Weihnachten: Deutung / Bedeutung alter christlicher Symbole

Wer heute, wie selbstverständlich, eine Krippe unter dem Weihnachtsbaum aufstellt, kennt oft kaum mehr die alten Geschichten und Symboliken, die Weihnachten ausmachen. In diesem Artikel finden Sie eine Reflexion über Weihnachten, dessen Symboliken und Bedeutung. Vielleicht regt es auch Sie an, wieder über das ursprüngliche Mysterium nachzudenken.

„Alljährlich in der dunklen Jahreszeit stellt sich Weihnachtsfieber ein. Ist das ein Ausdruck elementarer Sehnsucht nach Harmonie, Glück, Licht und Wärme in der dunklen, kalten Welt? Jedenfalls ist es ein Signal aus der Tiefe der Seele. Gäbe es Weihnachten nicht, es müsste erfunden werden.“

Weihnachten: Deutung / Bedeutung alter christlicher Symbole

Der Traum von einer besseren Welt …

Die Botschaft von der Geburt des Welterlösers ist ein schöner Traum, der in Lärm, Hektik, Glimmer und Warenflut untergeht.

An Erlösung angesichts der globalen Bedrohung glaubt kaum noch jemand. Kindlein in der Krippe, Maria und Josef im Stall, Komet am Nachthimmel und Engel und ehrfürchtige Hirten bei ihren Schafen.

Auch die drei huldigenden Weisen aus dem Morgenland taugen nur noch als romantische Dekoration unterm Weihnachtsbaum. Die wahre Bedeutung ist verloren gegangen.

Vielleicht wäre es heute wichtiger denn je, die Bedeutung zu erkennen. Vielleicht sollte mit Weihnachten etwas ausgesagt werden, das in Worte kaum zu fassen ist, aber alle etwas angeht.

Unendliche Geschichten aus Bildern …

Weihnachten christliche Symbole BedeutungNicht nur Bilder aus der Weihnachtserzählung haben ihre eigene unendliche Geschichte. Hinter dem Portrait eines Menschen ist seine Lebensgeschichte verborgen. Diese reicht unendlich weit in die Kette seiner Ahnen hinein. Die wiederum ist unendlich weit mit der Welt verwoben. So ist es mit allem. Ohne Übertreibung kann gesagt werden – die Verknüpfungen aller Dinge und Wesen reichen bis in den Anfang der Schöpfung hinein, und alle setzen sich in eine unendliche Zukunft fort. So gesehen haben die Weihnachtsfiguren symbolische Werte von universaler Bedeutung.

Im antiken Umfeld, in dem die Weihnachtserzählung geschrieben wurde, bediente man sich gerne der Aussagekraft der Bilder, um komplexe Zusammenhänge darzustellen. Im Laufe der Geschichte verloren die Bilder ihre emotionale Tiefe und zeigten bald nur noch die Oberfläche. Entsprechend änderte sich auch die Aussagekraft der Weihnachtserzählung.

Jetzt, da sich die rein materialistische Weltanschauung als lebensfeindlich erweist, gerät das allgemeine Weltbild ins Wanken. Aber mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen könnte die Weihnachtserzählung ihre ursprüngliche Bedeutung zurück gewinnen.

Alte Weihnachtssymbole neu gedeutet

Bedeutung / Deutung: Kind – Christkind

Mit diesem Begriff sind die Vorstellungen von neuem Leben, erwachendem Bewusstsein und Erwachen der Vernunft verbunden. Das trifft auch auf den Begriff „Christkind“ zu. Viele Eigenschaften sind miteinander verwoben. Bewusstsein ist Selbstwahrnehmung in Relation zur erlebten Welt. Vernunft ist es, wenn Wahrnehmungen mit den Gesetzen der allgemeinen Realität übereinstimmen. Wahrnehmen ist mentales Aneignen.

Die erweiterte Aussage lautet dann: Schrittweise ergreift das Kind sich selbst und die Welt. Philosophisch ausgedrückt: Das Kind entdeckt in sich allmählich seine Identitäten mit der Welt und nähert sich dadurch dem universalen Sein. Das trifft auf das Christkind wie auf jedes neugeborene Kind zu. Solange ein Kind nicht von der Zivilisation verformt ist, ist es potentiell mit Gott (dem elementaren Sein) identisch. So gesehen kann „Christkind“ als Synonym für die Evolution der Schöpfung und das Erwachen der Vernunft in der Menschheit gedeutet werden.

Deutung des Symbols „Mutter Gottes“

Der Begriff ist paradox. Gott ist mittels des Heiligen Geistes Marias Samenspender, zugleich aber ist sie auch seine Mutter. Wie kann der Vater zugleich auch der Sohn sein? Biologisch ist es unmöglich, aus universalem Standpunkt allerdings gibt es Sinn. Gott (das elementare Sein) ist im Gegensatz zur Materie die Metapher für puren Geist und pures Leben. Die Mutter Gottes wird Maria genannt. „Maria“ kann auch Metapher für verschiedene fruchtbare elementare Zustände sein.

Vor allem symbolisiert sie die geistvoll geordnete Materie. Insofern sind, metaphorisch gesehen, „Maria“ und Gott die Eltern des Lebens schlechthin. Aus beider Vereinigung ging als erstes Kind, die Schöpfung hervor. (Die Astrophysik weiß, dass vor dem Urknall nicht das Nichts war, sondern pure Energie. Diese bestand, wie heute auch, aus Positiv und Negativ). Vom Urpositiv (dem Urleben bzw. Gott) wurde das Urnegativ (die Urmaterie „Maria“) befruchtet und brachte als erstes Kind das Universum hervor (das auch „Maria“ genannt werden kann, wie alle nachfolgenden).

Dieses gebar als zweites Kind die Erde mit ihrem galaktischen Umfeld. Und dieses gebar ein drittes Kind: die Biosphäre mit ihrer Flora und Fauna. Diese wiederum gebar die vernunftbegabte Menschheit als viertes weibliches Kind (dieses wurde die Mutter des Denkvermögens). Heute ist dieses Kind (die Menschheit) zur Frau („Maria“) gereift. Sie liegt gerade in den Geburtswehen. Ihr Kind, das sie erwartet, verkörpert die Vernunft – den göttlichen Logos, das „Christkind“. Und da der Logos als die Urkraft des Geistes (Gott) im Kern nicht teilbar ist, sind Vater und Sohn im „Christkind“ (der Vernunft) identisch.

 Christliches Symbol „Joseph“

Er besetzt in der Weihnachtserzählung die Rolle des Ehemannes der Maria und die des Stiefvaters vom göttlichen Kind. Im Kontext der Bilder aus heutiger Sicht kann er als Metapher für weltliche Eltern verstanden werden. Weltliche Eltern empfangen ihr Kind auch nicht aus sich selbst, sondern kraft ihrer organischen Beschaffenheit. Als „Pfleger“ sind sie beauftragt, das Leben des Kindes, welches der Kraft der Natur zu verdanken ist, zu umsorgen, sein leibliches Wachstum zu unterstützen und zu schützen, und sein mentales Wachstum zu fördern.

Der mentale Kern aller Menschen zusammen, der gewesenen, der gegenwärtigen und der kommenden, ist quasi ein immaterielles Lebewesen, das aus unendlich vielen lebendigen Zellen besteht (theologisch der Corpus Christi).

Bedeutung der „Engel“

Dieses Bild ist beim heutigen Weltverständnis noch weniger zu verstehen als die anderen Bilder. Es symbolisiert mikrokosmische Kräfte, die sich unserer Wahrnehmung von Naturaus entziehen. Die Welt aber hat sich gewandelt. Wir wissen inzwischen sehr viel über diese unsichtbaren Kräfte. Doch bei allem Wissen, finden wir kein Zentrum in der Welt.

Seit der Frühantike wird die Welt als runde, in verschiedene Sphären gegliederte Kugel gesehen. Das funktionierte, solange dieses Modell ein oberstes Machtzentrum, einen Mittelpunkt, hatte – den Olymp, das Reich der Götter oder im Monotheismus der Thron Gottes. In so einer Welt hatten Engel noch Platz. Seit die Naturwissenschaft diese Machtzentrale demontierte und die Welt auf Physikalisches beschränkte, hat die Welt ihr Zentrum verloren.

Das runde Weltbild ist zerbrochen. Die Engel wurden heimatlos. Aber in den Köpfen ist das runde Weltbild noch drin, vereinzelt auch heimatlose Engel. Folglich leben wir als verunsicherte Ganzheiten in einer zerbrochenen Welt. Schmerzhaft spüren wir, dass etwas nicht stimmt.

Wir sollten unser Weltbild etwas genauer ansehen, besonders unter Zuhilfenahme der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Logik. Was da zuerst auffällt, ist das Weltbild als Kreis beziehungsweise als Kugel. Bei diesem Schema findet man keine befriedigende Erklärung für die Dynamik der Welt. Anders sähe es aus, wenn das Weltschema schleifenförmig beziehungsweise wie zwei aneinanderstoßende aktive Kugeln wäre. Am Berührungspunkt der Kreise beziehungsweise Kugeln flössen die Kräfte von einer Seite in die andere.

Das Hinfließen wandelte sich dann beim Durchströmen des Berührungspunktes in Wegfließen und umgekehrt, das Wegfließen in Hinfließen – aus Positiv würde Negativ werden und aus Negativ Positiv (es wäre eine asymmetrische Einheit). Der Materie stünde die Antimaterie gegenüber, und der Welt die Antiwelt. Die theoretische Physik denkt längst in so eine Richtung. Bislang jedoch fehlt der praktische Beweis. Zu bezweifeln ist allerdings, dass er je erbracht werden kann. Denn am raumzeitlosen Nullpunkt im Kern der Materie scheitern alle physikalischen Experimente.

Doch bereits ohne Experiment ist erkennbar, dass das schleifenförmige System funktioniert. Wir selber sind das beste Beispiel. Bei uns stehen sich Körper und Geist, als zwei miteinander verknüpfte Bereiche, wie zwei Universen gegenüber. Ihrem Schnittpunkt verdanken wir unsere Selbstempfindung. Es fehlt aber als Zentrum in der modernen Weltanschauung.

Aus der Tatsache, dass unser Wesen einen Schnittpunkt seiner Kräfteströme hat, erklärt sich unsere Fähigkeit mit uns selbst und mit „Gott und der Welt“ kommunizieren zu können. Wäre dieses schleifenförmige Schema die anerkannte Grundlage unseres Weltbildes, dann wäre die zweite Hälfte der Realität nicht ausgeblendet. Dann würden auch die in eiskalter Materie erstarrten Engel wieder zum Leben erwachen.

Grundsätzlich kann der Begriff „Engel“ als Metapher für jene Kräfte dienen, die dem Urchaos entgegenwirken. Der Wissenschaft widerspricht diese metaphorische Interpretation nicht. Auch sie sieht in der Evolution gestaltende Kräfte, die der Entropie entgegenwirken. Sie bestätigt: Beide Kräfte kämpfen nicht nur in der Schöpfung gegeneinander, sondern auch in uns und unserer Kultur. Wie überall, so halten sie sich auch in der Weihnachtserzählung unsichtbar im Hintergrund.

Christliche Symbolik der „Hirten“

Dieser Begriff erfüllt, aus dem Standpunkt der universalen Perspektive, in der Weihnachtserzählung einen sinnvollen Zweck: Er symbolisiert die Fürsorge der natürlich gebliebenen Menschen im Umgang mit der Natur und ihren Geschöpfen. Insofern sind „Hirten“ die Träger und Pfleger der Kultur – das Rückgrad einer gesunden Gesellschaft. 

Deutung der „Drei heiligen Könige“

In der Weihnachtserzählung sind es drei Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 1-10): „Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“ Um dies zu deuten, muss ein bisschen in die Geschichte geschaut werden. Okzident und Orient stehen seit grauer Vorzeit wie Kopf und Bauch miteinander in Beziehung.

Beide Kulturbereiche erreichten in der sogenannten Achsenzeit  ihre mentale Reife. Das war ca. zwischen 800 bis 200 v. Chr. Da entstanden in Indien der Hinduismus und der Buddhismus, in China der Taoismus und der Konfuzianismus, im Orient der Zoroastrismus und das talmudische Judentum, und im Okzident, dem antiken Griechenland, die Philosophie. In dieser kulturellen Atmosphäre wurde in der Spätantike das Christentum geboren.

Die Weisheit der drei Weltregionen Asien, Orient und der Okzident, als griechische Antike, kamen in Bethlehem, der Klammer zwischen Ost und West, zusammen. In Gestalt der drei Weisen beziehungsweise drei Könige huldigten sie quasi der Evolution des Logos – der göttlichen Vernunft.

Auch die Gaben, die sie dem Kind darbrachten, sind hinsichtlich des Logos bedeutungsvoll. Der eine brachte Gold, der andere Weihrauch und der dritte Myrrhe. In der Antike und auch später noch symbolisiert Gold Macht, Weihrauch Unvergänglichkeit und Myrrhe unblutigen Sieg. Diese drei Eigenschaften sind wesenhaft mit der Vernunft verbunden.

Die Vernunft ist zwar nicht gerade das Merkmal der weltlichen Macht, aber als Verbündete der universalen Realität ist sie letztlich unbesiegbar. Ihre Waffen sind tatsächlich gewaltlos und unblutig. Denn unbestreitbar geht Unrealistisches von selbst in Dekadenz zugrunde. Unbestreitbar ist aber auch: unter Dekadenz müssen auch unschuldige Menschen leiden; bisweilen fließt auch Blut.

Diese Gewalt aber hat nicht in der Vernunft, sondern in der Unvernunft ihre Ursache. Sinnlos allerdings wäre diese Logik, wenn das menschliche Leben mit dem Tod des Körpers enden würde. Einiges spricht dafür, dass es nicht damit endet. Doch das ist ein anderes Thema. Es würde diesen Rahmen sprengen.

Der Stern, der die Weisen aus dem Morgenland leitete, kann als Symbol für die Orientierungskraft der echten Wahrheit angesehen werden. Wer sie beachtet, findet zur Vernunft – dem zeitlosen Logos und dem wahren Leben. 

Weihnachten und „Hoffnung“

Momentan sieht es zwar nicht so aus, als würde die Vernunft über die Unvernunft siegen. Doch wenn man bedenkt, dass die Menschheit vor der Wahl steht: Vernunft oder Untergang, kann es sein, dass die Vernunft aus allen Ländern und Kontinenten zusammenfindet und dadurch die Irrealität und das sinnlose Blutvergießen an Substanz verliert. Aber Intelligenz und Verstand sind noch keine Vernunft (siehe die globale Finanzkrise). Vernunft ist es erst, wenn die Dinge vom universalen Standpunkt aus gesehen werden.

Wenn aus diesem Standpunkt die Weihnachtserzählung gesehen wird, ist sie spannend. Sie handelt von einem Zustand der Dunkelheit, indem ganz allmählich das Licht aufgeht. Das kann auf verschiedenen Ebenen geschehen, wie etwa in der dunkelsten Jahreszeit, in der dunkelsten Phase einer Epoche. In der Dunkelheit der kosmischen Evolution, wo das Leben erwachte oder in der Dunkelheit der biologischen Evolution, aus der das Licht des Bewusstseins hervor kam. Es kann auch die kulturelle Dunkelheit der Menschheit sein, bei der (hoffentlich) bald ein Licht aufgeht.

Viel Spaß beim Deuten christlicher Symbole zu Weihnachten!

Heinz Altmann