Kampfsport: Tipps zur Suche nach der richtigen Schule / Verein

Eine Kampfkunst ist so gut wie der Lehrer, der sie unterrichtet. Aber wie finde ich die richtige Schule / Verein, die zu mir passt? Hier finden Sie Tipps und eine Vorgehensweise, wie man sich eine Kampfsportschule suchen kann.

Welche Kampfkunst interessiert mich?

Die meisten Interessierten wissen nicht viel von der Kampfkunst, zumeist nur das, was von den Medien (Kino, Fernsehen, DVD, Tagespresse) an Informationen veröffentlicht wird. Leider sind die meisten Informationen für die Suche nach einem passenden Angebot ungeeignet, da sie eher zu Vorurteilen veranlassen, als sich ernsthaft mit der Materie auseinanderzusetzen.

Kampfsport Welcher Verein / Schule ist die richtige für mich?

Wir möchten daher ein bisschen Hilfestellung leisten und haben im Folgenden einige Tipps zusammengestellt, wie Sie dennoch zu einem für Sie passenden Angebot im Bereich der Kampfkunst, des Kampfsportes bzw. der Selbstverteidigung kommen können.

Eines vorweg: Grundsätzlich gelten die gleichen Regeln für die Suche nach einem passenden Verein / Schule, wie für andere Dinge, die Geld kosten. Achten Sie darauf, immer misstrauisch zu sein, viele Angebote zu sichten und einen guten Kompromiss zwischen den Stimmen des Bauches und des Kopfes zu finden.

Planungsphase

Zunächst steht natürlich eine gute Planung. Schon hier neigen die meisten Interessenten dazu, das erstbeste Angebot zu nehmen, das sie finden. Selbst beim Kauf einer Hose investieren viele mehr Zeit, als bei der Wahl der richtigen Kampfkunst und somit für die persönliche Sicherheit. Im Folgenden möchten wir Ihnen ein paar nützliche Tipps geben, wie die Planung zur Sichtung von Angeboten in der Kampfkunst richtig verläuft.

1. Informationen sammeln

Zunächst sollten Sie sich – am besten im Internet – über die vielen Angebote im Bereich der Kampfkunst, des Kampfsportes und der Selbstverteidigung informieren.

In Deutschland kennt man zumeist Judo, Karate, Kendo, Aikido, Taekwondo, Kick-Boxen, Boxen, Ringen und Jiu-Jitsu – also vor allem die japanischen und koreanischen Kampfkünste – mehr oder weniger gut.

Sie sollten wissen, dass fast jedes Land dieser Erde eigene Kampfkünste entwickelt hat, wie z. B. Savate (Frankreich), Silat (Indonesien, Malaysien), Kali, Escrima und Arnis (Philippinische Inseln), Wing Tsun (Kung-Fu China), Jun-Fan Kung-Fu und Jeet Kune Do (USA), Ju-Jutsu (Deutschland) und Thaiboxen (Thailand). Nehmen Sie sich daher Zeit bei der Sichtung der vielen Angebote. Je mehr Sie kennen, umso besser sind Sie informiert und niemand kann Ihnen etwas vormachen!

2. Welches Angebot passt zu Ihnen?

Dann die entscheidende Frage: Was wollen Sie? Welche Inhalte sollte ein Angebot haben, das für Sie passend ist? Eine kleine Hilfe könnte die Abarbeitung der folgenden Fragen sein:

  • Wünschen Sie Kontakt mit Ihrem Partner, also Fassen, Werfen, Würgen, Hebeln und Bodenkampf?
  • Würden Sie gerne auch Kicken und Boxen lernen?
  • Suchen Sie einen Kampfsport, also möchten Sie auch an Wettkämpfen teilnehmen oder suchen Sie eher eine Kampfkunst oder eine Selbstverteidigung?
  • Legen Sie viel Wert auf das Tragen von weißen Anzügen oder wäre Ihnen eine normale Trainingskleidung lieber?
  • Legen Sie viel Wert auf Gürtelprüfungen oder empfinden Sie Prüfungen als nicht so wichtig?
  • Möchten Sie gesund trainieren? Achten Sie auf Ihre Gesundheit und suchen Sie nach einem Training, das z. B. eine moderne Gymnastik anbietet?
  • Verbinden Sie das Training mit Zielen, wie z. B. einer Gewichtsreduktion oder der Erhöhung Ihrer Beweglichkeit?
  • Ist es Ihnen wichtig, dass die Trainer immer auf dem neuesten Stand und pädagogisch geschult sind?
  • Ist Ihnen die Gruppengröße beim Training wichtig?
  • Ist Ihnen die Zusammensetzung der Gruppe beim Training wichtig (Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit)?
  • Ist es Ihnen wichtig, in keiner Schlägerschule zu trainieren?

Haben Sie diese grundlegenden Punkte für sich abgeklärt, können Sie nun weiter planen. Wichtig ist, dass Sie sich wirklich über Ihre eigenen Befindlichkeiten und Intentionen (Ziele) – unabhängig von den Angeboten – im Klaren sind!

3. Welche Kampfsportschule / welcher Verein passt?

Zuerst ein ganz wichtiger Tipp: niemals nur einem Angebot nachgehen und sich auf dieses stürzen, sondern mindestens drei (besser mehr) erkunden. Damit haben Sie direkte Vergleiche und erhöhen Ihre Chance auf ein seriöses und für Sie passendes Angebot. Sie stolpern über den Begriff „seriös“?

Kendo Kampfkunst

Leider gibt es sehr viele unseriöse Anbieter, die Ihren Kunden nur das Geld aus der Tasche ziehen und sich z. B. mit gekauften oder ergaunerten Doktoren- und Professorentiteln schmücken. Daher müssen Sie unbedingt vorsichtig vorgehen, um sich vor derartigen Leuten zu schützen.

Adressen von Vereinen und Schulen sollten Sie nicht aus dem Branchenverzeichnis beziehen, denn hier inserieren viele unseriöse Schulen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Kulturamt bzw. Sportamt oder bei guten Freunden oder Bekannten.

Auf jeden Fall aber sollten Sie im Internet stöbern. Wichtig ist, schon hier so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Machen Sie sich eine Liste mit den positiven und negativen Punkten der betreffenden Angebote. Überwiegen schon im Vorfeld die negativen Aspekte, streichen Sie die Angebote zwecks Übersichtlichkeit!

Erkundungsphase: Kampfsportschule testen

Nachdem Sie also mindestens drei (besser mehr) Angebote in die engere Wahl ziehen, nehmen Sie Kontakt mit den Vereinen oder Schulen auf. Dies können Sie per E-Mail durchführen, besser ist jedoch der Kontakt über das gute alte Telefon, da Sie so einen ersten, persönlicheren Eindruck gewinnen. Hier einige Fragen, die Ihnen weiterhelfen können …:

  • Spricht der Verantwortliche verständlich?
  • Beantwortet er Ihnen sämtliche Fragen oder weicht er aus?
  • Will er Sie schon am Telefon zu einem Vertrag überreden bzw. spricht er einen möglichen Vertrag an?
  • Ist er freundlich oder unfreundlich?
  • Nimmt er sich Zeit für Sie, ist er geduldig? Prahlt oder protzt er am Telefon von den Erfolgen bzw. Vorteilen des Vereins/der Schule?
  • Welche Angebote hat der Verein/die Schule?
  • Wie viele Mitglieder und Trainer sind vorhanden?
  • Wie sind die Trainingszeiten?
  • Mit welchen Kosten ist zu rechen und wie setzen sich diese zusammen?
  • Wie lange sind die Laufzeiten der Verträge, welche Angebote gibt es?
  • Kann eine Probezeit vereinbart werden?

Wenn Sie einen positiven Eindruck gewonnen haben, sollten Sie ein Probetraining vereinbaren. Dieses Probetraining sollte mindestens 2-3 Einheiten betragen, damit Sie ausreichend Gelegenheit haben, Trainer, Schüler und das gesamte Angebot kennenzulernen. Sollte kein Probetraining möglich sein, sollen Sie das Angebot aus Ihrer Wahl ausschließen. Vereine oder Schulen möchten Sie naturgemäß möglichst schnell zu einem Vertragsabschluss überreden, daher zahlt sich Vorsicht immer aus!

Aktionsphase (Probetraining)

Ist so weit alles gut gelaufen, haben Sie einige Probetrainings-Einheiten vor sich. Aus dem Probetraining selbst gilt es, möglichst viele Informationen zu ziehen, mit denen Sie später im direkten Vergleich zu anderen Angeboten eine gute Entscheidung erzielen können.

Hier einige Anhaltspunkte, auf die Sie während des Probetrainings unbedingt achten sollten:

  • Achtet der Trainer auf Sie und die anderen Mitglieder?
  • Dürfen die Schüler Fragen stellen? Beantwortet der Trainer diese Fragen angemessen?
  • Kann der Trainer gut erklären? Verstehen Sie, worum es im Training geht?
  • Bedient der Trainer Vorurteile?
  • Wie ist das Erscheinungsbild des Trainers? (z. B. sieht er gesund/ gepflegt aus = Rückschlüsse auf Lebenswandel!)
  • Wirkt der Trainer persönlich und fachlich kompetent?
  • Wie ist die Trainingsatmosphäre: entspannt, ruhig, freundschaftlich, angenehm oder aggressiv, distanziert, unfreundlich, unangenehm, bedrohlich?
  • Achten Sie auf die Schüler und fragen Sie sich, ob Sie mit ihnen trainieren können, sind sie rücksichtsvoll, offen und freundlich? Albern sie herum oder stören sie, ohne dass der Trainer eingreift?
  • Besteht die Gruppe vorwiegend aus einer bestimmten Zielgruppe?
  • Sind aggressive Schüler zu beobachten? Wie gehen andere Schüler damit um, wie der Trainer?
  • Gehen Sie unbedingt nach dem Probetraining noch einmal die gelernten Inhalte durch. Was haben Sie körperlich und intellektuell gelernt?

In dieser Phase ist Ihre Beobachtungsgabe gefordert. Je besser Sie beobachten, umso mehr Informationen haben Sie, um eine gute Entscheidung zu treffen. Machen Sie sich nach jedem Probetraining Notizen, damit Sie später bei der Entscheidung auch die richtigen Informationen der richtigen Schule/dem richtigen Verein zuordnen können!

Wichtig ist, unbedingt viele Informationen über den Trainer zu bekommen. Sie sind es, mit deren Hilfe Sie später entweder „lernen“ oder „leiden“ werden. So wirken z. B. übermäßig dicke Trainer wenig authentisch in Bezug auf ein physisch und psychisch gesundes und ausgewogenes Training. Letztlich ist Übergewicht – abgesehen von den wenigen krankhaften Auslösern – das Produkt von mangelnder Selbstkontrolle und einem ungesunden Lebenswandel.

Entscheidungsphase

Nachdem Sie nun also Ihr Probetraining hinter sich gebracht haben, nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung. Denken Sie an die ersten Punkte, also dass Sie Zeit und Geld investieren. Von daher sollte Ihre Entscheidung grundlegend auf Ihre vorher gemachten Notizen aufbauen. Denken Sie daran: Ihre persönliche Sicherheit sollte Ihnen etwas Wert sein!

Hier noch einige Entscheidungshilfen, also welche Schulen oder Vereine Sie aussortieren sollten und bei welchen es sich evtl. lohnen würde:

  • Nehmen Sie Abstand von Trainern oder Schülern, die andere Vereine oder Schulen beleidigen oder schlecht machen. Das sind schlechte charakterliche Züge.
  • Nehmen Sie Abstand von Trainern, die zu schnell über Geld reden und bei denen Sie das Gefühl haben, schnell zu einem Vertragsabschluss überredet zu werden.
  • Nehmen Sie Abstand von aggressiven Trainern oder Schülern.
  • Nehmen Sie Abstand von Trainern, die Versprechungen machen.
  • Nehmen Sie Abstand von Vereinen oder Schulen, in denen Ausrüstungsgegenstände, wie z. B. Anzüge oder Schutzausrüstung ausschließlich über den Verein/die Schule bezogen werden müssen. Diese werden zumeist überteuert angeboten.
  • Nehmen Sie sofort Abstand von Vereinen oder Schulen, die kein Probetraining anbieten.
  • Vereine oder Schulen mit abwechslungsreichen Tarifen können Ihnen die Entscheidung erleichtern, zumeist gibt es eine Staffelung zwischen der Dauer des Vertrages und der Höhe der Beiträge. Wenn Sie sich über ein Angebot sicher sind, scheuen Sie sich nicht, sich auch länger zu binden – es sei denn, Ihre Recherche steht auf wackligen Füßen.
  • Anfänger- oder Schnupperkurse bieten ebenfalls einen guten Einstieg in einen Verein oder eine Schule. Sie bekommen noch einmal viele Informationen und müssen sich nicht gleich entscheiden. Die Entscheidung danach steht dann allerdings auf ziemlich gesicherten Beinen!

Zum Schluss überlegen Sie sich noch einmal, welchen Zeitaufwand das Training benötigt, auf welchem Wochentag das Training liegt und ob ein regelmäßiges Training für Sie ohne Hindernisse möglich ist.

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben Ihre Kampfkunst und Ihren Kampfkunstverein bzw. Ihre Kampfkunstschule gefunden. Trainieren Sie fleißig und regelmäßig und Sie werden recht bald Fortschritte erkennen!

Andreas Liebsch