Selbstständigkeit: Warum scheitern Existenzgründer?

Wer die Selbstständigkeit anstrebt, sollte gut vorbereitet sein. Denn leider scheitern Existenzgründer sehr oft aufgrund von Informationsdefiziten. Das gilt nicht nur für den fachlichen, sondern auch den persönlichen Bereich. Lesen Sie im folgenden Artikel über die häufigsten Gründe und Fehler, warum viele Neugründungen misslingen.

Risiko Selbstständigkeit

Aus Fehler kann und sollte man lernen, wenn man erfolgreich sein will. Das gilt nicht nur für die eigenen, sondern auf für die Fehler von anderen Menschen. Meistens handelt es sich dabei nicht nur um einen, sondern um mehrere Fehler in verschiedenen Bereichen, die letztlich zum Misserfolg führten.

Selbstständige Tätigkeit Fallen für Existenzgründer

Betroffen sind vorwiegend Unternehmen mit bis zu 5 Beschäftigten und Kleinstunternehmen. Der Grund dürfte auf der Hand liegen: Es fehlte an Erfahrung und die Betriebe waren noch nicht etabliert.

Im Weiteren erhalten Sie eine Art Checkliste über all jene Bereiche, die Sie im Vorfeld beachten sollten, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen. Auch kann diese Checkliste helfen, eigene Fehler herauszufinden, wenn Sie schon eine selbstständige Tätigkeit ausüben.

Nur gut 15 % aller Existenzgründungen scheitern aufgrund von äußeren Einflüssen, auf die sie keinen Einfluss haben. Einige Beispiele: schwindende Kaufkraft der Kunden-Zielgruppe, verkehrstechnische Probleme durch geänderte kommunale Planungen etc.

Die gute Nachricht: Es bleibt genug Spielraum übrig, auf die jeder, der eine selbstständige Tätigkeit ausüben will, direkten Einfluss nehmen kann.

Vorsicht – Finanzierungsmängel

Knapp 70 % aller Insolvenzen sind davon betroffen.

Folgende Punkte sind hier insbesondere zu beachten:

  • Eine immer aktuelle Liquiditätsplanung: Haben Sie genug Kapital, vor allem am Anfang Ihrer selbstständigen Tätigkeit, um Engpässe zu überstehen? Eine Liquiditätsplanung sollte ein Jahr im Voraus vorgenommen und eingehalten werden.
  • Ausreichende Liquidität: Sind Sie ausreichend flüssig, d. h., können Sie alle Ausgaben fristgerecht bezahlten, auch wenn sie Ihre Einnahmen übersteigen?
  • Haben Sie Lösungen, wie Sie Ihre Einnahmen steigern, wenn die Ausgaben Ihre Einnahmen übersteigen?

Unzureichende Informationen über den Markt und die eigenen Kunden

Über 60 % aller insolventen Unternehmen verfügten über kaum oder unzureichende Informationen hinsichtlich des Marktes und ihrer Kunden.

Folgende Punkte wurden hier zu wenig bedacht:

  • Gibt es genug Kunden, die an dem Produkt oder der Dienstleistung interessiert sind?
  • Welches Produkt oder welche Dienstleistung erwartet der Kunde?
  • Wie viel Geld ist er bereit dafür auszugeben?
  • Wie viele Konkurrenten haben Sie?
  • Alleinstellungsmerkmal: Was unterscheidet Ihr Produkt oder Dienstleistung von anderen Konkurrenten und (bei einer Neupositionierung): Warum sollte ein Kunde zu Ihnen wechseln und nicht bei der Konkurrenz bleiben?

Lesen Sie folgende Artikel, um mehr über dieses sehr wichtige Thema zu erfahren:

Qualifikationsmängel bei Selbstständigen

Fast 50 % aller insolventen Unternehmen scheitern nicht am eigenen Fachwissen, denn auf diesem Gebiet sind sie meistens fit. Sie scheiterten aufgrund von mangelnden kaufmännischen und unternehmerischen Kenntnissen.

Falle Selbstständigkeit selbstständige Tätigkeit Probleme Existenzgründung

Dazu gehören:

  • Ausreichende Kenntnisse in der Buchführung
  • steuerliche Regelungen und Besonderheiten für Ihr Unternehmen
  • rechtliche Regelungen im Schadensfall (und Ihre Haftung)
  • Vorschriften, die für Ihre Tätigkeit und Werbung zutreffen
  • Kosten- / Leistungsrechnung: Preise für Produkte oder Dienstleistungen richtig kalkulieren
  • Informationen über übliche Einkaufskonditionen und woher Sie preisgünstige Waren bekommen

Mangelhafte Planung bei Existenzgründern

Planungsmängel wurden bei 30 % der insolventen Unternehmen festgestellt.

Das betrifft vor allem den eigenen Businessplan, der regelmäßig aktualisiert und mit der Realität abgeglichen werden muss (monatlich). Sie sollten immer darüber im Bilde sein, wie es um Ihr Unternehmen steht:

  • Wie steht es um Ihre Umsatzentwicklung? Ist sie positiv oder besteht hier Handlungsbedarf?
  • Wie hoch sind die Kosten im Verhältnis zum Umsatz? Müssen Ausgaben reduziert und der Umsatz erhöht werden?
  • Zahlungseingänge: Wurden alle Ihre Forderungen von den Kunden beglichen? Werden die Kunden bei offenen Rechnungen schriftlich erinnert?
  • Produktivität: Arbeiten Sie und Ihre Mitarbeiter produktiv? Gibt es unproduktive Abläufe, die verbessert werden können?

Familiäre Probleme als Falle für Unternehmer

Probleme in der Familie trugen immerhin in 30 %  der Fälle dazu bei, dass der Start in die Selbstständigkeit nicht glückte. Die eigene Familie ist ungemein wichtig. Viel zu selten wird sie im Vorfeld ausreichend miteinbezogen, wenn es darum geht, sich klarzumachen, was eine selbstständige Tätigkeit für die eigene Familie bedeuten kann.

Gerade in der Anfangszeit muss eine zeitliche und eventuell auch finanzielle Mehrbelastung von der eigenen Familie mitgetragen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass familiäre Bindungen zerbrechen, sich emotionale Instabilität negativ auf die selbstständige Tätigkeit auswirkt etc.

Auch, wenn man nicht alle Folgen für die Familie abschätzen kann, sollte man folgende Punkte berücksichtigen:

  • Den Partner und Familie in die Planung der selbstständigen Tätigkeit miteinbeziehen.
  • Mögliche Folgen der selbstständigen Tätigkeit thematisieren vor allem in der Anfangszeit: mehr Arbeitszeiten, höhere finanzielle Belastungen etc.
  • Den Partner auf Stand halten über finanzielle Sorgen, Erfolge, wichtige Geschäftsentscheidungen – auch nach seiner Einschätzung / Meinung fragen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht.
  • Falls Kinder vorhanden sind – Babysitter in die Kalkulation mit einplanen. Das kann für eine Beziehung wichtiger sein als ein noch größerer Geschäftswagen.
  • Halten Sie sich mindestens einen Abend für Ihre Familie frei, auch in harten Zeiten.
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie eine gewisse Zeit lang abkömmlich sein können (z. B. im Krankheitsfall oder wenn Sie mit Ihrer Familie einen Kurzurlaub machen).

Zu wenig Gewinn

Immerhin betrifft das gut 20 % der insolventen Unternehmen. In den ersten Monaten bzw. Jahren werden die Erträge, welche erwirtschaftet werden, oft überschätzt und im gleichen Zuge betriebliche Ausgaben unterschätzt. Wenn die betrieblichen Ausgaben die Erträge übersteigen, kann das fatale Folgen haben.

Daher gilt es, Folgendes für Investitionen im Betrieb zu beachten:

  • Ist eine Anschaffung für den Betrieb (in dieser Qualität) wirklich notwendig?
  • Ist sie jetzt notwendig oder steht sie erst später an?
  • Muss es ein Kauf sein oder kommt Mieten auch in Betracht?
  • Gibt es preiswertere Alternativen?

Hinsichtlich der Fixkosten stellen sich weitere Fragen:

  • Geschäftsräume mieten: Bei Laufkundschaft ist kein Sparkurs angesagt. Anders sieht es aus, wenn Sie keine Laufkundschaft haben. Überlegen Sie, wie repräsentativ Ihre Geschäftsräume wirklich sein müssen.
  • Löhne / Gehälter: Mitarbeiter sollten angemessen bezahlt aber auch ausgelastet sein. Deshalb ist die angemessene Zahl von Mitarbeitern regelmäßig zu prüfen.
  • Auch Geschäftswagen sollten angemessen sein. Zu hohe Leasingkosten oder Finanzierungen können eine Krise beschleunigen.
  • Versicherungen: Sind Sie ausreichend abgesichert gegen Existenz bedrohender Risiken?

Soweit zu den häufigsten Gründen, warum Unternehmen insolvent werden und den dabei statistisch relevanten Checkfragen, die nicht oder nicht ausreichend beachtet wurden.

Viel Erfolg bei Ihrer selbstständigen Tätigkeit!

Cassandra B.