Aber auch die Optik der notwendigen Aufständerung zur Optimierung der Sonnenstrahlung war beim Vakuumkollektor schöner.

Zur Speicherung der erneuerbaren Sonnenenergie stand im Keller schon ein 500 Liter Solarboiler bereit. Daneben wurden noch zwei 1000 Liter Pufferspeicher zur Wärmespeicherung für Raumheizung installiert.

Im Sommer 1998 nahm die Solaranlage erfolgreich ihren Betrieb auf und sorgt nun Tag für Tag für warmes Wasser und größtenteils auch für die notwendige Heizenergie. Auch die beiden Geschirrspüler werden direkt mit solarem Warmwasser versorgt, was wertvollen und kostspieligen Strom spart. Seit Sommer 2003 wäscht auch eine besondere Waschmaschine mit einem Warmwasser- und Kaltwasseranschluss im Haus. Über dem Warmwasseranschluss gelangt solares Warmwasser und über den Kaltwasseranschluss kommt Regenwasser in die Waschmaschine.

Wenn die Sonne mal nicht ausreicht, dann wird mit Holz oder mit einem Gasbrennwertkessel nachgeheizt.

Was sind „Thermische Solaranlagen“?

Thermische Solaranlagen sammeln mit Hilfe von sogenannten Sonnenkollektoren die Sonnenwärme und nützen diese Energie für Brauchwassererwärmung sowie für die Heizungsunterstützung. Man unterscheidet thermische Solaranlagen nur für Brauchwasser und Brauchwasserbereitung in Verbindung mit teilweiser Unterstützung der Raumheizung im Winter.

Tipps: Solaranlagen für Brauchwasser

Als überschlägige Solaranlagendimensionierung für Brauchwasser empfehle ich – pro im Haushalt lebender Person – bei durchschnittlicher Südausrichtung folgende Sonnenkollektorfläche:

  • 2 m² bei Standardflachkollektoren
  • 1,5 m² bei Vakuumkollektoren

Bei Abweichung von mehr als 45° von der Südausrichtung der Solaranlage muss die Kollektorfläche um 10 bis 20 % vergrößert werden. Die Neigung der Kollektoren sollte für eine Ganzjahresnutzung um die 45 ° betragen. Aus dem gesamten Tagesbedarf an Warmwasser multipliziert mit 2 oder 2,5 ergibt sich die Speichergröße für Warmwasser.

Tipps: Solaranlagen für die Raumheizung

Ich empfehle, für die überschlägige Solaranlagendimensionierung für Unterstützung der Raumheizung, Flächenwärmeabgabesysteme wie Fußboden- und Wandheizungen mit niedrigen Vorlauftemperaturen. Bei diesen Fußboden- und Wandheizungen können mit 1 m² Kollektorfläche rund 5 m² Wohnnutzfläche beheizt werden.

Unter Anwendung von Heizkörpern können mit 1 m² Kollektorfläche nur rund 3 m² Wohnnutzfläche beheizt werden, weshalb davon eher abzuraten ist.Die thermischen Solaranlagengrößen liegen zwischen 20 und 50 m² Kollektorfläche bei einer Neigung von 50 – 70°. Die Auslegung der Pufferspeichergrößen zur Zwischenspeicherung der Sonnenenergie sollte unbedingt mit einem Simulationsprogramm erfolgen.

„Ein Superniedrigenergiehaus“

„Die Wärmedämmung der obersten Geschossdecke war der erste Schritt zum Superniedrigenergiehaus“, erläutert Leo Liebminger. Nach der Dachsanierung erfolgte die Wärmedämmung der obersten Geschossdecke aus hochverdichteter Steinwolle und einem begehbaren sowie unbrennbaren Belag. Durch die höhere Wohnqualität, Behaglichkeit und Einsparung der Wärmedämmung überzeugt, kam schon der nächste Gedanke des Bauherrns – das Haus ringsum mit Wärmedämmung einpacken und die Fenster tauschen. Jedoch nicht nur die Wärmedämmfähigkeit der Baumaterialien sollte eine Rolle spielen, sondern auch die anderen bauphysikalischen Eigenschaften wie Wasserdampfdurchlässigkeit, Schallschutz, Brandschutz usw.

2003 war es soweit: Die Kellerwände dämmte man mit 13 cm dicken Schaumglasplatten die eine echte ökologische Alternative zum herkömmlichen wasserfesten Polystyrol sind. Schaumglas ist wie der Name schon sagt ein mit Kohlendioxid aufgeblähter Glassand. Bei den Außenwänden fand eine wasserdampfdiffusionsoffene Dreischichtwärmedämmplatte aus Steinwolle beidseitig kaschiert mit magnesitgebundenen Holzwolleleichtbauplatten Anwendung. Diese Wärmedämmplatte hat eine Stärke von 12,5 cm.

„Für mich war nicht nur die Wärmedämmung entscheidend, sondern auch die Ökologie der Baustoffe“, unterstreicht Leo Liebminger wenn er auf die Fassade klopft. Während der Fassadensanierung sind auch die Fenster gegen neue hochwärmegedämmte Holz-Aluminium-Fenster getauscht worden. Auch hier legte man große Sorgfalt an den fachgerechten Anschluss der Wärmedämmung an die Fenster.

Was heißt „Niedrigenergiehaus“?

Niedrigenergiehäuser brauchen wesentlich weniger Energie für die Raumheizung als vergleichbare Standardhäuser. Einerseits werden dadurch Energiekosten gespart, andererseits haben die Bewohner eine wesentlich höhere Wohnqualität und Behaglichkeit. Vor allem Althäuser haben einen enormen Energieverbrauch und durch die richtige thermische Sanierung kann bis zu 85 % der Energieverbrauch gesenkt werden. Die Althaussanierung hat auch den Vorteil, das die „graue Energie“ wesentlich geringer ist, als bei einem Neubau.

Tipps zur Praxis

Beginnen Sie bei der Sanierung immer bei der Dachschräge, Spitzboden oder obersten Geschossdecke. Am einfachsten ist die oberste Geschossdecke zum unausgebauten Dachboden zu dämmen. Empfehlenswert sind Wärmedämmstoffstärken von 25 bis 30 cm.
Danach sollten Sie sich den Außenwänden und Fenstern widmen. Dämmen Sie die gesamten Außenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem oder wärmegedämmter hinterlüfteter Fassade. Empfehlenswert sind Wärmedämmstoffstärken von 10 bis 16 cm. Tauschen Sie auch die Fenster gegen neue wärmedämmende Fensterelemente und achten Sie auf den fachgerechten Anschluss zur neuen Fassade. Wenn notwendig dämmen Sie auch die Kellerdecke zum unbeheizten Kellergeschoss.

Natürliche Ressourcen nutzen – Regen bringt Segen

Das Wasser rauscht durch die WC-Spülung und der Bauherr erklärt mit ruhigen Gewissen: „Wertvolles und kostspieliges Trinkwasser wird hier nicht mehr vergeudet!“ Klospülung, Waschmaschinen, Gartenbewässerung und Reinigungswasserhähne werden mit glasklarem, geruchsneutralen und reinem Regenwasser bedient. Das Regenwasser wird über Dachflächen gesammelt und in einer unterirdischen Betonzisterne gespeichert. Von dort saugt ein Regenwassermanager das Regenwasser bei Bedarf eines Verbrauchers an und speist es in die Nutzwasserleitung ein.

Auch die Frau des Hauses bestätigt die neue Lebensfreude und Komfortsteigerung im alten und neuem ökologischen Superniedrigenergiehaus. Und der Bauherr plant schon wieder neue kühne Projekte: „Aus der Sonne Strom mit Photovoltaikzellen gewinnen, wenn es endlich dafür ähnliche Förderungen wie in Deutschland gibt“.
Nähere Informationen:

Was ist Niederschlagswasser?

Niederschlagswasser, welches dadurch entsteht, dass kleine, schwebende Wolkentröpfchen durch verschiedene Prozesse zu größeren Tropfen anwachsen, die von der Luftströmung nicht mehr getragen werden, ausfallen und den Erdboden erreichen. Der Wasserlieferant der Natur ist der Regen, die den Regen wie z. B. der Wald speichert und wiederum langsam abgibt. Ohne diese Pufferung des Regens gäbe es unzählige Überschwemmungen und Vermurungen.
Regenwasser ist eine wichtige natürliche Ressource, dass einfach und kostengünstig mit Regenwasseranlagen genutzt werden kann. Regenwassernutzungsanlagen können in Alt- und Neubauten installiert werden.

Tipps zur Praxis

Achten Sie auf eine ausreichend große Regenwasserzisterne. Empfehlenswert sind Speichergrößen von 6.000 bis 12.000 Liter, damit auch in regenärmeren Zeiten möglichst lange das Regenwasser genutzt werden kann. Betonzisternen haben den großen Vorteil, das diese das sauere Regenwasser eher neutralisieren und somit fast neutrales Wasser zur Verfügung steht. Erkundigen Sie sich nach Förderungen und vergünstigten Darlehen.

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten ökologischer Altbausanierung wissen wollen, besuchen Sie meine Webseite: OEKOHAUS

Autor: Heinz Leo Liebminger

Philognosie Team