Mit Notizen effektiver lesen und lernen

Notizen kann man aus vielen Gründen machen, um die Dinge unter Kontrolle zu behalten und gleichzeitig seinen Kopf freizukriegen, sozusagen als externen Gedächtnisspeicher. Notizen kann man aber auch machen, um Texte besser zu verstehen, effektiver zu lesen und leichter zu behalten.

Warum Notizen?

Notizen machen

Warum? Ganz einfach …

  • Weil wir etwas erst dann wirklich verstanden haben, wenn wir es mit eigenen Worten wiedergeben können. Wir müssen selbst aktiv werden, um die Struktur eines Textes zu verstehen, uns das Gelesene zu erklären. Das heißt, Notizen sind eine Form der Verarbeitung.
  • Weil wir uns erheblich schneller orientieren und gelesenes wiedererkennen können, wenn wir den Stoff auf seine Kernaussagen reduzieren und Zusammenhänge (vielleicht auch grafisch) herausarbeiten. Das heißt, Notizen sind eine Form der Systematisierung.
  • Weil wir uns etwas viel leichter merken können, wenn wir überblicksartig aufschreiben, was wir gelesen haben (dann müssen wir nicht alles noch mal lesen), die für uns wichtigen Informationen festhalten (den Rest können wir getrost vergessen) und nicht nur passiv aufnehmen, sondern aktiv bearbeiten (und damit einen weiteren Lernkanal ansprechen). Das heißt, Notizen sind eine Form der Erinnerung.

Kriterien und Elemente für Notizen

Dazu müssen Notizen …

  • übersichtlich und gut zu lesen sein,
  • die Gliederung eines Textes erkennen lassen,
  • seine wichtigsten Inhalte wiedergeben,
  • nachvollziehbar und logisch geordnet sein,
  • um eigene Fragen und Gedanken bereichert und
  • idealiter von der Form her flexibel austauschbar sein.

Was schreiben Sie nun rein – in Ihre Notizen?

Nach dem bisher Gesagten soll auf jeden Fall bitte nicht zu viel aufgeschrieben werden. Es geht nicht darum, den Text ein zweites Mal zu schreiben. Es geht darum, sich gedanklich mit einem Text auseinander zu setzen und seine wesentlichen Elemente, sein Skelett zu erfassen.

notizen machen

Schreiben Sie also wichtige Schlüsselworte auf, logische Übergänge, Hauptaussagen. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen hilft, mit einem Blick zu erfassen, worum es eigentlich geht. Die 6 W’s aus der journalistischen Recherche können Ihnen dabei helfen. Fragen Sie sich: Wer hat was, wann, wo, wie, warum getan.

Je nachdem, können Sie sich auch noch wichtige Details notieren, die sich nicht aus dem Zusammenhang ergeben und deshalb schnell vergessen werden. Beispiele wären etwa einzelne Namen, Zahlen, Daten, Fremdwörter oder Literaturhinweise.

Wovon Sie aber besser die Finger lassen sollten, ist alles das, was einen Text anschaulicher und nachvollziehbarer macht, also Beispiele, Zitate, Definitionen, Grafiken, Tabellen usw., das Fell und Fleisch Ihres Skeletts.

Damit hat sich der Autor zwar – hoffentlich 😉 – viel Mühe gegeben. Für Ihre Notizen und Ihre Verarbeitung ist das aber unnötiger Ballast. Ob Sie einen Text verstanden haben, zeigen Sie ja gerade dadurch, dass Sie ihn in eigenen Worten wiedergeben können.

Zusammengefasst:

1. Beschränken Sie sich auf die wesentlichen Punkte eines Textes. (Sonst können Sie sein Grundgerüst nicht erfassen und erweisen Ihrem notorisch vergesslichen Gehirn einen Bärendienst.)

2. Schreiben Sie leserlich und klar gegliedert. (Wenn Sie nicht später ins Grübeln geraten wollen.)

3. Benutzen Sie Ihre eigenen Worte, Sprachbilder und Gedanken. (So setzen Sie sich aktiv mit dem Text auseinander und unterstützen – genau – die Verarbeitung von und Erinnerung an das Gelesene.)

Methoden und Formen

Welche Methode Sie für Ihre Notizen verwenden, ist relativ egal und hängt von Ihren Vorlieben und Möglichkeiten bzw. Lesezielen ab. Kombinieren Sie auch gern nach Lust und Laune.

Notizen aufschreiben

Die einfachste Methode ist es wohl, die entsprechenden Bücher und Unterlagen selbst mit Notizen zu versehen, also etwa mit Unterstreichungen, Randbemerkungen, Abkürzungen und Symbolen zu arbeiten. Das ist dann sinnvoll, wenn Ihnen das Buch gehört und Sie genug Platz haben. 🙂

Ansonsten sind auch Karteikarten eine prima Möglichkeit, das Grundgerüst eines Textes und wichtige Schlagworte wiederzugeben. Sie können die Karten flexibel ordnen und sich damit Zusammenhänge klarmachen. Sie können die Karten überall mit hinnehmen, sie ergänzen oder aus ihnen lernen. Und Sie können sie natürlich als „Spickzettel“ und Stichwortgeber bei Vorträgen oder Präsentationen verwenden.

Wenn Sie relativ viel notieren müssen, können Sie auch zu DIN-A4-Blättern greifen. Die sind zwar nicht ganz so komfortabel wie Karteikarten, bieten Ihnen aber dafür mehr Platz. Und wenn Sie lose Blätter nehmen, können Sie diese auch leichter austauschen oder ergänzen als das etwa bei gebundenen Heften der Fall ist. Die Blätter lassen sich z.B. gut in Ringmappen einordnen.

Tipp: Nutzen Sie den größeren Raum und lassen Sie einen Teil des Papiers für spätere Überarbeitungen oder zusätzliche Hinweise frei.

Auch was die Form Ihrer Notizen angeht, sind Sie relativ frei. Halten Sie „sprechende“, d.h. für Sie und den Text wichtige Stichpunkte fest. Arbeiten Sie mit passenden Symbolen und Zeichnungen. (So mancher legt sich eine Liste kleiner Symbole für immer wiederkehrende Begriffe und Bedeutungen an. Das spart Zeit. Und: Zeichnungen sprechen einen weiteren Lernkanal an und unterstützen damit gut Ihr Gedächtnis.)

Verbindungen von Stichpunkten und dem zeichnerischen Aspekt lassen sich zum Beispiel über die Moderationsmethode und das Mind Mapping darstellen.

Überhaupt ist die grafische Darstellung von Texten eine prima Hilfe, um Zusammenhänge zu erfassen. Nutzen Sie Baum- und Flussdiagramme für die logische Abfolge von einzelnen Textelementen. Fertigen Sie eine Matrixtabelle an, um wichtige Inhalte in ihrer jeweiligen Beziehung wiederzugeben.

Und wo wir schon bei Tabellen sind – als EDV-Freund könnten Sie vielleicht auch mit einer Datenbank im gelobten Land sein, alles übersichtlich gespeichert, mit bequemer Such- und Filterfunktion. Ein kleines Manko bleibt dabei bestehen: Das Erfassen auf einen Blick fällt ebenso weg, wie das hemmungslose Zeichnen und Skizzieren. 😉

Überarbeiten von Notizen

Ach ja, bevor ich es vergesse: Gerade, wenn Sie Notizen über Jahre hin verwenden bzw. aufbewahren oder aber für eine Prüfung oder ähnliches nutzen wollen, lohnt sich eine Überarbeitung.

Achten Sie dabei darauf, dass Sie … :

  • alles lesen können (sic),
  • alles verstanden haben,
  • das Wichtigste vollständig erfasst haben,
  • eingängige und „sprechende“ Schlagworte gewählt haben und
  • klar und übersichtlich mit Abschnitten, Aufzählungspunkten u.ä. gegliedert haben.

Wichtig auch: Halten Sie fest bzw. machen Sie durch unterschiedliche Farben, Symbole usw. deutlich, wo Sie den Ursprungstext übernommen haben und was Ihre eigenen Gedanken dazu sind. Auch wenn Sie etwas gar nicht oder nur teilweise gelesen haben, ergibt es Sinn, das kurz festzuhalten. So können Sie später immer Ihre Arbeitsschritte nachvollziehen, Ihre Gedanken weiterführen oder Einwände vorbringen.

Wenn Sie das alles möglichst innerhalb der nächsten 24 Stunden tun, ist Ihnen das Gelesene auch noch frisch im Gedächtnis. Sie können Lücken schließen und – genau – allein durch das Notieren und Überarbeiten aktiv lernen. Sie können Texte besser verstehen, effektiver lesen und leichter behalten.

Heike Thormann