Tomatensamen gewinnen: Saatgut selber machen

Es ist ganz einfach Tomatensamen zu gewinnen, d. h. Saatgut aus eigenen Tomaten selber zu machen. In dieser Anleitung zeigen wir, welche Sorten geeignet sind, welche Qualität sie haben und wie man Samen selber herstellt und lagert.

Basics: Welche Tomatensamen soll ich verwenden?

Wer Samen zum Anpflanzen von Tomaten selber gewinnen und weiter verwenden will, sollte ein paar Grundlagen der Samenbildung bei Tomaten wissen. Hier wollen wir Ihnen nicht nur zeigen, was bei der Auswahl und Gewinnung der Samen wichtig ist, sondern auch, wie man sie für die weitere Verwendung lagert.

Kreuzungen bei Tomatensorten

Wenn viele unterschiedliche Tomatensorten im Freiland nebeneinander wachsen, kann es zu Kreuzungen unterschiedlicher Sorten kommen. Dies liegt daran, dass Insekten die Blüten der Pflanzen bestäuben und so die Pollen „unkontrolliert“ verteilen.

Speziell bei der Bestäubung von Hummeln wurden des Öfteren eine anschließende Verkreuzung der Sorten festgestellt. Obwohl eine Kreuzung der Sorten relativ selten geschieht, kann man eine Sortenreinheit bei dieser Art von Anbau nicht gewährleisten.

Kreuzungen Saatgut Tomaten

Ob die neue Sorte bessere oder schlechtere Eigenschaften – als die Originalsorten – hat, ist Glückssache. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann einen Vorrat an Originalsamen zurückhalten oder die Tomatensorten beim Anbau räumlich weit voneinander trennen.

Natürlich werden viele Sorten auch absichtlich gekreuzt. Die Kunst dabei ist, samenfeste Sorten zu erzeugen, die ihre Eigenschaften beim weiteren Anbau über Generationen hinweg behalten.

Qualität der Samen

Bei der Qualität der Samen ist es wichtig, dass nur Tomaten verwendet werden, die vollständig am Strauch ausgereift sind. Bei unreifen Früchten ist die Ausbildung der Samen noch nicht abgeschlossen, d. h. dass auch ihre Nachkommen von minderer Qualität sein könnten oder gar nicht keimfähig sind.

Samenfeste Tomatensorten verwenden

Unter „samenfesten Tomatensorten“ versteht man solche, die über viele Jahre zu einer stabilen Sorte hin gezüchtet wurden. „Samenfest“ meint, dass die Samen Nachkommen mit den gleichen Eigenschaften – Geschmack, Farbe, Resistenz, Form etc. – bilden werden.

Man bezeichnet solche Sorten auch als „sortenrein“ oder „nachbaufähig“.

Diese Sorten sind meist widerstandsfähiger gegen Krankheiten, ungünstiges Wetter, kommen mit Klimaveränderungen besser klar und schmecken oft deutlich aromatischer als Hybrid-Züchtungen aus dem Supermarkt.

Wer sich neue Sorten anschafft und deren Samen weiter verwenden will, kann somit schon beim Einkauf der Samen auf diese Eigenschaft achten.

Samen aus F1 Hybriden

Bei F1-Hybriden handelt es sich um instabile Züchtungen, die bestimmte positive Eigenschaften – z. B. hoher Ertrag, Resistenzen etc. – zweier Sorten in sich vereinigen sollen. Diese Eigenschaften sind aber nur beim ersten Anbau verlässlich.

Schon bei der ersten Fruchtbildung kann es zu Variationen im Erbgut kommen, d. h. es ist nicht sicher, welche Eigenschaften sich von welcher Ursprungssorte durchsetzt. Speziell im Supermarkt kann man viele Hybridsorten finden, die nur für den kurzfristigen Ertrag optimiert wurden.

Tomaten Samen F1 Hybride

Allerdings waren bei uns auch bislang alle Hybriden keimfähig und schmeckten durchaus lecker. Man kann aber auch Pech haben und ab der zweiten Generation Tomatensamen bekommen, die nur noch kränkliche, ertragsarme oder dürftig wachsende Nachkommen haben.

Warum den Tomatensamen selbst gewinnen?

Wer auf leckere Tomaten steht, kennt den Unterschied zwischen den geschmacklosen „Standard-Tomaten“ aus dem Supermarkt und den wohlschmeckenden, selbst angebauten Tomaten aus dem Garten. Denn es gibt über 200 unterschiedliche Tomatensorten, deren Geschmäcker völlig unterschiedlich sind.

Tomatensamen selber gewinnen

Grundsätzlich kann man natürlich einfach fertige Tomatenpflanzen aus der Gärtnerei kaufen. Nur ist die Anzahl der Sorten oft sehr begrenzt. Wirklich seltene oder geschmacklich ausgefallene Sorten findet man dort kaum.

Wer die Geschmacksvielfalt von Tomaten kennenlernen will, kann zu einem Händler gehen, der samenfeste, alte Sorten verkauft. Hier findet man oft sehr ungewöhnliche Sorten, die man testen und so einen persönlichen Favoriten finden kann. Notieren Sie sich den Namen ihrer Lieblingssorte.

Wer Wert darauf legt, nur eine ganz spezielle Tomatensorte anzubauen, sollte auf Sortenreinheit achten und dass diese Sorte auch samenfest ist (siehe auch Tomatensamen: Anbau und Sortenreinheit). Am besten kauft man die erste Generation der Samen direkt vom Züchter.

Falls Sie also ohnehin mehrere unterschiedliche Sorten gleichzeitig anbauen wollen und Vielfalt OK ist, können Sie auch Samen von gekauften Sorten gewinnen und anbauen. Wie das geht, zeigen wir im nächsten Schritt.

Anleitung: Tomatensamen gewinnen

Tomaten auswählen

Wählen Sie aus Ihren Tomaten die schönsten und kräftigsten Exemplare aus, die Sie für die Gewinnung von Tomatensamen verwenden wollen. Nehmen Sie nur Tomaten, die am Strauch ihre volle Reife erreicht haben. So geht man sicher, dass die Samenbildung auch vollständig abgeschlossen ist. Eigentlich reicht der Samen einer einzigen Tomate aus, aber vielleicht wollen Sie ja an Bekannte oder Verwandte etwas abgeben.

Tomaten schneiden

Stellen Sie zunächst ein Glas oder eine Schüssel bereit. Schneiden Sie die Tomaten in vier Teile, damit das Saatgut gut zugänglich ist. Nehmen Sie einen kleinen Löffel, um die Tomatensamen herauszuholen.

Tomatensamen selber machen

Sie werden sehen, dass sich die Samen mit der sie umhüllenden Flüssigkeit ganz leicht vom Fruchtfleisch trennen lassen.

Wiederholen Sie den Vorgang, bis Sie genügend Tomatensamen gesammelt haben. Am Ende liegen die Samen mit Flüssigkeit gemischt im Gefäß.

Tomatensamen wässern

Gießen Sie anschließend etwas lauwarmes Wasser in das Gefäß mit den Samen und lassen es einen Tag lang an einem warmen Ort stehen.

Tomaten Saatgut herstellen Samen wässern

Sie sollten aber 24 Stunden nicht überschreiten, sonst beginnt der Samen zu keimen und würde damit unbrauchbar. Die Zugabe von Wasser hat den Sinn, dass sich die gallertartige Masse rund um die Tomatensamen löst. So bleibt am Ende der reine Tomatensamen im Wasser übrig, den Sie dann weiter verarbeiten können.

Saatgut trocknen

Seien Sie den Samen ab und legen ihn auf einem Küchentuch zum Trocknen. Sobald er richtig trocken ist, geben Sie ihn in ein Glas und lagern ihn möglichst kühl und dunkel.

Alternativ können Sie ihn aber auch – so wie ich – auf dem Küchentuch belassen und mit den Tüchern einlagern. Falten Sie die Tücher zusammen und legen sie in eine verschließbare Dose. Die Dose mit den Tomatensamen muss dann natürlich ebenfalls an einem kühlen und dunklen Ort gelagert werden.

Tomatensamen gewinnen Samen richtig lagern

Mir gefällt die Methode mit den Küchentüchern besser, da ich sie beschriften kann und weiß, welche Sorte von Tomatensamen darin enthalten ist. Außerdem ist diese Methode recht platzsparend. So können Sie sich entweder selbst einen kleinen Vorrat anlegen oder den Samen von besonders leckeren Tomatensorten an Ihre Freunde und Bekannten verschenken.

Video: Tomaten-Saatgut selber machen

In dieser Videoanleitung finden Sie noch eine zweite Methode, um das Saatgut für Tomaten zu gewinnen und zu lagern.

Tomatensamen selber gewinnen: Saatgut für Tomaten selber machen

Zum Aktivieren des Videos müssen Sie auf den Start-Button klicken. Wir weisen darauf hin, dass beim Starten des Videos Daten an YouTube übermittelt werden.

Tomatensamen selber züchten

Wer mehrere unterschiedliche Tomatensorten gleichzeitig im Garten anbauen will, sollte wissen, dass es dabei zu natürlichen Kreuzungen kommen kann (siehe „Kreuzungen bei Tomatensorten“ oben). Je dichter die unterschiedlichen Sorten zusammenstehen, desto wahrscheinlicher wird eine Kreuzung.

Will man eine Sorte samenfest erhalten, kann man die Fremdbestäubung verhindern, in dem man die Tomaten räumlich weit voneinander trennt. Wer mehrere Gewächshäuser hat, kann dort den Anbau auf jeweils nur eine Sorte beschränken. Als Faustregel sollte man zwischen verschiedenen Sorten im Freiland mindestens 15 Meter Abstand halten. Da Tomaten selbst bestäubend sind, kommen Kreuzungen dann nur noch sehr selten vor.

Dies ist aber nur dann wichtig, wenn man die Sortenreinheit seiner Lieblingsorte erhalten will.

Denn es gibt auch die Möglichkeit, gewollt bestimmte Sorten zu kreuzen, damit die Nachkommen Eigenschaften von den Eltern erben. Wenn eine solche Kreuzung gelingt, ist jedoch noch nicht gesagt, dass die Eigenschaften – wie bei samenfesten Sorten – stabil oder wie bei F1-Hybriden nur einmalig gelingen.

Tomatensamen richtig lagern

Da man mit dieser Methode recht schnell sehr viele Tomatensamen gewinnen kann, lohnt es sich große Mengen einzulagern. Ich lege mir bei solchen Aktionen immer gleich Saatgut für mehrere Jahre an – so muss ich nicht jedes Jahr daran denken, von meinen Lieblingstomaten neue Samen zu gewinnen.

Wenn die Tomatensamen kühl, dunkel und trocken gelagert werden, bleiben sie zwischen 5 und 8 Jahren keimfähig. Meine Freundin hat sogar 9 Jahre alten Samen noch erfolgreich anbauen können.

Tomatensamen selber machen - Haltbarkeit - Lagerung

Mein Tipp ist auf das Glas mit den Tomatensamen – oder dem Küchentuch – das Datum (Jahr) zu schreiben. Falls Sie noch weitere Eigenschaften kennen wie – wetterfest – für Freiland geeignet – Resistenzen gegen Braunfäule etc. – können Sie diese ebenfalls aufschreiben. So haben Sie auch noch nach Jahren eine Orientierung, wie lange der eingelagerte Tomatensamen noch brauchbar und wozu sie geeignet ist.

Tomatensamen säen und vorziehen

Ihre Samen können Sie im nächsten Jahr zum Säen und Vorziehen eigener Tomaten verwenden. Dies ist die günstigste Art, zu eigenen Pflanzen für den weiteren Anbau zu kommen.

Viel Erfolg bei der Gewinnung von Tomatensamen!

Andrea Munich

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