Die Welt der Bleistifte für Künstler und Zeichner

Die Verwendung von Bleistiften hat eine lange Tradition in der Malerei oder beim Anfertigen von Skizzen. Viele Techniken in der modernen Kunst sind ausschließlich durch die Verwendung von Graphit entstanden. Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die Welt der Bleistifte und welche Mine für was geeignet ist.

Die Geschichte des Bleistifts

Bleistifte Anwendung Tipps für Küntler und ZeichnerDie Idee (Urform) des Bleistiftes ist bereits vor ca. 5000 Jahren im alten Ägypten entstanden. Dort soll man Schilfrohre, Bambusrohre und Papyrusrohre mit Blei ausgegossen und dann als Schreibwerkzeug genutzt haben.

Auch von dem Römer Pilinus wissen wir, dass er eine Vorform des Bleistiftes verwendete, da er mit Bleigriffeln (lat. stilus plumbeus) aufgrund der guten Abriebfähigkeit des Metalls gut schreiben konnte.

Ab dem 13. Jahrhundert wurde der "Bleistift" weiterentwickelt – hier erfand man Griffel aus Blei-Legierungen mit Silberspitze, die von vielen Künstlern zum Vorzeichen Ihrer Kunstwerke verwendet wurden. Allerdings war diese Form des "Bleistiftes" sehr hart (deswegen damals auch noch "Reißbley" genannt), d. h. das Papier musste extra präpariert werden, um diesen Stift standzuhalten. Außerdem ist Blei natürlich auch giftig, was beim häufigen Gebrauch durch die Künstler sehr ungesund war.

Die eigentliche Form des Bleistiftes wurde aber erst etwa 1760 entwickelt, als man in Holz gefasste Graphitstäbe mit "Borrowdale-Graphit" ausstattete. Mit dieser Neuerung begann der Siegeszug des "Bleistiftes" in ganz Europa.

Der Name "Bleistift" stammt übrigens aus einem Missverständnis, da viele Leute das Graphit des Bleistiftes für "Blei" hielten und ihm somit diesen falschen Titel gaben. Graphit ist eigentlich ein auf Kohlenstoff (durch Ruß oder Asche bekannt) basierendes Mineral, welches normalerweise keinerlei "Blei" enthält. Der Name Graphit leitet sich vom griechischen Wort graphein (zu deutsch "schreiben") ab.

Diese Technik – einen Graphitkern als Grundlage für "Bleistifte" zu nutzen – wurde mit der Zeit immer weiter verfeinert. 1795 entdeckte der Franzose Nicolas-Jacques Conté eine Methode das Rohgraphit auszuschlämmen und damit verschiedene "Härtegrade" von Bleistiften herzustellen. Damit entstand die bis heute bekannte neuzeitliche Form des Bleistiftes.

Bleistifte und Härtegrade

Heute werden im Handel Bleistifte sowohl mit einer Härtegradeinteilung in Ziffern, aber auch in Buchstaben angeboten. Hier gibt es eine Faustregel:

  • Stifte mit Härtegradeinteilung nach Ziffern sind von herkömmlicher Qualität.
  • Stifte mit Härtegradeinteilung nach Buchstaben sind von gehobener Qualität.

Härtegradeinteilung nach Ziffern

weich normal hart extrahart
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4

Wer heute in ein Schreibwarengeschäft geht und einen Bleistift verlangt, ohne einen Härtegrad anzugeben, wird gewöhnlich mit einem Bleistift Nr. 2 versorgt. Dieser Bleistift ist von herkömmlicher Qualität und besitzt einen durchschnittlichen Härtegrad, ist weder zu weich noch zu hart.

Härtegradeinteilung nach Buchstaben

(an dem Beispiel der Marke Koh-I-Noor)

weiche Minen für künstlerische Zeichnungen weder trockene noch fette Minen zum normalen Gebrauch harte Minen für technische Zeichnungen extraharte Minen für besondere technische Gegebenheiten
7 B
6 B
5 B
4 B
3 B
2 B (= 1)
B
HB (= 2)
F
H (= 3)
2 H
3 H (= 4)
4 H
5 H
6 H
7 H
8 H
9 H

Anmerkung: Lesen Sie die Tabelle von oben nach unten, also von weich zu immer härter werdend. Die Zahlen in den Klammern beziehen sich auf die Härtegradeinteilung nach Ziffern.
Das Beispiel bezieht sich auf die Marke Koh-I-Nor der tschechischen Firma L. & C. Hardtmuth. Die Bezeichnungen der Härtegrade können von Firma zu Firma leicht variieren, dennoch hilft die Tabelle zur Orientierung. Beispielsweise bietet die Firma A.W. Faber (Marke Castell) auch Stifte mit dem Härtegrad 8B, andere sogar mit dem Härtegrad 9B an.

Wichtige Bleistiftmarken höherer Qualität

Land Firma Marke
Deutschland
Deutschland
Deutschland
Frankreich
Schweiz
Tschechoslowakei
J.S. Staedtler
A.W. Faber
Swan
Conté
Caran d´Ache
L. & C. Hardtmuth
Mars
Castell
Stabilo
Alaska
Caran d´Ache
Koh-I-Noor

Woraus bestehen die Bleistiftminen?

… aus einer Mischung aus Graphit und dunklem Ton. Der Ton dient als Bindemittel. Je höher der Tonanteil, desto härter ist die Mine. Sehr harte Sorten enthalten 70% Ton, sehr weiche 30%. Aber nicht nur der Ton, sondern auch die Brenndauer bestimmen den Härtegrad der Mine, d. h. je länger die Brenndauer, desto härter ist die Mine.

Grundausstattung an Bleistiften

Welche und wie viele Bleistifte brauche ich am Anfang, wenn ich damit zeichnen lerne?

Am Anfang reicht ein Stift völlig aus. Einige Lehrer empfehlen dies explizit, denn der Anfänger hat schon genug mit seiner Hand zu tun, um einen leichten Strich hinzubekommen. Er sollte nicht noch der Frage „Welchen Stift mit welchem Härtegrad benutze ich denn nun wofür?“ konfrontiert werden. Ein brauchbarer Anfänger-allround-Stift ist:

Bleistift 2B Künstler Zeichner Anfänger2B, ein weicher Bleistift

… der genau zwischen dem weichsten und dem härtesten Stift der B-Serie liegt. Dieser Stift enthält eine große Menge Graphit. Doch Vorsicht: Das Bild kann sehr schnell zu schwarz werden, wenn der Zeichner nicht sorgfältig, d. h. vorsichtig mit dem Farbauftrag und dem Druck des Stiftes auf das Papier vorgeht. Prinzipiell aber ist der Stift zum Zeichnen der Vorder- und Mittelgründe und sogar für Hintergründe geeignet.

Mit ihm lassen sich gut schnelle Skizzen anfertigen, da sich mit ihm fast alles machen lässt.

Für die Zukunft, wenn die Hand schon sicherer geworden und die Experimentierfreude gestiegen ist, nehmen Sie zwei weitere Stifte mit hinzu und zwar HB und 6B.

Bleistift Tipps HB Allrounder zum skizzierenHB, weder richtig hart, noch richtig weich

Er ist der klassische Skizzenstift. Da er wesentlich weniger Graphit enthält als der 2B, lassen sich mit ihm leichte Striche vollbringen, die einfach zu radieren sind und nicht so schnell verschmieren.

Außerdem findet er oft Verwendung beim Zeichnen der hellen, sanftgrauen Hintergründe.

6B Bleistift weich Härtegrad für dunkle Flächen6B, der ganz Weiche

Sein hoher Anteil an Graphit macht ihn zu einem weichen, fetten, stark schwärzenden Stift. Die Mine des 6B ist doppelt so dick wie die Mine des HB-Stiftes, aber wegen ihrer Weichheit nutzt sie sich sehr schnell ab.

Ähnlich wie die Kohle lässt sich dieser Stift sehr gut für Verwischtechniken und für kontrastreiche Vordergründe und Schatten verwenden.

Welche Bleistiftsorten sollten Künstler und fortgeschrittene Zeichner haben?

Wer wirklich mehr mit Bleistiften zeichnen will, sollte sich irgendwann einen kompletten Satz mit allen Härtegraden zulegen. Man bekommt eine gute Qualität (z. B. von Faber-Castell) schon zwischen 10 und 25 Euro. Dies ist gut investiertes Geld, da man beim Skizzieren von Zeichnungen gerne mit verschiedenen Härtegraden arbeitet. Außerdem halten solche Bleistift-Sets extrem lange, d. h., man wird damit sehr viele Skizzen oder Bleistiftzeichnungen machen können.

Ich skizziere beispielsweise gerne mit harten Bleistiften die Grundformen vor (sind kaum sichtbar und leicht wegzuradieren / zu überzeichnen) und verwende dann erst weichere Bleistifte, um Kontraste, feste Formen und Schatten zu malen.

Auch für meine Aquarellbilder verwende ich gerne einen HB-Bleistift zum Vorzeichen der Grundformen des Bildes. Damit kann ich die wesentlichen Proportionen der Motive gut kontrollieren, da ich erste Fehler leicht ausbessern und nachzeichnen kann. So erkenne ich schon bei der Bleistiftskizze, ob das Aquarell letztlich von den Formen her stimmig sein wird.

Viel Spaß beim Zeichnen mit Bleistiften!

Tony Kühn