Kinder & TV: Umgang mit dem Fernsehen lernen

Das Fernsehen ist heutzutage auch bei Kindern jedes Alters sehr beliebt. Anders als früher gibt es heute jedoch unzählige Kanäle und Programme, d. h., man kann sich auch zu frühen Tageszeiten nicht darauf verlassen, dass die angebotenen Filme und Serien wirklich kindgerecht sind. Wie kann man Kindern den richtigen Umgang mit dem TV beibringen? Darum geht es im folgenden Artikel.

Goldene Regeln für Kinder und Eltern beim Fernsehen

1. Ab wann sollten Kinder fernsehen?

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Viele Experten raten, Kinder langsam an das Medium Fernsehen zu gewöhnen. Vor dem dritten Lebensjahr sollten Kleinkinder gar nicht fernsehen. Ab dem 3. bis 6. Lebensjahr, können Eltern damit beginnen, selektiv geeignete Filme und Serien mit ihren Kindern anzusehen. Am besten zeichnet man die Kinder-Sendungen auf – oder besorgt entsprechende DVDs – damit sich die Kinder Filme mehrfach ansehen können.

Das hat mit dem Prinzip des frühkindlichen Lernens zu tun. Kinder begreifen ihre Umwelt durch Wiederholung bzw. vertiefen erst dadurch ihre Erfahrungen. So kann man Kinder beobachten, die ihren Lieblingsfilm bis zu 20 Mal ansehen. Das mag Eltern eventuell nerven – aber das Kind wird von selbst aufhören, wenn es das Gesehene verarbeitet hat.

Nach dem 6. Lebensjahr entwickelt das Kind allmählich eigene Vorlieben und Kriterien, was ihm gefällt. Hier wird der nächste Schritt im Umgang mit dem TV wichtig.

2. Planung des Fernsehens mit den Kindern

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Ab dem siebten Lebensjahr können Eltern gezielt damit anfangen, den Umgang mit dem Fernsehen einzuüben. Sie können ihr Kind unterstützen, indem sie spezielle Sendungen und Filme mit ihm zusammen auswählen. Das Fernsehprogramm wird gemeinsam geplant.

Die Planung vermittelt dem Kind, dass es sich vorher gezielt Gedanken darüber machen soll, was es wirklich sehen will. Es sollte auf die Wünsche des Kindes eingegangen werden, aber auch die Interessen der Eltern berücksichtigen. Dies verlangt von Eltern einiges an Disziplin, denn Kinder lernen auch von schlechten Vorbildern.

Vermeiden Sie es beispielsweise zu zappen, denn das wird Ihr Kind nachahmen. Lassen Sie auch den Fernseher nicht als ständige, wahllose Berieselung nebenbei laufen. Von einem Fernseher im Kinder- oder Jugendzimmer wird vor dem sechzehnten Lebensjahr grundsätzlich abgeraten!

3. Setzen Sie Grenzen beim Fernsehen mit Kindern

Halten Sie sich an vereinbarte Fernsehzeiten, auch wenn dies zu einem Kampf mit Ihrem Kind ausarten kann. Lassen Sie sich nicht durch Gründe, wie: „Mein Freund darf sich das aber angucken“ davon abbringen. Ihr Kind wird das auf Sicht akzeptieren und sich später selbst Grenzen setzen können. Es wird auch in fernsehfreien Zeiten nicht mehr ans Fernsehen denken, sondern sich anderen Aktivitäten inhaltlich widmen.

4. Abstand zum Fernseher

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht zu nahe vor dem Fernseher sitzt. Heutzutage wird je nach Bildschirmgröße des TVs ein bestimmter Mindestabstand zum Bildschirm empfohlen, den Sie einhalten sollten. Das kommt auch den Augen Ihres Kindes zugute. Kinder sitzen gerne auf dem Boden, um fernzusehen. Legen Sie ihm ein Kissen dazu.

5. Auf altersgerechte Sendungen für Kinder achten

Wählen Sie altersgerechte Sendungen aus. Sie können in der Regel davon ausgehen, dass die Altersangaben der angebotenen Sendungen angemessen eingeschätzt wurden. Im folgenden Artikel erfahren Sie Tipps, wie Kindern durch das Fernsehen lernen können: „Können Kinder beim Fernsehen etwas lernen?

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Wenn Sie sich bei einer Sendung nicht sicher sind, gucken Sie mit Ihrem Kind gemeinsam fern. Beobachten Sie die Körperreaktionen Ihres Kindes (vor allem bei Kleinkindern).

Bei großer Aufregung kauen Kinder manchmal an ihren Fingernägeln, haben weit aufgerissene Augen, versuchen sich zu verstecken, halten sich Ohren oder Augen zu oder bekommen rote Ohren.

Hier sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht besser abbrechen wollen. Auf alle Fälle empfiehlt es sich mit Ihrem Kind darüber zu reden, was es verängstigt. Denn das können Erwachsene nicht immer einschätzen.

Gehen Sie mit der Auswahl der Sendungen nicht zu streng vor – auch Kinder haben Spaß an Unterhaltung. Es hat auch keinen Sinn es vor jeglicher Art der Gewaltdarstellung oder Werbung etc. schützen zu wollen. Diese Darstellungen sind allgegenwärtig und je mehr sie mit Verboten belegt sind, desto interessanter werden sie später für das Kind sein. Außerdem lernt das Kind auch schnell – z. B. Gewalt in Cartoons – als Fiktion zu begreifen und unterscheiden.

6. Bleiben Sie beim Fernsehen in der Nähe

Kleine Kinder sollten niemals alleine fernsehen. So können Sie am ehesten auf das Fernsehprogramm reagieren oder auch Fragen des Kindes zum Film beantworten. Vor allem kleine Kinder sollten beim Fernsehen die Möglichkeit haben, sich zu bewegen und auch zu schreien. So fördern Sie seine Möglichkeiten, Spannungen abzubauen, auch wenn das etwas nerven kann.

7. Kleine Kinder brauchen ein Happy End

Es geht dabei aber nicht darum ihm eine heile Welt vorzuspielen, sondern einen Abschluss zu finden, bei dem sich das Kind wieder entspannen kann. Auch Märchen zeigen Probleme und spannende Szenen – doch sie enden in der Regel gut.

8. Reden Sie mit Ihrem Kind über das Fernsehen

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Möglichkeit hat, gesehenes im Fernsehen zu verarbeiten. Sprechen Sie mit ihm darüber, was es gesehen hat und achten Sie darauf, wie es bei ihm ankam. So entwickeln Sie ein Gefühl dafür, wie das Kind auf das Gesehene reagiert. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit sich danach auszusprechen, noch etwas zu spielen oder sich an der frischen Luft auszutoben. Sehen Sie also nicht zu spät einen Film mit Ihrem Kind an, sodass es vor dem Einschlafen noch Zeit hat, den Film zu verarbeiten.

9. Werbung und Fiktion Kindern erklären

Seien Sie vorsichtig mit Werbung. Viele Sendungen werden häufig durch Werbung unterbrochen. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, dass die Werbung den Kindern eine Welt vorgibt, die völlig an der Realität vorbeigeht: „Glücklich und erfolgreich ist jener, der sich die richtigen Produkte leisten und kaufen kann“. Erst mit zunehmendem Alter können Kinder zwischen Realität und Fiktion unterscheiden und eine Werbung – zumindest kognitiv – einschätzen.

10. Kinder und Gewalt im Fernsehen

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Heute kann man es kaum mehr vermeiden Filme mit gewalttätigen Inhalten zu sehen. Selbst Zeichentrickfilme enthalten Gewalt – aber hier kann das Kind die Fiktion am ehesten erkennen.

Kinder vor jeglicher Gewaltdarstellung abzuschotten ist unrealistisch und auch nicht wünschenswert. Da es spätestens als Jugendlicher oder Erwachsener ohnehin jede Form der Gewalt ansehen kann, ist es eher ratsam, mit ihm einen kritischen Umgang einzuüben.

Grundsätzlich kann man sich aber an den Altersempfehlungen – den FSK-Labels – richten. Sie werden von Filmexperten vergeben, die speziell auch mit den Wirkungen von Filmen bei Kindern und Jugendlichen Erfahrungen haben.

Nach welchen Richtlinien die Altersempfehlungen erstellt werden, können Sie ausführlich in dem PDF „Altersempfehlung bei Kinderfilmen“ nachlesen.

11. Werte, Normen und Klischees mit Kindern reflektieren

Viele Filme stellen Klischees dar, die auf Wunschdenken beruhen, nicht unseren kulturellen Gewohnheiten entsprechen oder ein verzerrtes Menschenbild enthalten. Überlegen Sie sich, ob Sie Klischees, wie z. B. Mädchen müssen brav sein und gut aussehen oder Jungens müssen ihre Interessen mit Gewalt durchsetzen, unkommentiert stehen lassen wollen.

Denn nicht nur das Wissen Ihrer Kinder wird durch bestimmte Sendungen gefördert, sondern auch soziale Einstellungen und Übernahme von Normen und Werten.

Achten Sie auch auf Klischees in Kindersendungen, z. B. der Hund, der alles versteht und nie einen Fehler macht. Vergleichen Sie Klischees mit der Realität und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. So hat es die Chance selbst kritischer darüber reflektieren zu lernen bzw. nimmt nicht alles für bare Münze, nur weil es jemand vormacht.

10. Tägliche Fernsehdauer beim Kinderfernsehen

Es gibt – je nach Alter Ihres Kindes – unterschiedliche Empfehlungen für die Dauer des täglichen Fernsehens. Hier gelten folgende Faustregeln:

  • Vorschulkinder ab 3 Jahren sollten nicht länger als 30 Minuten täglich fernsehen,
  • 6-8 Jahre: nicht länger als 1 Stunde täglich,
  • 9-10 (bzw. 13) Jahre: nicht länger als 1,5 Stunden täglich.

Denken Sie immer daran, dass das Fernsehen nicht die Hauptbeschäftigung für Ihr Kind sein sollte. Fernsehen sollte ein kleiner Bestandteil der Tagesgestaltung bleiben. Auch Bewegung an der frischen Luft, Spiel, Treffen mit Freunden, Vorlesen und Lesen, Hausaufgaben etc. sollten im Tagesprogramm des Kindes enthalten sein. Wenn Sie Ihre Freizeit mit Ihrem Kind gestalten, dann sollte es lieber mit Ihnen einen Ausflug unternehmen wollen, als vor dem Fernseher zu sitzen.

Auf einen Blick

Helfen Sie Ihrem Kind beim Erlernen des richtigen Umgangs mit dem Fernsehen!

Cassandra B.