USA-Politik: … und die Erde wird brennen?

Der bekannte Journalist Scholl-Latour legt ebenfalls ein Sachbuch zur derzeitigen weltpolitischen Lage vor und kann aufgrund seinen jahrzehntelangen Recherchen sehr persönliche Interpretationen einbringen. Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass die USA die eigentlichen Aggressoren und Drahtzieher sind und bezeichnet deren Feldzug gegen das „Böse“ als die „Mutter aller Lügen“, womit er die Bezeichnung Saddam Husseins des letzten Golfkrieges „Mutter aller Schlachten“ persifliert. Das Pentagon gibt ja auch unumwunden zu, dass die systematische Irreführung eines ihrer wichtigsten psychologischen Kriegswerkzeuge darstellt. Die Nachrichten sind komplett manipuliert.

Afghanistan

Die Freudentänze der „befreiten“ Bevölkerung Afghanistans waren für die Kameras inszeniert und dass sich die Lage dort nunmehr immer mehr in einen mühsamen Partisanenkampf entwickelt bleibt vor der Öffentlichkeit verborgen.

Die USA sind dabei ihre wirtschaftlichen Interessen – die gigantische neue Ölpipeline aufzubauen – und haben mit Karzai und zwielichtigen Gestalten eine amerikanische Marionettenregierung hingestellt, für deren Schutz sie allerdings nicht das geringste unternehmen, denn das wurde in der Hauptsache den deutschen Soldaten übertragen.

Um dafür bei den Deutschen ein Verantwortungsbewusstsein zu erschaffen fand bereits im Herbst 2001 auf dem Petersberg bei Bonn diese kuriose Versammlung statt, wo Karzai inthronisiert wurde. Die Afghanen sehen in ihm einen „Amerikaner“ bzw. Verräter. Ohne amerikanische Bodyguards wäre Karzai innerhalb weniger Tage ein toter Mann.

Der nach dreißig Jahren römischen Exils zurückgekehrte König Mohammed Zaher Schah wurde von den USA für die Kandidatur nicht zugelassen. Der eigentliche Volksheld ist aber der 13jährige Sohn Massuds, des ermordeten Paschtunenführers, die zwar die Bevölkerungsmehrheit stellen, aber im Marionettenregime nichts zu sagen haben.

Deutsche Soldaten haben zwar in Afghanistan auch nicht das geringste zu suchen, aber wenigstens sind sie im Gegensatz zu anderen Truppen bei den Afghanen beliebt. Zum einen kommt das wegen der wirtschaftlichen Hilfe, zum anderen aber weil die Afghanen die Deutschen seit jeher als arisches Brudervolk verstehen.

Allerdings warnen sie auch die jetzigen Kontingente davor sich zu nahe zu den Amerikanern zu stellen, denn sie sind überzeugt, dass deren Vertreibung keine zehn Jahre, wie es davor bei den Russen der Fall war, dauern wird. Vor deren Kampf hat man auch mehr Achtung als vor dem feigen amerikanischen Bombardement aus fünftausend Meter Höhe.

Die Taliban sah man als amerikanisch-pakistanisches Instrument. Den Begriff „Al Quaida“ hatte man vorm 11.9.01 noch nie gehört. Auch Osama Bin Laden hatte keine Bedeutung, er wird nur vom Feind zu einem „Helden des Islam“ stilisiert. Allen ist klar, dass von hier auch kein World Trade Center angegriffen wurde und dass es die legendären Al Quaida-Ausbildungslager gar nicht gegeben hat.

Irak

Es geht weiter zum aktuell brisanteren Kriegsherd in den Irak. 1998 nahm Scholl-Latour noch an der von Hussein einberufenen christlich-islamischen Konferenz teil, die religiös ausgesprochen tolerant verlief.

Husseins national-arabische Baath-Partei war ja auch von einem griechisch-orthodoxen Christen gegründet worden und die meisten seiner Regierung sind Angehörige der christlichen Urkirche. Politisch und militärisch steht er allerdings auf einem schlechteren Podest als die Afghanen, die sich in die Berge zurückziehen können. In der irakischen Wüste ist er der militärischen Übermacht hilflos ausgeliefert.

Hussein hatte zwar einmal mit völkerrechtswidrigem Giftgas den islamischen Fundamentalismus des „Khomenie“-Iran besiegt, aber damals noch mit Unterstützung der Russen wie auch Amerikaner. Erst als er mit diesen Methoden gegen die Kurden im eigenen Land vorging zeigte sich die Weltöffentlichkeit betroffen. Aber all dies ist nicht der Grund Krieg gegen den Irak zu führen, auch nicht der ebenso von den USA inszenierte damalige Einmarsch in Kuweit, auf den Hussein hereingefallen war.

Wie in Afghanistan geht es ums Erdöl. Sadam Hussein wurde mythologisch wirksam in der gleichen Ortschaft geboren wie der legendäre Sultan Saladin, der allerdings Kurde war, und 1187 das Heer der Kreuzfahrer schlug und ihnen Jerusalem entriss.

Selbst die CIA gesteht ein, dass Verbindungen zur Al Quaida Unsinn sind und ein angebliches Treffen mit Mohamed Atta konstruierte Irreführung war. Im Gegenteil stellten die fundamentalistischen islamischen Staaten die größte Bedrohung für Hussein dar. Und diese verfügen im Gegensatz zum Irak über die notwendigen Waffenarsenale und wenn Bush ihnen mit der atomaren Apocalypse droht, dürfte es nicht verwundern wenn sie entsprechend reagieren.

Wenn Hussein im Irak gestürzt wird kommt es zur schiitischen Machtergreifung, die sich auf andere Staaten – vor allem Saudi-Arabien – ausbreiten wird. Deswegen hatten die USA ihren damaligen Sieg nicht ausgenutzt, sondern sich auf eine andere spätere Übernahme erst mal vorbereitet. Deswegen wird auch diesmal gleich der Iran, der Hauptfeind des Irak, ebenso schon als nächstes Angriffsziel benannt.

Auch wollten die USA damals keinen Kurdenstaat im Norden provozieren, der die türkischen Freunde verprellt hätte. Auch dachte die CIA Hussein würde von einer Opposition gestürzt, worin sie sich vollkommen getäuscht hatten. Der Irak weiß, dass er geschlagen wird, aber er blickt auf eine tausend Jahre alte Geschichte zurück und sieht es als kurze Episode.

Systeme wie die USA zerfallen, auch bei der weltweit dominierenden Kolonialmacht Großbritannien, die nach dem 1.Weltkrieg den Irak unterjocht hatten, sind sämtliche derartigen Herrschaftsstrukturen innerhalb von 30 Jahren zerbrochen.

Trotzdem gelang es den Engländern bis heute völkerrechtswidrig ein Kuweit zu erfinden. Entgegen den Vorbehalten der islamischen Staaten gegen die Politik des Irak ist Sadam Hussein natürlich dennoch ein Idol, da er 30 Staaten trotz Niederlage strotzte und alle Attentatsversuche des CIA eine Blamage wurden.

Das System im Irak ist alles andere als islamisch. Nationalgetränk ist Pepsi Cola und die Städte gleichen einem Mini – Las Vegas. Die auch bei Nacht beleuchteten Boutiquen haben elegante Modepuppen in den Schaufenstern, die reicheren jungen Männer fahren in Mercedes und Jaguar durch die Straßen und halten Ausschau nach Frauen, die ohne Kopftuch frivol durch die Straßen laufen.

So sehr man die USA hasst ahmt man deren Lebensstil nach. In den Schwimmbädern präsentieren arabische Schönheiten ihre Reize in knappen Bikinis, die Studentinnen in Bagdad stehen an der Spitze der weiblichen Emanzipation. Es wundert also nicht, dass die restliche islamische Welt Hussein als „Feind Gottes“ einstuft. Auch wenn Hussein allen Religionen gegenüber vollkommene Toleranz ausübt.

Ausnahme bilden die Prozessionen der Schiiten, diese sind strikt untersagt. Ihre Heiligtümer dagegen werden kulturell geschützt. Ebenso werden viele christliche Kirchen auf Staatskosten restauriert und diese dem Vatikan zugehörigen Bischöfe fürchten natürlich die islamische Bedrohung, wenn Hussein ihnen keinen Schutz mehr gewähren kann.

Deren Gottesdienste sind auf aramäisch, der Sprache von Jesus und diese Realität erschüttert sehr das entworfene Bild vom „Reich des Bösen“. Man muss aber auch bedenken, dass so gut wie alle im Osmanischen Reich durch die Kolonialmächte erschaffenen Regierungschefs, Präsidenten oder Monarchen ausschließlich Diktatoren, Tyrannen und Militärmachthaber sind, die nicht durchs Volk an die Macht kamen und gegen die man sich nicht auf legale Weise wehren kann.

Dass irgendwann das islamische Volk insgesamt gewalttätig ausrastet, kommt nicht von ungefähr. Der Irak vermutet, dass Israel hinter den Anschlägen des 11.September steckt und dass sowieso Israel längst die USA beherrschen würde. So ähnlich sieht das eigentlich die ganze arabische Welt. Die eigentlichen Drahtzieher werden so unbekannt bleiben wie diejenigen der Ermordung Kennedys.

Im Norden des Irak sitzen die Kurden, die einen autonomen Staat wollen, sich aber niemals ähnlich der afghanischen Nordallianz als Söldner Amerikas missbrauchen lassen würden um einen Putsch in Bagdad zu erwirken. Alle solche Behauptungen, wie sie kürzlich wieder durch die Welt gingen, sind Lügen.

Vor allem, dass sie bereit wären mit türkischem Militär zusammenzuarbeiten – denn die Türkei betrachtet die Kurden als Feinde. Um die USA zu unterstützen sind die irakischen Kurden viel zu stolz und schauen mit Verachtung auf die Araber, deren Regierungen sie nicht zutrauen dem Irak zu Hilfe zu eilen, genauso wie die arabischen Regierungen zuschauen wenn Palästinenser niedergeknüppelt und vernichtet werden.

Den Kurden geht es gut, sie haben noch den alten irakischen Dinar als Währung im Gegensatz zu den fotokopierten wertlosen Scheinen im übrigen Irak und die Bevölkerung wird durch UN-Programme kostenlos ernährt. Da auch die NGOs sie noch mit Lebensmitteln überschütten führte das zum Ruin der einheimischen Landwirtschaft.

Hinter den karitativen Verbänden stehen natürlich getarnte ausländische Geheimdienste. Wenn die USA aber glaubt deswegen da über eine gute Ausgangsbasis im Angriff auf den Irak zu verfügen werden sie ziemlich überrascht werden. Obwohl der Schutz, den ihnen die USA mit ihren Programmen verschafft, ja schon eine Blamage für den CIA war, denn die Kurden haben sich entgegen allen Erwartungen auf die Seite Husseins gestellt.

Der Anschlag vom 11.September wird von den Kurden sehr wichtig eingeschätzt, man glaubt dass er die Zeitrechnung Christi Geburt ersetzen wird. Die Kurden sind überzeugt davon, dass damit etwas begonnen hat, das im apocalyptischen Show Down enden wird. Über Amerikas Politik macht man Witze auf „Blondinen“-Niveau, die allerdings angesichts ihrer Realität makaber sind. Die Kurden selbst sind aber auch untereinander in ihren Bestrebungen zersplittert.

Israel

Orthodoxe Juden wirken in ihrer altertümlichen Ghetto-Tracht wie Leichenbitter. Für die durchschnittliche israelische Bevölkerung zählen Palästinenser nichts, es geht ihnen nicht um eine Lösung des Konflikts. Natürlich sind sie auch für den Krieg gegen den Irak und die Ausschaltung Saddam Husseins.

Sie wollen ein „Pax Americana“ mit völliger Umschichtung der Verhältnisse zugunsten des Judenstaates. Führende Senatoren der Republikanischen Partei in Amerika geben seit Jahren schon unverhohlen zu, dass ihre Außenpolitik in Jerusalem konzipiert würde. Sicher jedenfalls ist, dass der amerikanische Präsident seine strategischen Optionen aufs engste mit Israel abstimmt.

Die israelische Armee ist die beste der Welt. Deren Gräuel seit der Errichtung des Judenstaates sind hinreichend bekannt und gipfelten 1982 in der Zerstörung Beiruts unter dem für die Massaker verantwortlichen jetzigen Präsidenten Sharon. Erst 1987 begann eigentlich wirklich ein palästinensischer Widerstand, die Intifada, die von Halbwüchsigen und Kindern getragen wurde, die mit Steinschleudern gegen das israelische Militär vorgingen.

Der biblische Zweikampf David gegen Goliath hatte sich ins Gegenteil verkehrt, die Rollen waren vertauscht. Israel schlug wie immer brutal zurück, die PLO ging auf gewaltfreien Kurs, aber die islamische Hamas begann sich zu etablieren. Unter Clinton kam es zum legendären Handschlag zwischen Arafat und Rabin vorm Weißen Haus. Die PLO verpflichtete sich gegen die Hamas vorzugehen und Arafat gilt seitdem bei den Palästinensern als Verräter.

Die Realität zeigte auch, dass sich Israel an keine Vereinbarungen hält und seine Siedlungspolitik drastisch ausweitete. Die PLO war inzwischen bewaffnet worden, aber greift Israel nicht an.

Aber nun beginnen Selbstmordkommandos die Israelis in Schrecken zu versetzen. Tausende junger Palästinenser sind bereit ihr Leben zu opfern. Bislang hatte Israel ja eigentlich Glück, dass Palästinenser im Gegensatz zu anderen Arabern friedfertige Menschen waren. Seit 2001 aber sind aus den ersten kindlichen Steinewerfern zum erstenmal mutige Löwen und Krieger geworden.

Über fünfzig Jahre Traumatisierung haben nun ihre Früchte hervorgebracht. Dies ist ein neuer Krieg und der erste wo Palästinenser überhaupt Chancen haben. Bislang verfügten die Palästinenser über keinerlei Abwehr mit der sie sich gegen die Waffen, mit denen Israel angreift, verteidigen konnten. Nur mit den Selbstmordkommandos fanden sie eine Waffe, die ein erstes Gleichgewicht schaffen. Die Forderungen sind klar.

Es kann nicht länger den zionistischen Judenstaat geben. Die Juden, die seit Generationen ansässig sind, sollen als gleichwertige Bürger leben können, alle anderen müssen in ihre Ursprungsländer zurückkehren. Die Araber bekommen ein anderes Bewusstsein. Sollen die Juden doch wieder Beirut in Schutt und Asche legen, sollen sie doch in Damaskus einmarschieren. Die Araber sind zahlenmäßig einfach zu viele. Auch die Kreuzritter hielten sich 200 Jahre und mussten doch wieder weichen.

Indien – Pakistan

Komplizierter ist der Konflikt zwischen Hindus und Mohammedanern im Indien-Pakistan-Konflikt. Hier versuchen sich sicherlich beide Seiten als die „Bösen“ zu sehen. Wobei die Lage in Pakistan alles andere als geregelt verläuft. Die Bevölkerung verflucht seine Regierung, die den USA in Sachen Afghanistan nachgab und sieht den Anschlag vom 11.September als zionistisch-amerikanische Konspiration. Immerhin sehr auffällig, dass es keine jüdischen Opfer gibt und alle Viertausend jüdischen Angestellte des World Trade Center am Tag der Katastrophe nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen sind.

Übrigens Zentralasien

Hier steht man im Grunde erst mal immer noch unter dem Schock der amerikanischen Afghanistan-Offensive. Selbst Russland bezweifelt dass sich der 11.September so zugetragen hat wie behauptet und trauen dem Dutzend saudischer Dilettanten diese generalstabmäßige Planung nicht zu.

Die Tat Mohamed Atta anzudrehen ist eine Fälschung. Welche Absichten Putin mit seinem proamerikanischen Kurs verfolgt versteht niemand. Das so harmonisch aussehende russisch-amerikanische Bündnis ist von beiden Seiten mehr als brüchig und der amerikanischen Terrorismusbande – die ihren Präsidenten Kennedy mordet, Flugzeugabstürze über Lockerbie inszeniert und die „La Belle“-Discothek in Berlin in die Luft sprengt, genauso wie sie ihr eigenes World Trade Center zusammenkrachen lässt und hinterher noch mit Anthrax-Briefen die amerikanischen Experimente mit bakteriologischer Kriegsführung anderen zuschiebt – traut niemand auf russischer Seite.

Und China fühlt sich ebenso bedroht durch den amerikanischen Anspruch auf Weltherrschaft, auch wenn sie ebenso wie Russland nach dem 11.September-Anschlag sich erst mal in die Front einreihte.

Berthold Röth
Peter Scholl-Latour
Kampf dem Terror – Kampf dem Islam ?
Chronik eines unbegrenzten Krieges

496 S., geb., Propyläen 2002
ISBN 3-5499-07162-0

Berthold Röth