Beziehungsgespräche: Leichte Paargespräche mit Tiefe

Michael Lukas Moeller, ein bekannter Paar-Analytiker, hat 1988 ein wertvolles Buch geschrieben: „Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch“. Dort beschreibt er sogenannte „Zwiegespräche“. Erfahren Sie hier, welche Ratschläge er für Beziehungsgespräche hat.

Beziehungsgespräche führen

Für einige ist es nicht leicht Beziehungsgespräche miteinander zu führen. Wenn hier immer wieder Probleme auftreten, sind die Betroffenen oft hilflos. So verabreden sich manche Paare einmal wöchentlich zu einem Austausch nach festen Regeln, um so wieder miteinander in Kontakt zu kommen. Nicht selten werden solche Zwiegespräche jedoch als „schwierig“ erlebt.

Konstruktive Zweigespräche mit dem Partner führen

Mittlerweile haben sich auch Kommunikationswissenschaftler des Themas Paargespräche angenommen. Die meisten Paartherapeuten begleiten und schulen ihre Klienten in dieser Form der Kommunikation, weil so auch schwierige Beziehungsthemen angesprochen werden können.

In diesem Artikel stelle ich Ihnen zunächst den Ablauf eines Paargespräches kurz vor. Anschließend gehe ich darauf ein, wie solche Gespräche etwas leichter werden können.

Der Ablauf von Paargesprächen

1. Paare verabreden sich einmal wöchentlich zu einem Zwiegespräch. Dafür brauchen sie Zeit und Ruhe. Das heißt Telefon und Handy sind aus, die Kinder sind betreut und beide haben mindestens 90 Minuten Zeit füreinander.

2. Wer redet, darf nur von sich selbst in der ‚Ich-Form‘ sprechen. Sie dürften also sagen: „Manchmal bin ich wohl auch neidisch, dass du beruflich so erfolgreich bist.“ Verboten dagegen sind Du-Botschaften und Angriffe wie zum Beispiel: „Dir ist der Beruf viel wichtiger als ich!“

3. Es werden ganz konkrete Situationen oder Verhaltensweisen angesprochen. Der Satz: „Dass du letzten Sonntag 2 Stunden mit Sabine telefoniert hast, hat mich wahnsinnig geärgert“, wäre also sinnvoll. Verallgemeinerungen wie: „Du interessierst dich doch immer nur für andere Frauen!“, sind kontraproduktiv.

4. Auch der Zuhörende ist aktiv am Gespräch beteiligt. Das Gehörte wird mit den eigenen Worten wiederholt. Offene Nachfragen sind erwünscht. Dadurch signalisiert man Interesse und überprüft gleichzeitig, ob alles richtig verstanden wurde.

5. Beide sollen ungefähr gleich viel erzählen und zuhören.

Erfahrungen von Paaren

Manchmal haben Paare, die zur Beziehungsberatung kommen, diese Form der Gesprächsführung schon alleine ausprobiert. Nicht immer mit Erfolg. Einige erzählen, sie kämen sich dabei albern vor. Sie erlebten den Austausch als „unnatürlich“. Wie schade!

Nur wenig verbindet mehr, als ein offenes Gespräch. Den anderen am eigenen Leben teilhaben zu lassen, ist eine wunderschöne Form der Wertschätzung! Damit drücken Sie aus: „Du bist mir wichtig. Ich möchte, dass du weißt, wie ich mich fühle!“

Ich glaube, dass Zwiegespräche vor allem dann „misslingen“, wenn sie schlecht vorbereitet sind oder unter Druck durchgeführt werden. Ich empfehle daher Gespräche mit etwas mehr Leichtigkeit!

Wenn Sie möchten, dass Zwiegespräche Ihre Beziehung bereichern statt belasten, hier ein paar Anregungen:

1. Sorgen Sie für eine angenehme, nette Atmosphäre! Was Sie anhaben und wie Ihr Treffpunkt aussieht, sind ja schon die ersten Aussagen! Folgende Mitteilungen, wenn auch ohne Worte: „So wichtig, dass ich mich dafür jetzt umziehe, ist es dann doch nicht“ oder „wird eh wieder schrecklich, dann kann es hier auch ruhig so aussehen“ sind schlechte Startbedingungen.

Besser ist es, wenn Sie sich und die „Location“ ein bisschen zurechtmachen. Denn das heißt: „Es soll schön werden und ich bin bereit dazu beizutragen. Die Mühe bist du mir wert!“

2. Meiden Sie anfangs die „schweren“ Beziehungsthemen. Es geht darum, dem anderen etwas von sich zu erzählen, von Wünschen, Bedürfnissen, Träumen, Gefühlen. Erzählen Sie z.B. was – oder was nicht – Sie mit einem Lottogewinn tun würden, wohin Sie – oder auch nicht – auswandern würden, wo Sie gerne den nächsten Urlaub verbringen möchten … Mit der Zeit können Sie sich und damit die Themen gerne steigern!

3. Führen Sie Zwiegespräche niemals nach einem Streit oder wenn Sie wütend sind. In so einer Situation wird es Ihnen keinen Spaß machen, von sich zu erzählen!

4. Sie öffnen sich, wenn Sie dem anderen von sich erzählen. Dafür braucht es Vertrauen. Seien Sie vorsichtig, wenn Kränkungen da sind. Damit sind Verletzungen, Wut und Ärger verbunden. Das macht es schwer, die Regeln (in der Ich-Form erzählen und konkret bleiben) einzuhalten. Oft wird dann aus dem Zwiegespräch doch wieder ein Streitgespräch.

5. Last, but not least: Sehen Sie es als Experiment! Es macht Spaß, etwas vom Partner zu erfahren. Einer erzählt von sich, der andere hört zu und wiederholt, was er verstanden und behalten hat. Wie gut können Sie zuhören? Wie gut von sich erzählen? Je öfter Sie üben, desto mehr werden Sie über sich und den anderen erfahren!

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie auch noch den Artikel „Beziehungs-Check: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Beziehung?“ von Kerstin Hillbrink auf Philognosie finden.

Viel Spaß bei Gesprächen mit Ihrem Partner!

Kerstin Hillbrink