Buchempfehlung „Geldmacher. Das geheimste Gewerbe der Welt.“““

Jeder hat praktisch täglich damit zu tun – Bar- bzw. b>Papiergeld. Dass dieses nicht „auf den Bäumen wächst“, wissen wir (bereits) – doch seien wir ehrlich: Wie informiert sind wir eigentlich, was die Produktion der kleinen bunten Scheinchen, um die sich in unserem Leben so viel (zu viel?) dreht, betrifft? Wie gut kennen wir die b>Milliardenindustrie, die sich – gut verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit – den Banknotendruck auf die Fahnen geheftet hat?

Klaus W. Bender, ein profilierter Journalist, der u.a. 30 Jahre lang für die Frankfurter Allgemeine Zeitung als Auslandskorrespondent tätig war, will mit Geldmacher ein wenig Aufklärungsarbeit leisten – was ihm, so meine ich – auch gelungen ist.

Nach einer kurzen, gleichwohl hochinformativen Einführung in die Geschichte des Bargeldes schildert der Autor in dem Buch, für welches er nicht weniger als fünf Jahre recherchiert hat, ausführlich u.a. das Entstehen der europäischen Gelddruckindustrie.

Diese besteht im Wesentlichen aus einigen wenigen großen privatwirtschaftlichen Playern (z.B. die Münchener Giesecke & Devrient, die Würzburger Koenig & Bauer AG oder die britische De La Rue), die diesen hochlukrativen Markt unter sich aufteilen, was durchaus auch einmal dazu führen kann, dass der Steuerzahler nicht den niedrigstmöglichen Preis „verrechnet“ bekommt…

Hervorheben möchte ich, dass der Autor vor allem den maßgeblichen Persönlichkeiten, die diese Industrie geprägt haben – eine der wichtigsten war hier sicher der Mailänder Gualtiero Giori, dessen Firma v.a. durch technologische Innovationen Weltbedeutung erlangte – sehr viel Platz einräumt, und der Leser meiner Meinung nach so nicht „nur“ einiges über „das geheimste Gewerbe der Welt“ erfährt – sondern auch so manches über die „Psychologie“ von erfolgreichem Unternehmertum!…

Wenn Sie auch noch erfahren möchten, wie mit der stümperhaft durchgeführten Privatisierung der (Berliner) Bundesdruckerei in großem Stil Steuergeld vernichtet wurde – das ehemalige Staatsunternehmen wurde zunächst mit einer Geldspritze von 135 Millionen Euro modernisiert und dann an eine britische Wagniskapitalgesellschaft veräußert, die den Kauf weitgehend über Kredite finanzierte, die „zu Lasten der Bundesdruckerei in die Bücher“ (!) eingetragen wurden, wie Bender in dem Kapitel „Retter oder Räuber?“ schreibt – „Warum der Euro ein Sicherheitsproblem hat“ (Kapitel 11) – Bender schildert ungeschminkt, wie die Chance, mit dem europäischen Gemeinschaftsgeld „die sicherste Währung der Welt“ zu schaffen, konsequent vertan wurde – und wie maßvoll kostenbewusst der Druck der Euro-Noten heute betrieben wird – was auch mit dem zum Teil überflüssigen „milliardenschweren Investitionsrausch im Vorfeld des Euro“ zusammenhängt – dann ist „Geldmacher“ genau die richtige Lektüre für Sie!

Einziger Schönheitsfehler dieser ansonsten gediegen gestalteten Edition (v.a. das Cover finde ich gut gemacht): die kleine Schrift. Die trübt das Leservergnügen dann doch nicht unerheblich, und ich denke, dass ein größerer Druck den meisten (potentiellen) Lesern durchaus ein paar Euro mehr wert gewesen wäre…

Dennoch: ein erstklassiges Buch.

G.H.