Spieler-Interview: Einführung zur Sportart „Paintball“““

Einführung – Was ist Paintball?

Paintballspieler in Aktion (c) Saar Fanatics e.V.Paintball ist der Sport mit Farbkugeln und den gewehrähnlichen Sportinstrumenten. Es liegt also nahe, dass Unwissende diesen Sport direkt mit Krieg in Verbindung bringen. Doch die Äußerlichkeiten täuschen.

Tarnkleidung ist bei diesem Spiel alles andere als erwünscht, Rambotypen bekommen keinen "Markierer" ab und Einzelkämpfer, die sich profilieren und Aggressionen abbauen wollen, sind hier gänzlich fehl am Platz. Denn Paintball ist ein Mannschaftssport.

In Deutschland steigt die Zahl der Paintballspieler unaufhörlich. Logischerweise entstehen so auch immer mehr Teams, Vereine und Zusammenschlüsse, die sich bei freundschaftlichen Wettkämpfen treffen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Doch ein Faktor steht immer an erster Stelle: Spaß. Warum das so ist, erklärt John-Peter Breininger – erster Vorsitzender des Paintballsportvereins Saar Fanatics e.V. – in diesem ausführlichen Interview.

Interview über Basics und die Philosophie des Paintballs

Aus wie vielen Mitgliedern besteht ein standardisierter Paintballverein?

Im Paintball ist eigentlich kaum etwas standardisiert, bis auf die Ausrüstung. Vereine gestalten sich recht flexibel und behalten so ihre Individualität. In unserem Verein, den Saar Fanatics, gibt es mittlerweile 14 aktive Mitglieder und sechs bis sieben Anwärter. Ungefähr zehn Mitglieder sind schon seit Anfang 2008 dabei, das heißt, ein Paintballverein lässt sich im Grunde erst ab einem Minimum von sechs Personen gründen. Erst dann lohnt es sich wirklich, auch im Team zu spielen.

Gibt es ein bestimmtes Motto unter den Paintballern?

Spaß! Kurz und knackig, einfach nur Spaß. Natürlich gibt es bundesweit auch vereinzelte Teams, die es sich zur Aufgabe gesetzt haben, immer die besten zu sein. Aber das findet man in jedem Sport, sei es Fußball, Tennis oder Synchronspringen. Doch wenn man sich als Paintballer zu sehr unter Druck setzt, ist das kaum gut fürs Team und für den Sport an sich.

Kannst du uns die Regeln und die Mannschaftsaufstellung im Paintball erklären?

Paintball wird in verschiedenen Formaten gespielt: 3-Mann, d.h. drei gegen drei. 5-Mann, d.h. fünf gegen fünf. Das eher seltene Format ist sieben gegen sieben. Generell gilt, je höher die Liga, desto schärfer die Regeln. In Europa gibt es ein maßgebliches Regelwerk, das sogenannte Millennium Regelwerk. Dieses wird in verschiedenen angepassten Versionen, in eigentlich allen europäischen Ligen, gespielt.

Die Mannschaftsaufstellungen sind 100% variabel, d.h. es gibt keine vorgeschriebenen Positionen – wie etwa dem Torwart beim Fußball. Es gibt Backplayer, die quasi die Basis sind (vergleichbar zu Verteidigern) und Frontplayer (vergleichbar der Stürmer). Oft heimsen die Frontplayer den ganzen Ruhm ein, aber die wirklichen Arbeitstiere sind die Backplayer.

Das wirklich Wichtige beim Paintball ist jedoch: Es ist ein Teamsport. Das heißt, nur als Team kann man gewinnen. Wir brauchen keine Rambos, wir sind ein Team. Wer allein im Rampenlicht stehen will, macht hier keinen Stich!

Wie läuft ein typischer Trainingstag ab?

Treffpunkt ist um 9.15 Uhr, Abfahrt um 9.30 Uhr [natürlich variiert das, je nach Verein]. Wir fahren in einer Kolonne zur Paintballhalle und bauen dort das gesamte Feld auf. Dann ziehen wir uns um, legen unsere Ausrüstung an und füllen die Paintballs ab.

Dann geht’s auch schon los: Warmmachen, ein paar One on One’s (Einer gegen Einen). Dann sind die müden Knochen warm und wir fangen an, ein paar richtige Übungen zu machen. Das hier genau zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Ein Beispiel einer Übung ist das Posted Snapping.

Dabei guckt ein Spieler konstant hinter der Deckung hervor und gibt jedes Mal einen Schuss ab, wenn er etwas von seinem Gegenüber sieht. Der andere versucht durch schnelles Raus- und Reinlehnen, den sogenannten Poster mit Einzelschüssen zu treffen. Das ist nur eine von vielen komplexeren Übungen, die viele Muskelpartien ansprechen und sehr hilfreich sind, den Geist und die Reaktionsfähigkeit zu schulen.

Ist Paintball nicht ein sehr gefährlicher Sport?

Nein. Ganz ehrlich, ich war bisher – bis auf einmal – bei jedem Training und Wettkampf dabei und noch nie ist irgendetwas passiert. Die Ausrüstung macht wirklich sehr viel durch, aber mehr als blaue Flecken kann es beim Paintball nicht geben.

Natürlich besteht die Gefahr, dass man beim Laufen umknickt oder sich – wenn man in Deckung geht – einen Muskel zerrt – aber das ist dann Pech bzw. menschliches Versagen und hat mit dem Sport wenig zu tun. Das passiert in der Tat bei anderen Sportarten häufiger als im Paintball.

Welche Ausrüstung benötigen Interessenten, was kostet diese und wo bekommt man sie her?

Generell kostet ein gutes Einsteigerpaket bestimmt 500 Euro. Das meiste davon kann man sich nach und nach kaufen. Was viele nicht wissen: Viele Vereine bieten Interessenten die ersten Male – ein- bis zweimal – eine Leihausrüstung, sowie individuelle Beratung an. Damit können Neulinge experimentieren und ein Gefühl für Paintballspielen entwickeln. Durch Sponsoren bekommt man als Vereinsmitglied – nicht generell, aber oft ist es so – die Ausrüstung auch radikal günstiger.

Wie hoch ist der Beitrag im Verein und wovon profitiert man als Mitglied?

Auch hier gibt es Unterschiede, je nach Größe, Bestand und kommerzieller Tätigkeit. Wir z.B. zahlen einen monatlichen Beitrag von 25 Euro. Neben dem Fakt, dass man kein Geld irgendwohin gibt, wo man es nie wieder sieht, sorgen wir dafür, dass man immer ein lohnenswertes Training bekommt und mindestens 10% bei Bestellungen spart.

Wir haben ein immer durchsichtiges System, wie auch viele andere Vereine auf Bundesebene. Wie ich bereits erwähnte: Paintball ist ein Mannschaftssport. Und im Team muss jeder auf jeden abgestimmt sein. Darum ist individuelle Beratung eigentlich das A und O eines seriösen Paintballclubs.

Mit welchem Lob und welcher Kritik darf/muss man als Paintballspieler rechnen?

Ich denke, viele loben unsere positive Einstellung und unser Engagement. Kritik von außen kommt meist von Menschen, die es einfach nicht besser wissen. Es ist schade, aber viele verurteilen uns schon im Voraus.

Die Vorurteile gehen von einem aggressiven Verhalten bis hin zu gewissen politischen Bestrebungen. Wir, die Paintball als leidenschaftlichen Sport betreiben, erkennen uns in keinem dieser Vorurteile wieder.

Es ist wohl ein allgemeines Problem, dass viele kaum etwas darüber wissen und sich einfach nicht trauen, uns zu fragen. Vor allem Unwissenheit ist ein großes Problem.

Deswegen ist – meiner Meinung nach – die Aufklärung mit eine der Hauptaufgaben eines seriösen Paintballvereins. Denn schließlich möchte niemand in eine Schublade gesteckt werden und erst recht nicht, wenn es eine absolut falsche ist. Ein weiteres Beispiel dafür: Viele finden unsere Sportart brutal.

Dabei wird beim Boxen so lange auf den Gegner eingeschlagen, bis das Gehirn die Notbremse zieht. Beim Paintball bekommt man höchstens einen blauen Fleck. Der Unterschied liegt wohl im Fokus: Als Paintballer versucht man, wie ein Rennfahrer, an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu gehen – sich selbst bis zum Limit zu treiben.

Viele denken, unser Fokus liegt darin, den Gegner "abzuknallen", aber es wird immer irgendeiner auf der anderen Seite stehen (egal, ob gut oder böse/schlecht). Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren, ähnlich einem Rennfahrer – er kann auch nicht auf andere schauen, während er fährt.

Was würdest du Menschen (im Namen des Teams) sagen, die Paintball als "Kriegsersatz" ansehen?

Promofoto der Saar Fanat!cs (c) Saar Fanatics e.V.Ich bin nicht der einzige Kriegsdienstverweigerer in unserem Team. Viele wissen nicht, dass die Art und Weise nicht im geringsten mit echten Waffen oder gar "Krieg" vergleichbar ist.

Die Haltung und Bewegungen auf dem Feld sind ganz und gar anders. Wir tragen auffällige Trikots – sogenannte Jerseys – Tarnklamotten sind verboten.

Um ehrlich zu sein, auf einem Feld mit blauen oder gelben Deckungen ist eine Tarnausrüstung in grün-braun auch gänzlich ungeeignet. Wir bieten einen Adrenalinkick, kurze schnelle Action, gefüllt mit Taktik und Teamarbeit.

Wer einen Kriegsersatz sucht, ist hier am falschen Platz. Aggressionen kann man in einem Verein wirklich nicht gebrauchen. Wer anderen wehtun will, muss sich woanders umsehen!

Hast du noch etwas in eigener Sache zu sagen?

Ich genieße es einfach, Paintball zu spielen. Es wird nie diesen Reiz verlieren. Wenn man zum Zocken ‚rausfährt, hat man immer diese Action, Leidenschaft … immer anders, immer gut. Es ist ein Gefühl, das jeder kennt, der es spielt. Es zieht einen in seinen Bann und genau deshalb lieben wir es. In Amerika gibt es schon mehr Paintballer als Snowboarder. In Deutschland steigt die Zahl der Paintballer ebenfalls sehr schnell.

Nicht wenige Paintballvereine haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über die wahre Philosophie dieses Sports zu informieren. Für 2009 ist eine immens große Veranstaltung geplant. Der TV-Sender Eurosport überträgt die – von allen Paintballern geliebte – Millenium Series. Es sind im Jahre 2009, fünf Austragungsorte genannt worden, darunter Spanien, Großbritannien und Deutschland.

Den Anfang setzt Spanien vom 24. bis zum 26. April und gibt den Teams aus aller Welt einen Vorgeschmack auf mehr Action, mehr Kontakte und vor allem mehr Spaß. Und natürlich auch mehr Informationen über die Welt des Paintballs.

Neugierig geworden?

Viel Spaß beim Paintball!

Thorsten Boose