Tanz der Götter: Der balinesische Rattan-Tanz

Die Anrufung der Götter auf Bali wird nach den Bedürfnissen der Menschen in den jeweiligen Regionen unterschiedlich angewendet. Im Süden Balis werden andere Zeremonien als beispielsweise im Norden, Westen oder Osten vollzogen, um die Gunst der Götter zu erlangen.

Seit einigen hundert Jahren wird in einem Dorf im Osten Balis, einem auch während der Regenzeit eines der regenärmsten Gebiets, eine Zeremonie vollzogen um die Regengötter um den lebensnotwendigen Regen zu bitten. Diese traditionelle Zeremonie beinhaltet neben der Anrufung durch einen hinduistischen Priester ein Gamelanorchester, zu dessen Musik die Aspiranten stimmig, den Rattan-Tanz darbieten.

Nach dem Balinesischen Kalender wird ein günstiger Tag für die Zeremonie ausgewählt, zu der sich das gesamte Dorf versammelt um daran Teil zu haben. Während der Priester die Götter des Regens anruft, stimmt sich das Orchester mit einer bestimmten melodischen Abfolge auf den Tanz ein, den jeweils nur Männer vollziehen.

Der Tanz beinhaltet einen gewissen Ablauf, der wiederum mit den Tönen des Gamelan korrespondiert, wodurch eine gewisse Kommunikation mit den Göttern aufgenommen wird.

Für den Tanz ist jahrelange Schulung nötig, denn das Zusammenspiel der Schritte, Haltung und Bewegungen mit den Rhythmen der Musiker gewährleistet die Aufmerksamkeit der Götter. Überwiegend tanzen junge Männer, die schon von Kindheit an den Ablauf des Tanzes lernen.

Vor dem Beginn des Tanzes beten die Tänzer und werden mit heiligem Wasser besprüht . Zu den Utensilien der Tänzer gehören ein langer, stabiler Rattanstab sowie ein Schild, welches mit bemalten Büffelleder überzogen ist. Nachdem sich das Dorf, sowie auch Leute aus Nachbardörfern um den Priester und das Gamelanorchester in einem Kreis versammelt hat, beginnen die Tänze, die als Kämpfe mit jeweils zwei Gegnern ausgetragen werden.

Zwei Männer begeben sich in die Mitte des Kreises, angefeuert durch Zurufe der Umstehenden, bewaffnet mit jeweils Schild und Stab. Die Gegner beginnen zu einer bestimmten Ton- und Taktfolge des Orchesters mit den Stäben abwechselnd aufeinander zu schlagen, wobei sie durch die Musik in ihren Handlungen geführt werden.

Trifft ein Angreifer den Gegner auf den Schild, ist der nächste Schlag dem anderen gewährt, berührt der Stab des Angreifers den Gegner am Körper, führt er die Schlagabfolge weiter bis der Schild getroffen wird. Der Tanz ist beendet sobald der Erste Tänzer aufgrund eines Schlages blutet, auch ist derjenige mit den meisten Treffern Verlierer. Sobald die Tänzer den Kreis verlassen, betreten diesen zwei Weitere um fortzufahren.

Das gesamte Zeremoniell verläuft über mehrere Stunden, wobei 20 – 30 Tänzer antreten, die Gegner begegnen sich nach dem Tanz um sich umeinander zu kümmern und sich auszutauschen.

Die Härte und Ernsthaftigkeit des Tanzes macht einer aufrichtigen Sorge um den anderen Platz, natürlich werden auch Wunden verglichen und gut geführte Schläge gerühmt, doch ist der freundschaftliche Umgang mit dem Anderen offensichtlich und auch unumgänglich, um das Dorfgefüge aufrecht zu erhalten.

Es ist verblüffend den Unterschied in der Begegnung während des Rituals und danach zu sehen, den Männern ist bewußt dass sie in ihrer Funktion als Tänzer dem Zeremoniell folgen und auf persönliche Aspekte wird währenddessen verzichtet.

Mit dem fließen von Blut wird das Opfer an die Götter erfüllt, die dann wiederum den lang ersehnten Regen spenden. Berichten zufolge setzt Regen schon einige Stunden nach der Zeremonie ein, spätestens ein bis zwei Tage danach.

Nach dem verheerenden Ausbruch des Vulkans Gunung Agung 1963 verließen viele Angehörige des Dorfes Seraya die östliche Region, um sich im Nordwesten, einem ebenfalls regenarmen Gebiet, nieder zu lassen. Hier wird bis heute die Tradition des Rattan – Tanzes vollzogen, wobei mittlerweile der Tanz selbst auch als Attraktion dient und ohne priesterliche Zeremonie zu touristischen Zwecken vorgeführt wird.

Es ist sehr beeindruckend diese Tänze zu sehen, die eigentliche Intension und Stärke wird allerdings erst wahrgenommen, wohnt man der ursprünglichen, traditionellen Zeremonie bei.

Susanne Guckenberger