Raufasertapete selber tapezieren – Anleitung

Rohe Wände lassen sich durch das Tapezieren von Raufasertapeten leicht verschönern. In dieser Anleitung zeigen wir, wie man das Tapezieren auch als Anfänger mit einer Raufasertapete ganz einfach machen kann.

Was muss ich zum Tapezieren vorbereiten?

Alte Tapete entfernen

Damit die neue Tapete gut haftet, ist es in den meisten Fällen notwendig, die alte Tapete von der Wand zu entfernen. Hierzu gibt es im Fachhandel einen sogenannten „Tapetenlöser“ oder man verwendet einfach lauwarmes Wasser mit etwas Spülmittel. Damit wird die alte Tapete eingeweicht, was den darunter liegenden Kleister wieder anlöst.

Bei reinen Papiertapeten, die das Wasser gut aufsaugen, reicht ein Auftrag der Flüssigkeit mit einer Deckenbürste / Quast. Hat die Tapete eine wasserabweisende Oberfläche, kann man sie vorab mit einer Stachelwalze perforieren. Sobald die Tapete gut durchgenässt ist, muss man ca. 10 Minuten warten, bis der alte Tapetenkleber sich verflüssigt hat.

Zum Ablösen kann man einfach einen Spachtel verwenden und die alte Tapete damit abziehen. Meist lassen sich so ganze Bahnen in einem Stück entfernen. Falls noch kleine Reste an der Wand übrig bleiben, wiederholt an die Prozedur einfach noch einmal.

Löcher in der Wand verspachteln

Ist die Wand nur mit Farbe gestrichen, so muss man nur einige kleine Löcher in der Wand verspachteln und kann direkt auf den bestehenden Untergrund die Tapete aufbringen.

Als Spachtelmasse kann man Gips für Innenräume nehmen, da es sich sehr gut verarbeiten lässt. Damit lassen sich Bohrlöcher oder andere Unebenheiten mit einer Spachtel gut ausgleichen.

Ein Tipp ist hier langsam trocknenden Gips – mit einer Trocknungszeit von 30 bis 50 Minuten – zu verwenden. Schnelltrocknender Gips härtet schon nach wenigen Minuten, d. h. er härtet meist schneller aus, als man ihn verarbeiten kann.

Rohe Wand grundieren

Ist die Wand frisch verputzt, so empfiehlt es sich, sie einmal mit einer farblosen Grundierung oder Wandfarbe zu streichen. Der Sinn einer Grundierung ist eine Trennschicht auf den rohen Beton / Putz zu bekommen, die ein schnelles Aufsaugen von Wasser verhindert.

Damit hat der Tapetenkleister später genug Zeit und die richtige Konsistenz, um klebend zu trocknen. Klebt man die Tapete direkt auf den Putz, kann dieser dem Kleister zu viel Wasser entziehen, was zu einer Enthaftung führt. Außerdem lassen sich später Tapeten schneller und einfacher ablösen, falls Sie in ein paar Jahren wieder neu tapezieren wollen.

Rohe Wand mit farbloser Grundierung streichen

Alternativ kann man den Putz vor dem Tapezieren auch wässern. Dies hat allerdings den Nachteil, dass die Trocknung des Tapetenklebers länger dauert.

Wände absaugen

Ebenso sollten Dreck und Staub von den Wänden entfernt werden. Hier reicht es die Wand (Decke) mit einem sauberen Besen sorgfältig abzubürsten oder mit einem Staubsauger abzusaugen.

Wandfläche berechnen

Nehmen Sie sich als Nächstes ein Maßband und rechnen Sie aus, wie viel Quadratmeter tapeziert werden müssen. Auf Raufasertapeten-Packungen wird meist angegeben, für wie viele Quadratmeter eine Rolle reicht. Da Raufaser nicht teuer ist, rate ich Ihnen lieber eine Rolle zu viel als zu wenig zu kaufen.

Machen Sie einen Notizzettel (Materialliste), die Sie später zum Einkaufen mitnehmen können. Notieren Sie die Quadratmeterzahl auf Ihrer Einkaufsliste (siehe auch „Materialliste zum Einkaufen“). Die Quadratmeter sind für die Menge der Tapetenrollen und die Anzahl der Tapetenkleisterpackungen wichtig.

Es wäre gut, wenn Sie den Raum zum Tapezieren ausräumen bzw. einen Raum in der Nähe haben, in dem Sie die Tapeten (auf einem Tapeziertisch) vorkleistern können.

In der folgenden Materialliste habe ich beispielhaft aufgeführt, was Sie zum Tapezieren alles benötigen …

Materialliste zum Einkaufen

  • Tapetenlöser
  • Spachtelmasse (z.B. Gips für Innenräume)
  • Spachtel (Malerspachtel)
  • (Gummi-) Gefäß zum Anrühren der Spachtelmasse
  • Weiße Wandfarbe (?)
  • Raufasertapete für x Quadratmeter
  • Tapetenkleister für x Quadratmeter
  • Tapeziertisch
  • Büste
  • Gummihandroller
  • Kantenroller
  • Quast (oder Waschl)
  • Schere (oder Tapeziermesser)
  • Bleistift (HB)
  • Maßband oder Zollstock

Wie tapeziere ich selbst Raufasertapeten?

Tapetenbahnen zurechtschneiden

Stellen Sie den Tapeziertisch auf und schneiden Sie die Tapeten von der Rolle auf die gewünschte Raumhöhe zurecht. Hier gebe ich meist ca. 10 cm Höhe dazu, denn kürzen kann (bzw. muss) man die Tapete immer. Am Ende sollten genug Tapetenbahnen zugeschnitten sein, dass sie für alle Wände reichen.

Zum Einkleistern legt man eine einzelne Tapetenbahn (mit der Rückseite nach oben) auf den Tapeziertisch.

Kleister ansetzen

Setzen Sie den Tapezierkleister an – auch hier lieber etwas zu viel als zu wenig. Beachten Sie, dass die meisten Kleister erst etwas „ziehen“ müssen, bevor man sie verwenden kann. Beachten Sie auch das Gewicht der Tapete (das Mischverhältnis mit Wasser wird auf jeder Tapetenkleisterpackung angegeben sein), damit der Kleister die richtige Konsistenz hat.

Tapeten einkleistern

Ist der Kleister fertig durchgezogen, kann man ihn mit dem Quast (Waschl) richtig dick und gleichmäßig auf die oberste Tapetenbahn auftragen. Tragen Sie den Kleister möglichst satt auf und achten Sie besonders darauf auch die Kanten und Ecken zu erwischen!

Mein Tipp: Stellen Sie den Tapeziertisch vor einem Fenster auf, dann sehen Sie (anhand der Spiegelungen des Kleisters) sehr genau, an welchen Stellen wie viel Kleister auf die Tapete aufgetragen wurde.

Raufasertapeten brauchen ca. 5 bis 10 Minuten, bis der frisch aufgetragene Leim gut in die Fasern eingedrungen ist. Damit sie in dieser Zeit nicht unnötig Wasser verlieren, faltet man sie zusammen. Dabei werden beide Enden der Tapete Richtung Mitte (Kleister auf Kleister) möglichst bündig aufeinander gelegt.

Die fertig zusammengelegten Bahnen kann man bis zur Verarbeitung an einem Seil / Wäscheständern aufhängen. Diese „Wartezeit“ kann man nutzen, indem man weitere Bahnen mit Kleister bestreicht.

Je nachdem wie schnell Sie arbeiten, können Sie so zwischen 3 und 6 Bahnen zum anschließenden Tapezieren vorbereiten.

Raufasertapete tapezieren / anbringen

Nach dem Einweichen nehmen Sie die erste Tapetenbahn und öffnen den oberen Teil der umgeklappten Seite. Fangen Sie mit der ersten Bahn in einer Ecke des Raumes an. Platzieren Sie die Tapete bündig oben mit der Decke und der Raumecke.

Da der Kleber noch gut flüssig ist, haben Sie genug Zeit, die Tapete sauber auszurichten. Sobald alles fertig ausgerichtet ist, bürsten Sie die Tapete von innen (mittig) nach außen mit der Büste an die Wand.

Raufasertapete selber tapezieren glatt bürsten

Anschließend klappen Sie den unteren Teil der wieder aus – legen die Kante sauber an – und bürsten dann auch den Rest der Bahn an die Wand. Damit die Tapete optimal haftet, können Sie anschließend mit einer Gummirolle darüber rollern und sie so überall fest an die Wand drücken. Dies ist für die spätere Haftkraft sehr wichtig.

Wenn Sie die Tapete bis unten an die Fußleiste angebürstet haben, nehmen Sie einen Bleistift und zeichnen Sie genau die Kante der Fußleiste auf die Tapete (mit leichtem Druck, damit die gezeichnete Kante genau dem Abschluss der Tapete entspricht).

Dann können Sie die Tapete nochmals leicht von der Wand abziehen und mit der Schere oder dem Tapeziermesser am Bleistiftstrich entlang schneiden. Genauso verfahren Sie – falls nötig – mit dem Tapetenabschluss an der Decke. So bekommen Sie einen perfekten Abschluss zur Zierleiste am Boden.

Raufasertapeten auf Stoß kleben

Raufasertapeten klebt man auf „Stoß“ zusammen, d. h. man klebt die Tapetenbahnen ohne Spalten oder Ritzen nebeneinander. Versuchen Sie möglichst „millimetergenau“ die Kanten aneinander zu setzen.

Hier empfiehlt es sich wirklich sehr sauber zu positionieren und zu kleben. Denn sowohl Spalten – als auch Überlappungen – wird man auch nach dem Überstreichen der Tapete deutlich sehen können.

Gerade bei Altbauten kommt es häufig vor, dass die Wände oder Decken schief sind. In solchen Fällen kann man oben und unten beim Positionieren der Bahn einen Überstand stehen lassen, den man später zurechtschneidet. Damit die Schieflage optisch weniger auffällt, ist es auch hier wichtig, alle Bahnen exakt auf Stoß zu kleben.

Damit die Kanten auf gleicher Höhe exakt aneinander liegen, muss man sie entsprechend fest andrücken. Dies kann man mit einem Kantenroller machen. Damit fährt man die Kante der Tapetenbahn von oben nach unten ab und drückt sie so fest an die Wand. So verschwinden die Lichtkanten und der Stoß ist eben.

Wenn oben oder unten etwas Tapete übersteht, macht das gar nichts. Wie vorher beschrieben, können Sie diese überstehenden Tapetenreste mit einem Bleistift anzeichnen und anschließend mit einem Teppichmesser oder einer Schere abschneiden.

Raufasertapete schneiden

Mein Tipp: Tapezieren Sie zuerst die großen Flächen und am Ende die Fenster, dann haben Sie schon etwas Gefühl für das Material und die Verarbeitung. Hier muss man oft kleinere Bahnen extra zuschneiden und anpassen etc., was viel Feingefühl braucht.

Falten in der Tapete

Wenn Sie einen Faltenwurf beim Trocknen sehen, ist das meist ein Zeichen dafür, dass zu wenig Kleister verwendet wurde (oder Kleister zu dünn angesetzt wurde etc.) und die Tapete an einigen Stellen nicht sauber an der Wand haftet.

Wenn Sie so etwas sehen, nehmen Sie die Tapete wieder ab und tapezieren Sie neu. Die Tapete wird sich beim Trocknen zwar etwas an die Wand ziehen, aber bei jedem erneuten Feuchtwerden (z.B. beim Überstreichen) sieht man die Falten erneut.

Seien Sie dann beim nächsten Einstreichen der Tapete mit Kleister nicht geizig bzw. streichen Sie zur Not stark saugende Untergründe zusätzlich etwas mit Tapetenleim vor, damit überall genug Leim zur Haftung an die Tapete kommt.

Ein erneutes Ankleben der Tapete mag etwas aufwendig und ärgerlich sein. Aber eine gute Haftung ist die Grundlage dafür, dass sie nach dem Überstreichen mit Wandfarbe sauber an der Wand anliegt.

Raufaser trocknen lassen vor dem Streichen

Bei einer Raumtemperatur von ca. 20 °C und guter Durchlüftung braucht eine Raufasertapete etwa 24 Stunden bis alles gut durchgetrocknet ist. Wer auf „Nummer sicher“ gehen will, lässt sie 48 Stunden trocknen, bevor man Wandfarbe aufträgt.

Da die Raufasertapeten nach dem Tapezieren nicht wirklich schön aussehen, empfiehlt es sich, die Wände anschließend noch mit einer schönen Wandfarbe zu streichen.

Viel Spaß mit Ihrer neuen Tapete!

Tony Kühn