Sporttauchen: Erfahrungen aus einer anderen Welt

Die erfahrene Rettungstaucherin Susi Guckenberger führt Sie in diesem Erfahrungsbericht in die Geheimnisse von Poseidons Reich ein. Lassen Sie sich faszinieren von dem anderen Universum, daß unter dem Ozean schlummert. Lernen Sie die Möglichkeiten und Gefahren des Tauchens kennen. Dieser umfassende Bericht erhält viele kleine Tips und Ratschläge, die nicht nur für erfahrene Taucher interessant sind.


Über die Möglichkeiten des (Ein)Tauchens …

„Ein Tauch ist ein Tauch ist ein Tauch…“ (unbekannt)

tauchenDie Möglichkeiten die Unterwasserwelt zu erleben sind vielfältig, je nach Interessenschwerpunkt oder Vorliebe kann man sich seine Tauchgänge zuschneidern.
Grundsätzlich gilt: wo es Wasser gibt, kann man tauchen, was sämtliche Meere dieser Welt, Seen (bis auf einige Ausnahmen, die aus Naturschutzgründen gesperrt sind), Flüsse und sogar die Eismeere mit einschließt. Der große Unterschied besteht in den verschiedenen Temperaturen der Gewässer zum einen, zum anderen in deren Flora und Fauna.

Die Varianz der Tauchgänge nimmt seinen Anfang im nächst- oder weitergelegenen See: die relativ kurze Anfahrt lässt so manchen Ein-Tages-Touren oder Wochenendausflüge planen, die Sichtweiten sind in kalten Gewässern in der Regel weiter und auch die Bewohner sind schön anzusehen. Zu bedenken ist hier, dass die niedrigeren Temperaturen des Wassers entsprechende Ausrüstung bedingt, aber das lässt einen eingefleischten Taucher nicht abhalten auch außerhalb der Urlaubszeit nicht aus der Übung zu kommen.

Eine ganz andere Variante hat sich in den letzten Jahren weltweit etabliert: das Angebot von verschiedenartigsten Tauchsafaris hat den Markt überschwemmt um Tauchern innerhalb (relativ) kurzer Urlaubszeit viele Tauchgänge zu ermöglichen und dabei über große Distanzen mehrere Ziele anzusteuern.

Oft werden die Safariboote von Gruppen gebucht die sich im Vorfeld schon kennen, was natürlich die Gruppendynamik anspricht und den Spaßfaktor immens steigert. Doch auch wenn das Boot aus „zusammengewürfelten“ Tauchern besetzt ist: Erlebnis pur ist angesagt. Auch und gerade bei Tauchsafaris ist die Möglichkeit gegeben sich die favorisierte Tour wählen: Ob eine Fahrt zu den schönsten Korallenriffen im Gebiet, eine Wracktour, die Begegnung mit diversen Großfischen oder eine Kombination aus allen, meist sind sog. Non-Limit-Tauchgänge inbegriffen, d.h. man kann so oft unter Wasser wie man will, Zeitregeln und Dekompressionsstops nicht außer Acht lassend!

tauchenNatürlich kann man auch am Urlaubsort vom Land aus tauchen, so ist es möglich Land und Leute zu erkunden und gleichzeitig seinem Hobby frönen. Die meisten Tauchcenter vor Ort bieten Landtauchgänge an, d.h. Ausrüstung anziehen, und vom Strand resp. Ufer aus ins Wasser oder eine kurze Anfahrt mit dem Boot zu nahegelegenen Spots, die dann erkundet werden. So können die gleichen Orte mehrmals betaucht werden, sei es Hausriff, Korallengarten, Drop Off, Wrack oder Höhle, es gibt generell immer mehr zu sehen als dass es mit einem Tauch genug sein könnte, die Möglichkeit sich Zeit zu nehmen ist von großem Vorteil, für das Erlebnis an sich und auch der Wahrnehmung wegen.

Und jeder, wirklich jeder Tauchgang ist anders!

Mittlerweile haben sich viele verschiedene Prioritäten unter den Tauchern ergeben, die Verbände sind dem gefolgt und bieten sog. Specialities-Kurse an, die die Sicherheit fördern und grundsätzlich mehr Information zum jeweiligen Thema bieten. Die diversen Interessenschwerpunkte erfordern verschiedene Fertigkeiten, ein Tieftauchgang ist etwas völlig anderes als z.B. ein Unter-Wasser-Fotoshooting, und so sind auch die Inhalte der Kurse gehalten.

Natürlich kann sich jeder diese Fertigkeiten selbst aneignen, es braucht dazu nur Wasser, Zeit und Erfahrung; oft ist es auch schöner sich Selbst etwas zu „erarbeiten“ als sich auf die Schnelle etwas zu „erkaufen“, doch das sei jedem selbst überlassen zu entscheiden.

Welche Tauchgangarten gibt es?

„Spezialitäten“ gibt es einige, und jede übt ihre eigene Faszination aus:

  • Höhlentauchen: Besondere Fertigkeit im sog. Tarieren, d.h. schweben im Wasser ist hier gefragt, sonst werden durch Berührung der Höhlenwände nicht nur die gewachsenen Formationen zerstört sondern auch Sedimente aufgewirbelt, welche die Sicht schlagartig verschlechtern. Belohnt wird man durch Einblicke ins Erdinnere.
  • Wracktauchen: Auch hier ist tarieren gefragt, doch ob altes Piratenschiff, Boote oder Flugzeuge aus irgendwelchen Kriegen oder Luxusliner siehe Titanic, die Atmosphäre ist speziell, oft mystisch und geheimnisvoll.
  • Tieftauchen: Diese Form verlangt besondere Kontrolle über sich selbst, trotz vielleicht einsetzenden Tiefenrausches klaren Kopf zu behalten. Lohnenswert sind meist Begegnungen mit Großfischen wie Walen, Haien, Mantas und ähnlichen Urriesen.
  • Strömungstauchen: Wer wird es nicht genießen mit etlichen kmh schwerelos durchs Meer zu schießen und das Riff oder einfach auch nur das Freiwasser an sich zu erleben.
  • Eistauchen: Glasklares Wasser bestimmt die Stimmung dieser extravaganten und kalten Tauchgänge. Hier gilts den Einstieg zum Ausstieg wieder zu finden!

Natürlich gibt es noch viele andere, wie z.B. Suchen & Bergen, Navigation, Unterwasserfoto, Archäologie, Meeresbiologie, Techdive, Rebreather, usw. doch das würde im Einzelnen den Rahmen sprengen.

Wie auch immer, Tauchen soll Spaß machen, und auch ohne Spezialisierung gibt es enorm viel zu erleben und zu sehen, vielleicht sogar mehr als wenn der Focus auf einen speziellen Bereich gerichtet ist.

TauchausrüstungFaszination der Tiefe – Tauchen ist mehr als Technik

„Ich hab das magische Universum Ozeaniens, einmalig in der Welt, in mich aufgesogen wie ein Schwamm.“ (Matisse)

Atmen unter Wasser, Schwerelosigkeit ohne Begrenzung von Außen, zurück zum Urzustand, Euphorische Gefühle sind nur einige Beschreibungen die deutlich manchen, dass Tauchen mehr ist als nur Fische gucken oder einem Trend zu folgen.

Zu allererst wird einem das Atmen unweigerlich bewusst. Das Atemholen widerspricht fast all dem was in Meditationsanleitungen gelehrt wird (es wird ausschließlich durch den Mund ein- und ausgeatmet), zudem trifft der Verstand auf ein Paradox: Man befindet sich im Element Wasser, in dem es erfahrungsgemäß nur durch Anhalten des Atems möglich ist sich kurzzeitig zu bewegen und doch soll, muss man sogar atmen, und dies ist obendrein möglich.

Den Reflex des Atemanhaltens aufzulösen und gleichzeitig eine „Unmöglichkeit“ durchzuführen, ist ungemein förderlich in der Übung der Gedankenumkehr. Ist das Programm einmal durchbrochen scheint jeder Atemzug für sich im Bewusstsein deutlich zu werden: schneller Atemzug oder langsamer, wird gleichmäßig, unregelmäßig, tief oder flach geatmet.

Eine völlig andere Erfahrung ist der Zustand, der einen beim Tauchen befällt. Durch das Zusammenspiel von Gewicht und Auftrieb schwebt man im Wasser, die Schwerkraft ist fast mit sofortiger Wirkung aufgehoben und gleichzeitig kann man sich in alle Richtungen bewegen. Durch diese „neue“ Erfahrung wird man zurückgeworfen in den Zustand, den Stanislav Grof so treffend als ozeanischen Glückszustand bezeichnet, den Zustand den ein Embryo im frühesten Stadium im Mutterleib empfindet, solange es keinerlei Begrenzung von außen erfährt, getragen und gewärmt ebenfalls in jede Richtung Raum einnehmen kann. An dieser Stelle ist es natürlich möglich weitere Selbsterfahrungen zu sammeln, indem man sich ins weite Blau einlässt, ohne visuelle Referenz (Riff, Meeresboden), oder einfach die Augen schließt. Das Meer, der Orgontank des kleinen Tauchers.

Aus psychosomatischer Sicht wird hier ein (natürlich kontrollierter) Kontrollverlust angestrebt, ähnlich dem Versuch durch Schiffschaukeln oder Karussellfahren Schwindel zu erzeugen. Angstlust ist angesagt, das Austesten der eigenen Grenzen, Glückspanik.

An dieser Stelle möchte ich, um nicht falsch verstanden zu werden anmerken, dass dies alles natürlich nicht alleine und ohne vorherige fundierte Ausbildung durchzuführen ist! Um in diese Richtung zu arbeiten benötigt man nur einen geeigneten Tauchpartner, dann kann es losgehen. Das bisher Beschriebene bezieht sich auf Tiefen, in denen auch Zeit und Luft genug dafür ist.

Der Tiefenrausch …

Ein ganz anderer Bereich ist der sogenannte Tiefenrausch, ein Phänomen welches in tieferen Tiefen entsteht und dessen Ursprung im plötzlich veränderten Gashaushalt des Körpers begründet ist. Die Tiefe, wann Tiefenrausch erlebt wird ist unterschiedlich, doch die einsetzenden Symptome sind immer ähnlich:

  • Absolutes Glücksgefühl,
  • Euphorie,
  • Kontrollverlust,
  • Selbstüberschätzung.

tauchenTiefenrausch setzt fast unbemerkt ein. Man fühlt sich gut (was ja im Grunde genommen wünschenswert bei jedem Tauchgang ist), besser und plötzlich am besten, hat das Gefühl unbändiger Freude und nicht selten möchte man sich wegschmeißen vor Lachen. Euphorische Stimmung kommt auf, was so manchen zu nicht unbedingt nachvollziehbaren Handlungen hinreißen lässt (z.B. der Versuch die Fische mit Luft zu versorgen), jegliche Verstandesarbeit ist über Bord, die Kontrolle über sich selbst geht verloren.

In manchen Fällen zeigt sich der Rausch aber auch in Angst und Panikattacken, man wird sich bewusst über den eigenen Herzschlag, hört das Blut rauschen, Taubheitsgefühl in den Extremitäten setzt ein. All diese Symptome verschwinden augenblicklich, geht der Taucher nur ein bis zwei Meter höher.

Von Vorteil ist es einen Partner mit unter Wasser zu haben der in diesem Bereich schon Erfahrungen gesammelt hat und somit um die Symptome und deren Management weiß.

Bewußtseinsveränderungen beim Tauchen

tauchenWenn man an die eigenen Grenzen gehen will genügt es daher im Grunde in gemäßigten Tiefen zu gehen. Von einigen Tauchern wurden Erfahrungen von universeller Einsicht und ganzheitlichen Zuständen beschrieben. Diese Erfahrungen mit dem Element Wasser sind tiefgreifend, das Gemüt kommt zur Ruhe, Entspannung tritt ein und dazu kommt bei einigen Glücklichen die Begegnung mit intelligenten Bewohnern wie Delphinen oder Walen, welche enorm beeindruckend ist.

Hier scheint Kommunikation sensibler Art zustande zu kommen, die Tiere befinden sich in freier Wildbahn und nehmen so manches Mal von sich aus Kontakt auf. Die Energie welche dabei spürbar ist, ist nicht nur auf den Adrenalinausstoß des Menschen zurück zu führen, sie geht weit darüber hinaus, insofern der Taucher diese als solche befähigt ist wahrzunehmen.

Es ist deutlich zu sehen dass das Tauchen Bewusstsein erweitert, Bewusstsein sich selbst gegenüber, dem fragilen Ökosystem und deren Einwohner gegenüber.
Nach allen gesagtem bleibt es also jedem Taucher überlassen ob er sein Hobby konsumiert oder das Element Wasser als eigene Welt erlebt, die sich einem öffnet.
Viel Spaß beim Erforschen!

Tauchen weltweit – die Qual der Wahl

tauchenMittlerweile ist es durch den Tauchtourismus fast überall auf der Erde möglich unter Wasser zu gehen. Ob im glasklaren Süßwassersee in den Bergen, in karibischen Lagunen, an asiatischen Riffen oder im arktischen Eismeer, die Möglichkeiten sind so vielseitig wie es Taucher gibt. Für jeden Anspruch ist etwas zu finden, egal ob Nah- oder Fernziel.

Von deutschen Gefilden ausgehend sind als Nahziel übers Wochenende Seen im Land selbst und den angrenzenden Nachbarländern erwähnt.

Entlang der Atlantikküste, die zahlreichen Inseln mit eingeschlossen, sind zwar die Temperaturen etwas kälter, was aber durch die Sichtweiten mehr als ausgeglichen wird. Das Gleiche gilt für das gesamte Mittelmeer, bei all diesen Destinationen empfiehlt es sich im Voraus nach den besten Reisezeiten zu erkundigen.

Die wohl bekannteste und beliebteste Anlaufstelle von Deutschland aus ist das Rote Meer, da es nach kurzer Flugzeit erreicht ist und eine relativ intakte Unterwasserwelt bietet. Von vielen Orten in Ägypten aus kann man mittlerweile den Erlebnisurlaub angehen: Sei es eine spezielle Wracksafari, in der viele der zahlreichen Wracks betaucht werden; Safaris, welche die „Nord-“ oder „Südtour“ beinhalten, die bis an die Grenze des Sudans gehen.

Natürlich wählen auch Viele Tagestouren, Hausriff- oder Bootstauchgänge die vom Hotel aus gemacht werden, ein Vorteil wenn der Partner kein Taucher ist und so den Urlaub trotzdem genießen kann. Das bekannteste und wohl auch berüchtigste Ziel ist das „Blue Hole“ vor Dahab auf dem Sinai, welche einiges an Taucherfahrung voraussetzt, das gleiche gilt für die „Brother Islands“ aufgrund der dortigen Strömungsverhältnisse.

Will man weiter gehen, bieten sich die Karibik und auch Asien als Destinationen an, die Möglichkeiten sind zahlreich: ob Hawaii, Fiji, Bonaire, Französisch-Polynesien oder Curacao, um nur einige zu nennen, die Südsee hat es in sich. Auch Asien hat viel zu bieten: von Burma über Thailand, Malaysia, die gesamten Inselwelten Indonesiens und der Philippinen nicht zu vergessen bis hin zu Papua-Neuguinea und Australien. Es würde Bände füllen auf auch nur einzelne Länder zu besprechen. Abschließend bleibt mir nur zu sagen:

Einzigartige Erlebnisse bieten sie alle und es ist sicherlich nicht leicht eine Entscheidung zu fällen, doch seid gewiss: Es wird wunderbar sein!!

Susanne Guckenberger