Denken als Kraft für Veränderung und Lebensgestaltung

Viele Menschen halten bestimmte Einstellungen (oder ihre Sicht der Welt) für real und leiden darunter, obwohl die eigene „Wirklichkeit“ nur ihre subjektive Konstruktion ist. Sie vergessen, dass das eigene Denken sich auf Meinungen oder den Sinn und Wert bezieht, den man selbst den jeweiligen Phänomenen zuschreibt. „Wirklich“ wird somit alles, was eine genügend große Zahl von Menschen im Konsens beschlossen haben, als „Wirklichkeit zu betrachten“.

WeltbildSo besteht die Wirklichkeit einer Banknote nicht in der Tatsache, dass sie ein verschiedenfarbig bedruckter, rechteckiger Papierzettel ist, sondern vielmehr in der zwischenpersönlichen Übereinkunft, dass sie einen bestimmten Wert hat.

Welche Bedeutung einem Sachverhalt beigemessen wird, ist weitgehend das Ergebnis bewusster oder unbewusster Entscheidungen oder Umstände. Insofern entscheiden wir permanent, was in Betracht gezogen, beiseite gelassen, vorgezogen, ängstlich macht u.s.w. – und geben der Welt Bedeutung. Dieser Prozess zeigt sich darin, dass wir eine Wirklichkeit zuerst erschaffen und dann vergessen, dass sie unsere eigene Schöpfung ist.

Diese Bedeutungsgebung erfolgt durch den begrifflichen und gefühlsmäßigen Rahmen, in dem eine Sachlage erlebt und beurteilt wird.

Was im Zuge einer Umdeutung verändert wird, ist die Bedeutung, die der Sachlage zugeschrieben wird und nicht die konkreten Gegebenheiten. Oder wie der griechische Philosoph Epiklet es ausdrückte:“ Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Meinungen, die wir über die Dinge haben.“ Auch Shakespeare sei hier erwähnt: “An sich ist kein Ding weder gut noch schlecht, das Denken macht es erst dazu.“

Dies gilt nicht nur für menschliches Wirklichkeitserleben. Ein Territorium z.B. existiert nicht in der Natur, sondern im Bewusstsein des Tieres (Menschen).

Umdeutungen finden also auf der Stufe der Meta-Wirklichkeit statt, wo Veränderungen selbst dann möglich sind, wenn die konkreten Gegebenheiten einer Sachlage unveränderlich bleiben.

ReframingIn seiner abstrakten Definition ist das Umdeuten ganz allgemein „das Hervorheben einer anderen, ebenso gültigen Klassenzugehörigkeit eines Objekts anstelle der bisherigen in Betracht gezogenen Wirklichkeitswahrnehmung.“

Was die Umdeutung zu einem so wirksamen Werkzeug von Veränderung macht, ist die Tatsache, dass wir – sobald wir die Möglichkeit einer anderen Klassenzugehörigkeit eingesehen haben – nicht mehr in der Angst und Ausweglosigkeit einer früheren Wirklichkeitsauffassung verharren müssen.

Für unsere Arbeit im NLP bedeutet dies, die Umdeutung unter Berücksichtigung von Pacing, Leading und Rapport zielbezogen einzusetzen. Wir bilden neue Kausalverknüpfungen, die glaubhaft sind und positiv stärkend wirken. Nicht irgendeine Umdeutung führt zum Ziel, sondern nur eine, die sich mit dem Denken und der Wirklichkeitsauffassung des Betroffenen vereinbaren lässt (Weltmodell).

Daher ist eine wichtige Voraussetzung zu erkennen, auf welcher Ebene sich mein Gegenüber befindet. Weiterhin müssen wir die Weltanschauung des Gegenübers (seine Landkarte) einbeziehen. Bestimmte Blickwinkel und Perspektiven können Menschen begrenzen, lähmen, sogar krank machen oder auch neue Erfahrungen ermöglichen, motivieren und heilend wirken.

Hinsichtlich eigener Problemüberzeugungen könnten wir folgende Fragestellungen ausprobieren:

  • Wie bin ich zu dieser Überzeugung gelangt?
  • Kann ich wirklich 100% ig sicher sein, dass es so ist?
  • Was habe ich davon, dass ich so denke?
  • Wie wäre ich, wenn ich anders denken würde?
  • Welche Überzeugung möchte ich wie ändern, um anders zu sein?

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Objektivität im strengeren Sinne nicht existiert – es gibt keine allgemein verbindliche Wirklichkeit. Wir können uns unserer eigenen Wahrnehmung und Bewertung nie vollkommen sicher sein.

Das Modell geht von zwei Wirklichkeitsebenen aus – Wirklichkeiten erster und zweiter Ordnung:

  • Die Wirklichkeit 1. Ordnung entspricht der Realität, soweit diese empirisch vorhanden ist. Damit ist beispielsweise der Blumenstrauß gemeint, den der Mann seiner Frau zum Geburtstag schenkt. Empirisch deswegen, weil der Blumenstrauß greifbar, objektiv duftend, erkenn- und benennbar ist.
  • Die Wirklichkeit 2. Ordnung besteht in der Wahrnehmung und Bewertung des Blumenstraußes. Hat die Frau einen Diamanten erwartet, bedeutet der Strauß für sie eine Enttäuschung. Wenn Sie jedoch froh ist, dass er wenigstens an ihren Geburtstag gedacht hat, kann er zum „schönsten Strauß der Welt“ werden.

Refraiming UmdeutenBeim NLP wird für so eine Umdeutung der Begriff „Reframing“ verwendet. Er leitet sich von dem englischen Wort „frame“ ab, der übersetzt soviel wie „Rahmen“ bedeutet. Unter „Reframing“ versteht man im NLP somit, „einer Situation oder einem Geschehen einen „neuen Rahmen“ zu geben“ – „sie umzudeuten.“

Ebenso wie ein Kunstwerk durch einen anderen Rahmen einen völlig neuen Eindruck erwecken kann, ist es auch möglich durch das „Reframing“ bestimmten Situationen eine andere Bedeutung zu geben.

Im NLP wird versucht durch Veränderung von Perspektiven Ressourcen zur Lösung für Probleme freizusetzen, anstatt unter negativer Bedeutungsgebung problemorientiert gefangen zu sein.

Wenn Sie mehr zu diesem Thema wissen wollen, können Sie mich gerne auf meiner Webseite – Institut für Kommunikation und Gesundheit – besuchen. Ansonsten hoffe ich, dass Ihnen dieser Artikel genügend Anregungen gegeben hat, um selbst mit Ihrem Weltbild zu spielen, es zu hinterfragen oder ihm eine andere (positive) Bedeutung zu geben. Vergessen Sie nicht, daß Sie selbst der Schöpfer Ihrer Welt (Bedeutung) sind – keiner außer Ihnen hat die Macht Ihre Welt zu verändern.

Bernhard Tille