Biologischer Anbau: Was Sie über Bio- und Öko-Produkte wissen sollten

Bio ist „in“ – viele Menschen kaufen Bio und fühlen sich mit Bio-Produkten rundherum wohl. Doch es gibt eine Reihe von Missverständnissen und viel Unwissenheit über Bio-Produkte. Lesen Sie im folgenden Artikel, was Sie von Bio-Produkten erwarten können und was eher in das Reich der Märchenerzählungen gehört oder als unbewiesen gilt.

Bei Lebensmitteln, wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin …

Bio und Öko-Produkte Fakten und Tatsachen„Bio“ ist tatsächlich ein geschützter Begriff! Das Gleiche gilt für „Öko“ und für „aus kontrolliert biologischem Anbau“. Selbst wenn das Produkt kein Bio-Siegel trägt, jedoch als Bio beschrieben wird, muss es die Kriterien des Bio-Siegels erfüllen.

Ein Beispiel: Eier aus Freilandhaltung sind nur „bio“, wenn Bio (oder Öko) draufsteht, unabhängig davon, ob als Siegel oder in der Beschreibung.

Auch wenn Hühner aus der Freilandhaltung ähnlich gehalten werden wie Biohühner, werden sie anders gefüttert. Auch gentechnikfreie Milch ist nur dann bio, wenn Bio draufsteht.

Welche Bio-Siegel es gibt und wie diese aussehen, erfahren Sie hier: Bio-Siegel – Wikipedia.

Nicht alle Bio-Bauern können im vollen Umfang kontrolliert werden. Auf der anderen Seite gibt es keine Bauern, die so oft kontrolliert werden wie Bio-Bauern. Auch Großhändler und Importeure lassen ihre Ware gerne kontrollieren, um unangenehmen Überraschungen aus dem Wege zu gehen. Denn es gibt für sie nichts Schlimmeres als das Recht Bio-Ware zu vertreiben, plötzlich zu verlieren, wenn ihre Ware Mängel aufweist.

Erfüllen alle Produkte, die das Etikett „Bio“ verwenden, die gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen?

Nein, denn leider ist das Label „Bio“ nur für den Bereich der Lebensmittel geschützt! Lassen Sie sich durch diese Bezeichnung bei anderen Produkten nicht in die Irre führen. Zum Beispiel hat Bio-Diesel nichts mit den gesetzlich festgesetzten Kriterien für Bio gemein, ganz im Gegenteil. Bei der Produktion von Treibstoffen werden Teile von Urwäldern gerodet und mit dem Einsatz von chemischen, umweltschädlichen Mittel nicht gespart.

Viele Hersteller machen sich die Unwissenheit ihrer Kunden zunutze und werben für angeblich umweltfreundliche Produkte, indem sie ganz bewusst den für den Lebensmittelbereich geschützten Begriff verwenden. Dagegen wehren sich die Bio-Organisationen für Lebensmittel und schlagen andere Bezeichnungen vor, doch bisher leider vergeblich (Stand Februar 2011).

Bio-Lebensmittel sind nur ein wenig teurer

Bio ist oft viel teurer als konventionell hergestellte Nahrungsmittel. Allgemein wird ein Mehrpreis von 50% angegeben. Doch hier kommt es sehr auf die Nahrungsmittel an. Milch ist ca. um 20% teurer, während Rosinen und Fleisch sogar 100% teurer sind als konventionell hergestellte Ware (Stand 2011). Dadurch kann sich leider nicht Jeder Bio leisten.

Wer Bio isst, lebt gesünder

Das kann leider nicht bejaht werden. Erwiesen ist, dass Bio-Nahrungsmittel nicht mehr Nährwertstoffe enthalten als konventionelle Nahrung. Der Nährstoffgehalt ist ganz wesentlich vom Anbaugebiet abhängig und von der gewählten Sorte des Nahrungsmittels, keinesfalls also von der Art und Weise des Anbaus.

Allerdings sind Bio-Produkte weniger belastet von negativen Begleitstoffen, z. B. Pestizid- und Nitratgehalt, als herkömmliche Nahrung. Auch das gilt als wissenschaftlich gesichert.

Zuletzt spielen aber für ein gesünderes Leben noch viele andere Faktoren eine erhebliche Rolle, z. B. die regelmäßige Bewegung, die persönliche, soziale Situation eines Menschen.

Bio-Lebensmittel weisen keine Schadstoffbelastung auf

Es gibt keine Freiheit von Schadstoffen mehr, denn die Bio-Inseln liegen nicht unter einer abgeschotteten Käseglocke. Durch das Wasser, den Wind und die Beschaffenheit des Bodens gelangen Schadstoffe in die Nahrung, ganz unabhängig davon, ob es sich um Bio- oder konventionelle Nahrung handelt. Auch an Wasch-, Pack- und Lagerplätzen können Schadstoffe von konventionell produzierten Nahrungsmitteln an die Bio-Waren gelangen.

Richtig ist, dass der Bio-Bauer seinen Produkten keine weiteren Schadstoffe hinzufügt, sie demnach weniger als konventionell hergestellten Nahrungsmitteln belastet sind.

Bio-Produkte sind frisch

Qualität von Bio-ProduktenDas ist ein sehr hartnäckiges Vorurteil vieler Bio-Käufer, obwohl es sich leicht widerlegen lässt. Frische hat nichts mit Bio zu tun, sondern mit der Verarbeitung, Lagerung und Transport.

Schauen Sie sich also auch Bio-Produkte ganz genau an. Sie können sogar schneller verderben als Nahrungsmittel aus konventioneller Herstellung, da der Einsatz bestimmter Mittel verboten ist, z. B. Pilzbehandlungsmittel, vorbeugende Behandlungsmethoden und der Einsatz von chemischen Konservierungsmitteln.

Auch die hygienischen Zustände bei der Verarbeitung führen in der Bio-Branche schneller zu Problemen, denn hier kann nicht zu künstlich-chemischen Hilfsmitteln gegriffen werden.

Bio aus dem Bioladen ist mehr Bio, als aus dem Discounter

Das stimmt nicht, denn wie wir gesehen haben, muss sich „Bio“ an bestimmte Richtlinien halten. Oft hat man in einem Bioladen eine größere Auswahl an Bio-Produkten, doch auch hier muss man immer darauf achten, dass auf der Ware Bio draufsteht. Denn auch Bio- oder Naturkostläden führen zuweilen konventionell hergestellte Produkte. Im Discounter sind Bio-Produkte aber oft billiger, da hier viel größere Mengen bestellt und verkauft werden.

In Bio-Lebensmitteln sind keine Zusatzstoffe enthalten

Diese Annahme ist falsch. Richtig ist, dass Bio-Lebensmittel wesentlich weniger Zusatzstoffe enthalten als konventionell hergestellte Lebensmittel. Es geht nicht gänzlich ohne Zusatzstoffe aus Gründen der Haltbarkeit und des Geschmacks.

Es ist genau festgelegt, welche Zusatzstoffe in welchen Bio-Lebensmitteln enthalten sein dürfen. Auch sind viele Zusatzstoffe, die in herkömmlichen Lebensmitteln enthalten sind, für Bio-Produkte nicht erlaubt. Es kommen nur knapp 40 von über 300 Zusatzstoffen überhaupt in Betracht. Zu bedenken ist auch, dass Zusatzstoffe nicht per se gesundheitsschädigend sind.

Wer Bio-Erzeugnisse kauft, kann davon ausgehen, dass die Arbeitnehmer fair entlohnt und gute Arbeitsbedingungen haben

Bio war früher ein Trend, der sich aus einer naturfeindlichen bzw. -ignorierenden Haltung entwickelt hat. Doch heute handelt es sich um eine wachsende Branche – die kleinen Biobetriebe von einst sind immer größer geworden. Vieles an sozialen Ansprüchen ist untergegangen.

Es gibt einige Regelungen, die Bioprodukte betreffen. Doch gute Arbeitsbedingungen oder soziale Standards sind nicht darin enthalten.

Welche Kriterien muss ein Bio-Produkt aus dem Lebensmittelbereich erfüllen? – Was ist Bio?

  • Es dürfen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche Mineraldünger verwendet werden.
  • Lebensmittel dürfen keiner ionisierenden Strahlung (für die Konservierung) ausgesetzt werden.
  • Tiere müssen artgerecht gehalten werden.
  • Medikamente dürfen nur im Krankheitsfalle eingesetzt werden und nicht zur Vorsorge.
  • Es dürfen keine Leistungsförderer eingesetzt werden.
  • Anwendung von Gentechnik ist verboten.
  • Verwendung von Zusatz- und Hilfsstoffen ist stark begrenzt (z. B. sind keine Geschmacksverstärker erlaubt)

Eine gesündere Lebensweise lässt sich zwar mit Bio-Produkten nicht alleinig bewerkstelligen. Doch wer der Massentierhaltung entgegenwirken will und dennoch nicht auf Fleisch verzichten mag – wer einen schonenden Umgang mit der Umwelt unterstützen will, kann das durchaus guten Gewissens mit dem Kauf von Bio-Produkten aus dem Bereich der Lebensmittel tun.

Cassandra B.