Vorsicht: Versteckte Gebühren beim kostenlosen Girokonto

Viele Banken versuchen neue Kunden zu werben, indem sie vermeintlich „kostenlose“ Girokonten anbieten. Wer hier nicht auf das Kleingedruckte achtet, wird sich am Ende betrogen fühlen, wenn die Bank dennoch diverse Gebühren erhebt. Erfahren Sie hier, wie Sie versteckte Kosten bei Girokonten finden bzw. seriöse Angebote erkennen können.

Kostenlose Girokonten?

Ein Produkt als kostenlos anzupreisen, scheint eine sehr wirkungsvolle Werbestrategie zu sein. Oft stößt man auf das Versprechen der Kostenfreiheit auch bei Girokonten. Das Angebot eines kostenlosen Girokontos ist dabei für nahezu jeden Verbraucher grundsätzlich interessant: Zum einen ist die Führung eines Girokontos mittlerweile unerlässlich geworden, um am Geldverkehr partizipieren zu können, zum anderen offenbart sich gerade im Bereich der Girokontoführung ein nicht unerhebliches Einsparpotenzial.

Um dieses Einsparpotenzial grob zu beziffern, sei auf einen Artikel der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2009 hingewiesen, in dem die Warentester angaben, Verbraucher könnten im Jahr leicht mehr als 100 Euro sparen, wenn sie ein kostenloses Girokonto nutzen.

Dieses Einsparpotenzial klingt so verlockend, dass sich auch der Aufwand für einen Girokontowechsel zu lohnen scheint. Auf eine bedeutende Einschränkung müssen allerdings alle Verbraucher hingewiesen werden: Nicht jedes Girokonto, das Banken als kostenlos bewerben, kann diesem Anspruch auch vollständig entsprechen. Warum dieses so ist und an welchen Stellen im Detail versteckte Kosten lauern, erfahren Sie im Folgenden.

Gebühren und Bedingungen durch das Hintertürchen

Ob ein Girokonto tatsächlich kostenlos ist, hängt von der jeweiligen Reichweite der Definition der Kostenfreiheit ab. Mitunter preisen Anbieter ein Girokonto schon dann als kostenlos an, wenn der Kunde für die Führung desselben keine Grundgebühr bezahlen muss. Dass diese Definition aus Verbrauchersicht nicht hinreichend sein kann, liegt eigentlich auf der Hand: Die Führung eines Girokontos ist in vielen Fällen mit der Inanspruchnahme diverser Zusatzleistungen verbunden.

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Viele Verbraucher möchten mit ihrem Girokonto unterschiedliche Transaktionen durchführen, über zum Konto gehörige Karten und Kreditkarten verfügen, vielleicht auch einmal einen Dispositionskredit und andere Zusatzleistungen mehr in Anspruch nehmen. Entfällt zwar die Grundgebühr, verursachen aber die genannten und/oder andere Leistungen (zu hohe) Kosten, kann man ein solches Girokonto nicht mehr wirklich als kostenlos bzw. preisgünstig beschreiben.

Hinzu kommt, dass sich nicht jedes wirklich kostenlose Girokontoangebot auch an alle Verbraucher gleichermaßen richten muss. Mitunter ermöglichen Banken nur bestimmten Zielgruppen den Zugang zum kostenlosen Girokonto. Sie bevorzugen dabei nicht selten Kunden, die über ein regelmäßiges Einkommen in einer bestimmten Mindesthöhe verfügen.

Eine andere oft bevorzugte Zielgruppe sind Studierende: Hier gewähren die Banken die Kostenfreiheit mitunter nur bis zum Abschluss des Studiums, sodass quasi ein Lockangebot entsteht. Greifen später, wenn der Kunde in das Berufsleben eingestiegen ist, die normalen Konditionen für die Kontoführung, hoffen die Banken nicht selten darauf, dass der Kunde bereits fest an seine Bank gebunden ist und einen Wechsel zu einer anderen Bank scheut.

Sie als Verbraucher sind angesichts der versteckten Kosten und Bedingungen bei vermeintlich kostenlosen Girokonten gefordert: Suchen Sie nach einem kostenlosen Girokonto, dürfen Sie sich nicht alleine auf die Werbeversprechen der Banken verlassen. Besser ist es, das Kleingedruckte und die Preislisten genau zu studieren, um herauszufinden, ob das jeweilige Kontomodell wirklich und auch auf lange Sicht das halten kann, was es verspricht.

Im Folgenden finden Sie eine kleine Zusammenstellung von Kostenfallen und einschränkenden Bedingungen, die mitunter bei Angeboten für kostenlose Girokonten auftreten können. Vorab sei allerdings auch bemerkt, dass es durchaus auch Girokonten gibt, die überzeugende Konditionen bieten.

Wie finde ich versteckte Gebühren bei Girokonten?

Im Folgenden finden Sie eine kleine Liste von Kostenfallen, die bei als kostenlos beworbenen Girokonten drohen können. Die Liste erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Selbstverständlich sollten Sie immer die konkreten Konditionen studieren, welche die jeweilige Bank für ihre Girokontenangebote anbietet. Übrigens: Bei der Verbraucherzentrale finden Sie ergänzend auch eine Übersicht über unzulässige und zulässige Bankentgelte.

Transaktionskosten

Fällt bei einem Girokonto keine Grundgebühr an, muss dieses nicht zwangsläufig bedeuten, dass Sie es wirklich komplett kostenlos führen können. Mitunter erheben Banken sogenannte Transaktionskosten, zum Beispiel für jede durchgeführte Überweisung. Es ist zwar unwahrscheinlich und würde einen gewissen Grad an Abgebrühtheit erfordern, ein solches Girokonto als kostenlos zu bewerben, dennoch ist es sicherer, Sie prüfen immer, ob solche und andere Transaktionskosten anfallen oder nicht.

Bringen Sie dabei auch in Erfahrung, ob die Kosten für alle Transaktionswege gleichermaßen gelten: Mitunter erheben Banken diese Gebühren nur dann, wenn Sie eine Filiale für die Durchführung aufsuchen. Möchten Sie sich grundsätzlich eher auf das Online- oder Telefonbanking beschränken und sind bei diesen Transaktionswegen keine zusätzlichen Kosten vorgesehen, können Sie über Kosten für die Nutzung anderer Transaktionswege ggf. hinwegsehen.

Kosten für Karten

Eine weitere Kostenfalle kann bei Girokonten lauern, wenn es um die Bereitstellung von EC- oder Kreditkarten geht. Ärgerlich ist es, wenn Sie für diese Leistung Gebühren zahlen müssen, mit denen Sie zunächst nicht gerechnet haben. Auch in diesem Zusammenhang hilft der Blick in das Kleingedruckte weiter: Hier erfahren Sie, ob solche Kosten vorgesehen sind, und ob die Bank eine Kostenbefreiung ggf. nur befristet gewährt.

Höhe der Dispositionskreditzinsen

Für die Inanspruchnahme eines Dispositionskredites fallen in aller Regel Zinsen an – dies gilt auch dann, wenn das Girokonto ansonsten als kostenfrei zu beschreiben ist. Dennoch ist es wichtig, dass Sie die Dispositionszinsen nicht unbeachtet lassen: In diesem Bereich gibt es einen enormen Spielraum, was die Höhe dieser Zinsen anbelangt.

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Wer wirklich einen Dispositionskredit benötigt, diesen aber nur durch Zahlung hoher Zinsen nutzen kann, hat nur wenig davon, wenn das Girokonto ansonsten kostenlos ist. Zu beachten ist grundsätzlich, dass viele unabhängige Institutionen, wie etwa die Stiftung Warentest, die Dispositionszinsen derzeit als durchschnittlich hoch betrachten.

Wie lange kostenlos?

Grundsätzlich könnte es auch möglich sein, dass das Angebot zur kostenlosen Girokontoführung oder die kostenlose Nutzung bestimmter Zusatzleistungen, wie etwa die Bereitstellung einer kostenlosen Kreditkarte, nur befristet gilt. Informieren Sie sich, ob das Angebot Ihnen auf lange Sicht attraktive Konditionen bieten kann. Erledigen Sie dieses vor dem Girokontowechsel, ersparen Sie sich eventuell einen weiteren Wechsel zu einem späteren Zeitpunkt.

Auszüge/Monatsabrechnungen per Post

Beachten Sie auch, dass viele weitere Zusatzleistungen bei einem ansonsten kostenlosen Girokonto Kosten entstehen lassen können. Zu diesen Zusatzleistungen kann zum Beispiel auch die Lieferung von Kontoauszügen oder von Monatsabrechnungen der Kreditkarte per Post zählen: Hier fallen häufig Portokosten an, die man einsparen kann, wenn man die entsprechenden Unterlagen regelmäßig selbst aus der Filiale abholt.

Schlechtere Bedingungen beim kostenlosen Girokonto?

Wie eingangs bereits erwähnt, müssen Verbraucher nicht selten bestimmte Bedingungen in Kauf nehmen, damit sie tatsächlich ein kostenloses Girokonto erhalten können. Diese Bedingungen müssen nicht für alle Personen gleichermaßen einschränkend sein: Ausschlaggebend ist hier nicht selten das individuelle Nutzungsverhalten sowie die finanzielle Ausstattung.

Sie als Verbraucher sollten gängige Bedingungen allerdings zumindest kennen, um zu prüfen, ob Sie diese in Ihrem individuellen Fall akzeptieren möchten oder nicht. Auch an dieser Stelle gilt wieder: Banken können die folgenden – und auch weitere – Bedingungen vorsehen, müssen dieses aber nicht. Sie haben somit mitunter die Gelegenheit, auch Angebote zu finden, die ohne einschränkende Bedingungen auskommen.

Onlinebanking

Entscheidet sich der Kunde für das Onlinebanking, kommt dieses den Banken oftmals entgegen. Manche Banken bieten kostenlose Girokonten sogar nur unter der Voraussetzung an, dass sich der Kunde für die Führung des Girokontos über das Internet entscheidet. Präferieren Sie das Onlinebanking ohnehin, ist dieses für Sie wenig problematisch.

Beachten müssen Sie in diesem Fall aber, dass andere Transaktionswege, die Sie nur ausnahmsweise einmal nutzen, von Fall zu Fall wiederum Kosten verursachen könnten. Bevorzugen Sie grundsätzlich die traditionelle Girokontoführung, haben Sie es oft schwerer, ein kostenloses Angebot zu finden.

Bargeldabhebungen

Entscheiden Sie sich für ein kostenloses Girokonto, prüfen Sie auch immer, ob der jeweilige Anbieter Ihnen ein gutes Netz an Geldautomaten bieten kann. Ist das Girokonto zwar kostenlos, müssen Sie aber regelmäßig fremde Geldautomaten aufsuchen, um Bargeld abzuheben, kann die eigentliche Kostenfreiheit schnell an Bedeutung verlieren.

An fremden Geldautomaten muss man in vielen Fällen eine Gebühr für die Nutzung entrichten. Die Stiftung Warentest weist unter anderem darauf hin, dass bei überregionalen Groß- und Direktbanken mit Einschränkungen hinsichtlich der Geldautomatendichte zu rechnen ist.

Eingeschränkter Beratungsservice?

Oftmals bieten gerade Direktbanken kostenlose Girokonten an. Wer sich für eine solche Bank entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass der Kontakt mit der Bank hier anders abläuft als bei einer Filialbank. Direktbanken verfügen in der Regel höchstens über wenige Servicepunkte. Die Beratung muss hier also dementsprechend oft auf indirektem Wege stattfinden.

Gehaltseingang

Die Gewährung eines kostenlosen Girokontos ist oft auch an einen bestimmten Geldeingang pro Monat gebunden. Dies bedeutet, dass die Kostenfreiheit nur dann greift, wenn Sie jeden Monat einen von der Bank definierten Geldbetrag zum Beispiel in Form eines festen Gehaltes auf Ihr Konto überwiesen bekommen. Die Bank kann dabei auch die Regelung vorsehen, dass diese Mindestsumme in einer Summe eingehen muss, damit die Voraussetzungen für die Kostenfreiheit erfüllt sind.

In diesem Bereich sind darüber hinaus weitere Bestimmungen denkbar: Zumindest ein Fall ist uns beispielsweise bekannt, bei dem ein regelmäßiger Geldeingang auch durch ein kontinuierliches Guthaben einer bestimmten Höhe ersetzt werden kann.

Lassen Sie sich am besten grundsätzlich nur dann auf die Bedingung eines Mindestgeldeingangs ein, wenn dieser dauerhaft gesichert ist. Erfolgt in einem Monat einmal kein Geldeingang oder erfolgt dieser zu spät, ist es möglich, dass die Bank wieder Gebühren für das eigentlich kostenlose Girokonto verlangt.

Kilian Fromeyer, Geschäftsführer des Informationsportals „Girokonto Anbieter Vergleich“ und in beratender Funktion im Finanzbereich tätig.

Kilian Fromeyer