Buchempfehlung: „Bekenntnisse eines Wallstreet-Süchtigen“““

Vielleicht sagt der Name James J. („Jim“) Cramer dem einen oder anderen unter den Usern dieser Seite etwas. Bei diesem handelt es sich nämlich um einen ehemaligen (Hedge) Fondsmanager und nunmehrigen bekannten (US-) Börsenkommentator, der nicht müde wird, seine Einschätzung der aktuellen Lage im Börsenfernsehen sowie über die von ihm gegründete Seite TheStreet.com zum Besten zu geben. Und so ist der für seine Autobiographie gewählte Titel „Bekenntnisse eines Wallstreet-Süchtigen“ (im Original: „Confessions of a Street Addict“) auch sicher nicht schlecht gewählt.

Auf etwa 350 zum Teil hochgradig unterhaltsamen Seiten erzählt uns Mr. Cramer seine Lebensgeschichte, die vom mittellosen Reporter, über ein Jura-Studium in Harvard, zu einer Existenz als millionenschwerer Fondsmanager und landesweit bekannter Börsenkommentator führte.

Werfen wir nun einen Blick auf „die frühen Jahre“ (so der Titel des 1. Kapitels): Cramer, Zeit seines Lebens ein reichlich harter Bursche, arbeitet als auf Kriminalfälle spezialisierter Reporter für Blätter wie (in Florida) den Tallahassee Democrat oder den Los Angeles Herald Examiner. Er verdient einigermaßen gut, doch als in sein Appartment mehrmals (!) eingebrochen und es schließlich – Zitat – „besenrein“ ausgeräumt wird, beschließt er, bis auf weiteres im Auto zu leben. Wobei er ein realistisches Bild von den damit verbundenen Gefahren hat: „Meine liebsten Übernachtungsplätze waren Raststätten am Interstate Highway 5. Ich kauerte mich unter meine Cordjacke und hielt mit der einen Hand die Axt, mit der anderen die 22er umklammert“ (S. 7)… Dazu sage ich nur: Gnade Gott dem, der versucht hätte, Cramer in dessen Auto zu überfallen.

Schließlich, wir schreiben ca. das Jahr 1980, entdeckt Cramer eine Möglichkeit, sich etwas dazu zu verdienen – Pferdewetten: „Ich verbrachte Wochenenden in meinem Auto am Rande der Rennbahn im Bay Meadows Park außerhalb von San Franciso, oder ich fuhr nach Los Angeles und kampierte in der Nähe von Santa Anita. Das war meine einzige Möglichkeit, genug Geld zu verdienen, um mich zu kleiden und warm zu halten“. (S. 8)

Im Zuge seiner Arbeit als Journalist begleitet Cramer einen Gouverneur und dessen Freundin nach Afrika, wo er an „so etwas ähnlichem wie Cholera“ erkrankt. Ziemlich ungünstig, wenn man, wie er feststellt, nicht krankenversichert ist. Doch zum Glück hat er eine Schwester, die ihn (in New York) gesundpflegt.

Cramer bekommt in New York einen Zeitungsjob, beginnt an der Börse (für die er sich schon als Bub interessiert hat) zu spekulieren und immatrikuliert schließlich an der Juristischen Fakultät der Harvard University. Schnell realisiert er, dass er anstatt Staatsanwalt hauptberuflicher Börsianer werden will, und da sich sein Ruf als „Börsenprofi“ auf dem Campus schnell herumspricht, vertraut ihm ein Professor namens Marty Peretz, der reich geheiratet hat, schließlich die Verwaltung von 500.000.- Dollar an.

Von da an geht es relativ zügig bergauf. Schließlich managed Cramer zusammen mit einem gewissen Jeff Berkowitz einen eigenen Hedge Fonds (zur Erklärung: Ein solcher kann in praktisch alles und jedes investieren, im Gegensatz zu „normalen“ (Aktien-)Fonds) und gründet die – sehr empfehlenswerte – Seite TheStreet.com, die schließlich auch an die Börse gebracht wird.

In ausgesprochen unterhaltsamer Sprache erzählt der Autor von seinem Alltag als Fondsmanager und der Anfangszeit seiner Börsenseite.

Wenn Sie sich für einen authentischen und unterhaltsamen Bericht vom Alltag an der Wall Street interessieren – dann ist dieses Buch genau richtig für Sie!

G.H.