Selbstregulation / Selbstkontrolle: Ziele erreichen mit Verstand und Gefühl

Woran liegt es, dass sich manche Menschen scheinbar leicht tun, ihre Entscheidungen und Ziele durchzusetzen bzw. kontinuierlich zu verfolgen, während andere Menschen sich damit extrem abmühen. Was steckt dahinter? Lesen Sie im folgenden Artikel über drei Methoden, eigene Handlungen gezielter in die gewünschte Richtung zu motivieren.

Vorsätze und Unzulänglichkeiten

Es gibt viele Vorsätze und Ziele, an denen wir immer wieder scheitern. Um einige Beispiele zu nennen:

  • Manche Menschen wollen sich gesünder ernähren, auf Fleisch verzichten oder abnehmen und finden das extrem schwer. Es kommt immer wieder zu Rückfällen.
  • Eltern wollen bestimmte Regeln im Zusammenleben mit ihren Kindern vorleben, doch es klappt nicht mit der Konsequenz, die dafür nötig wäre.
  • Eine Entscheidung für den Wechsel eines Arbeitsplatzes oder Wohnortes steht an, doch wir drücken uns davor, diese Entscheidung zu treffen.

All das erzeugt negative Gefühle und Emotionen, z. B. ein schlechtes Gewissen, Ärger über uns selbst, vielleicht auch Angst, wenn es um eine Entscheidung geht, die unsere Zukunft stark verändert …

Das ist völlig normal und auch Menschen, die ihre Ziele scheinbar mühelos umsetzen, kennen solche Gefühle. Doch was haben sie uns voraus?

Ziele erreichen mit Verstand und Gefühl

Im Modus der Selbstkontrolle

Grundsätzlich ist fast jede Änderung in unserem Leben mit Verhaltensänderungen verknüpft. Neue Verhaltensweisen müssen eingeübt und zu einer Gewohnheit werden.

Das braucht einiges an Zeit und ist in der Regel nicht von heute auf morgen zu schaffen.

Wer beginnt ein neues Verhalten einzuüben, wird sehr bewusst darauf achten, um nicht wieder „quasi automatisch“ in alte Gewohnheiten zurückzufallen.

Wir sprechen hier von einem noch sehr hohen Maß nötiger Selbstkontrolle. Wir kontrollieren unser Verhalten und Handlungen in relativ kurzen Abständen, um sie bei Abweichungen sofort korrigieren zu können.

Selbstregulation / Selbstkontrolle: Ziele erreichen mit Verstand und Gefühl

Im Modus der Selbstregulation

Sind wir von unserem Ziel überzeugt, so wird es uns im Laufe der Zeit immer leichter fallen, das gewünschte Verhalten zu zeigen. Wer ein neues Verhalten permanent einübt, z. B. gesündere Essensgewohnheiten, dem wird es nach ein paar Wochen leicht fallen, diese neuen Regeln zu leben.

Er muss nicht mehr das hohe Maß an bewusster Selbstkontrolle ausüben. Er muss über sein Verhalten nicht mehr nachdenken. Alles, was nötig ist, das Ziel zu erreichen oder eine Entscheidung umzusetzen, hat er so weit verinnerlicht, dass es ihm nicht mehr schwerfällt, dieses Verhalten zu zeigen. Wir sprechen dann von einer gelungenen Selbstregulation.

Das „Geheimnis“ der scheinbaren Mühelosigkeit eine Absicht zu realisieren, liegt in einer gelingenden Selbstregulation.

Wenn Selbstregulation nicht gelingt …

Woran kann es liegen, wenn Selbstregulation nicht gelingt?

Wir haben uns ein Ziel gesetzt, doch es ist auch nach mehreren Wochen nötig, ein hohes Maß an Selbstkontrolle auszuüben. Zweifel, alte Gewohnheiten, Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden, kommen uns immer wieder dazwischen. Trotz aller selbst gesetzten Regeln müssen wir uns immer wieder für das neue Verhalten entscheiden und es umsetzen.

Wenn der Modus der Selbstkontrolle zu lange anhält, fällt es immer schwerer, das neue Verhalten zu zeigen, denn es strengt an und erfordert eine permanente Wachsamkeit. Wer seine Zweifel, Bedürfnisse, Wünsche ignoriert, wird es auf längere Sicht sehr schwer haben, seinen Vorsatz zu realisieren. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das Ziel nicht erreicht wird, die Lebensfreude abnimmt und das Selbstvertrauen sinkt.

Selbstregulation / Selbstkontrolle: Ziele erreichen mit Verstand und Gefühl

Überzeugende Gründe – Verstand und Gefühl

Der erste Schritt besteht immer darin, sich zu überlegen, welche Gründe einen selbst überzeugen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen oder sich ein Ziel zu setzen.

Eine Überzeugung muss sich aber auch überzeugend anfühlen! Es reicht nicht, eine Entscheidung nur mit dem Verstand zu treffen. Auch der Bauch, d. h. die Gefühle und Empfindungen müssen dazu passen und der Entscheidung zustimmen. Wenn das nicht der Fall ist, Sie z. B. ein „ungutes“ Gefühl in der Magengegend verspüren oder gar Angst haben, sollten Sie sich darüber klar werden, woran das liegt, welcher Grund oder welche Gründe gegen eine Entscheidung sprechen.

Bleiben wir im Beispiel, die eigenen Essgewohnheiten ändern zu wollen. Dieses Beispiel kann problemlos auf andere Situationen übertragen werden, denn das Prinzip ist immer dasselbe.

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, die für eine Veränderung der Essgewohnheiten sprechen:

  • Man will etwas für seine Gesundheit tun, z. B. sich wacher und fitter fühlen …
  • Man will abnehmen.
  • Man will dazugehören, denn im eigenen sozialen Umfeld, ist z. B. „Bio“ angesagt.
  • Das Fleisch schmeckt nicht mehr – man verspricht sich mehr Genuss von der neuen Ernährung.

Es gibt mit Sicherheit noch mehr und konkretere Gründe, die für eine Veränderung der Essgewohnheiten sprechen – obige Gründe sollen hier nur zur Veranschaulichung dienen.

Überzeigende Gründe - Verstand und Gefühl

Sich widersprechende Gründe

Gründe, die unseren Verstand überzeugen, überzeugen nicht notwendig unser Gefühl. Schauen wir uns zwei Beispiele an:

  • Der Verstand sagt uns: „Bio“ ist gesünder – wir verspüren aber ein ungutes Gefühl im Magen. Beim genaueren Beobachten dieses Gefühls finden wir heraus, dass wir womöglich gerade auf einen Urlaub sparen und uns Bio schlicht zu teuer ist.
  • Wir verspüren Neugierde, wenn wir an die bevorstehende Veränderung denken, doch unser Verstand sagt uns, dass es in der Familie schwierig werden wird, die Veränderungen umzusetzen.

Finden Sie jene Gründe heraus, die Sie überzeugen, vom Verstand und Gefühl her. Finden Sie auch jene Gründe heraus, die dagegen sprechen, denn nur dann können Sie dafür sorgen, eine überzeugende Lösung zu finden. Wichtig ist aber, die Gründe parat zu haben, die für Sie überzeugend sind. Ein Argument, das sich gut anhört und andere überzeugt, kann auch uns überzeugen, muss es aber nicht.

Je weniger Gründe insgesamt gegen eine Entscheidung sprechen, desto besser und je mehr Gründe für eine Entscheidung sprechen, desto größer die Erfolgschancen.

Im Folgenden werden drei Methoden vorgestellt, die helfen, ein Ziel zu erreichen oder eine Entscheidung umzusetzen. Dabei wird vorausgesetzt, dass Sie Ihre Gründe kennen, sowohl jene, die Sie überzeugen als auch jene, die gegen eine Entscheidung oder ein Ziel sprechen.

Methode 1: Das positive Bild – die Vision

Ein überzeugender Grund ergibt ein positives Bild in der Zukunft. Wenn wir uns gesünder ernähren wollen, entsteht vielleicht ein zukünftiges Vorstellungsbild, wie wir zielstrebig einen Berg erklimmen, ohne außer Atem zu gelangen. Oder wir sehen uns entspannt und schmerzfrei auf einer grünen Wiese liegen, die Sonne genießend. Oder wir sehen uns mit unserer Familie gemeinsam am Esstisch mit leckeren, frischen und nahrhaften Gerichten.

Unabhängig, welches überzeugende Bild der Zukunft Sie erzeugen, stellen Sie es sich wiederholt vor, wenn es darum geht, ein Verhalten zu ändern und vor allem dann, wenn Sie mit Hindernissen konfrontiert werden. Ein positives Bild gibt Ihnen viel Kraft und Motivation, Ihr Vorhaben trotz aufkommender Widerstände zu realisieren.

Methode 2: Das negative Bild

Auch ein negatives Bild in der Zukunft kann Menschen helfen, ihr Vorhaben umzusetzen. Wer aus gesundheitlichen Gründen seine Essgewohnheiten ändern will, hat mit Sicherheit ein negatives Bild vor Augen, wenn er sein Ziel nicht erreicht. Er sieht sich vielleicht mit hängendem Kopf und hochgezogenen Schultern in der eigenen Wohnung sitzen, draußen scheint sie Sonne, doch irgendwie nicht für ihn. Oder er sieht sich in seiner Kleidung, die viel zu eng geworden ist, auf einem Sessel sitzen und empfindet sich als träge.

Auch ein negatives Bild kann Sie motivieren, Ihr Ziel zu erreichen und konsequent zu bleiben.

Empfehlenswert ist es, ein negatives Bild mit einem positiven Bild zu koppeln: das, was man nicht will sich vorzustellen, aber auch das, was man will.

Selbstregulation und Selbstkontrolle

Methode 3: Wörter wechseln – Formulierungen verändern

Wörter haben erstaunliche Wirkungen. Denken Sie beispielsweise an Finanzamt, Rechnungen, sich Grenzen setzen oder Abnehmen. Vermutlich geht es Ihnen so wie vielen Menschen. Ein einzelnes Wort kann ausreichen, um negative Empfindungen und Gefühle auszulösen.

Wer etwas verändern oder erreichen will, sollte sich die Formulierung seines Vorhabens etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Ein Beispiel:

  • Ich will abnehmen und 20 kg weniger auf die Waage bringen.
  • Ich will mich körperlich wohl und fit fühlen und wieder Spaß an der Bewegung verspüren.

Vermutlich sagt Ihnen die zweite Formulierung mehr zu als die erste. Wählen Sie also eine Formulierung bei Ihrem Vorhaben, bei der Ihr Verstand und Ihr Gefühl zustimmen.

Kraft der positiven Anziehung

Vielleicht erinnern Sie sich an Situationen in der Kindheit, bei denen Sie sich auf ein schönes Ereignis gefreut haben. Einige kennen eine solche Vorfreude vielleicht vor Weihnachten oder einem Geburtstag.

Man kann es kaum erwarten aufzustehen, um das freudige Ereignis erleben zu dürfen. Man muss nicht extra motiviert werden, muss kein Stimmungstief überwinden oder gegen seine Faulheit ankämpfen. Die eigene Vorfreude ist der Motor und die Motivation, die uns zum Handeln treibt.

Diese Fähigkeit aus der Kindheit, die man Vorfreude nennen könnte, ist ein gutes Beispiel für die Kraft der positiven Anziehung. Sie erweckt unsere Freude am Leben und Erleben und gibt uns Kraft, etwas zu tun.

Manche glauben zwar, dass diese „kindliche Fähigkeit“ mit zunehmenden Alter nachlässt. Aber dies ist ein Irrtum. Was sich verändert, ist meist unsere positive Sicht der Dinge – wir werden skeptischer, kritischer und malen uns dadurch die Zukunft in eher düsteren Farben aus.

Robert Anton Wilson prägte einmal den Satz: Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen. Sprich – wer die Realität skeptisch, bedroht oder unangenehm sieht, wird sich mit diesem Fokus auch ständig selbst beweisen, dass er Recht hat.

Nicht die Realität ist schlecht, sondern unser Denken ist auf die negativen Aspekte davon fixiert. Hier haben Sie aber die Wahl, den eigenen Fokus zu ändern. Auch wenn die „Welt“ nur noch von Krisen und Katastrophen spricht, zwingt sie niemand dazu, daran zu glauben.

Wenn wir die Welt zu einem besseren – und schöneren Ort – machen wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen. Was kann ich tun, um mich und die Welt noch schöner zu machen? Wer sich diese Frage stellt und Freude daran findet etwas besser zu machen, wird nicht nur sich selbst leichter zum Handeln bewegen, sondern auch andere leichter von einem bessern Umgang mit XY überzeugen können.

Positives Denken kann man lernen!

Viel Erfolg beim Herausfinden Ihrer Überzeugungen und dem Erreichen Ihrer Ziele!

Andrea Munich