Beziehung: Wünsche und Bedürfnisse richtig ansprechen

In einer Beziehung ist es wichtig, Wünsche und Bedürfnisse richtig ansprechen und klären zu können. Dabei ist Feingefühl nötig, damit der Partner sich nicht gedrängt oder genötigt fühlt. Hier geben wir einige Tipps, wie dies gelingen kann.

Wünsche und Bedürfnisse in der Beziehung

Zu einem anderen Menschen entsteht nur dann eine besondere Nähe, wenn man dem Partner gegenüber intime Wünsche und Bedürfnisse offenbaren kann.

Intime Geheimnisse Wünsche Bedürfnisse in der Beziehung ansprechen

Dazu ist viel Vertrauen und Offenheit notwendig, denn wir alle haben oft Angst davor, verletzt oder abgewiesen zu werden. Manche Menschen haben nie gelernt offen über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Andere haben Angst davor verletzt zu werden, wenn ein anderer Mensch zu viel über sie weiß.

Der erste Schritt ist immer sich selbst darüber bewusst zu werden, was man sich wünscht bzw. welche Bedürfnisse wirklich wichtig sind. Wer Hemmungen hat, kann mit einfachen Wünschen / Bedürfnissen anfangen und – je nach Vertrauen – schrittweise auch intimere Dinge von sich preisgeben.

Hier sollte man den Partner nicht drängen, sondern ihm den Freiraum lassen, die Art der Themen selbst zu wählen. Für vollkommene Offenheit ist absolutes Vertrauen notwendig und dieses Vertrauen muss man verdienen.

Wie spreche ich Wünsche und Bedürfnisse an?

Sobald man sich selbst darüber klar ist, was man will, besteht im nächsten Schritt die Kunst darin, die Wünsche und Bedürfnisse richtig anzusprechen.

Dabei sollte man sehr bewusst auf seine Sprache achten, damit der Partner nicht abgeschreckt wird oder sich gedrängt fühlt. Es gibt keinen sichereren Weg den Partner zu verschrecken, als ihn zu drängen oder in Zugzwang zu bringen.

Viele Menschen machen hier den Fehler, ihre „Bitten“ und „Wünsche“ wie Forderungen zu formulieren. Dann fühlt sich der andere „genötigt“ auf die Forderung einzugehen, da ihm sonst vielleicht negative Konsequenzen – wie schlechte Gefühle, Streit, Ablehnung o. ä. – drohen.

Wer in dieser Weise kommuniziert, läuft Gefahr, dass der Partner mit der Zeit immer mehr auf Abstand geht. So kann eine „Negativ-Spirale“ in Gang gesetzt werden, die am Ende die ganze Beziehung gefährdet.

Damit das nicht passiert, ist es wichtig einfühlsam zu kommunizieren. Wünsche und Bedürfnisse kann man nicht fordern, aber man kann darum bitten. Formulieren Sie Ihre Wünsche und Bedürfnisse als „Bitte“. Eine Bitte lässt dem Partner den Freiraum sie anzunehmen oder abzulehnen – diese freie Wahl ist entscheidend.

Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung

In der gewaltfreien Kommunikation (nach Marshall B. Rosenberg) wird sehr genau zwischen einer Bitte und einer Forderung unterschieden. Der Grund liegt darin, dass Bitten oft mit Forderungen verwechselt werden, sie also als Forderung beim Gesprächspartner ankommen. Kein Wunder also, dass der andere nur selten bereit ist, eine schlecht getarnte Forderung zu erfüllen.

Sehen wir uns einige Beispiele an:

  • „Dein Zimmer sieht aus wie ein Schweinestall!“ Räum es sofort auf – BITTE! – sonst …“
  • A: „Bitte gib mir mal das Brot rüber“ B: „Nein“. A: „Das finde ich jetzt ganz schön egoistisch von dir!“

Selbst wenn der andere bereit ist, unsere Forderungen zu erfüllen, wird er es vielleicht nur aus Angst vor negativen Konsequenzen tun. Damit ist aber langfristig gar nichts gewonnen, denn sobald keine negativen Konsequenzen mehr drohen, wird das gewünschte Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit aufhören. Eine permanente Kontrolle wäre also notwendig, ist aber in der Praxis nicht durchführbar, ganz zu schweigen davon, dass dies viele Menschen gar nicht wollen.

Sicherlich ist es richtig, dass manches kontrolliert werden muss und dass Forderungen einen wichtigen Platz in unserem Leben einnehmen (z. B. im wirtschaftlichen Bereich). Ohne Forderungen geht es nicht, doch das ist ein anderes Thema.

Eine als Forderung getarnte Bitte kann durchaus höflich vorgetragen werden. Wichtig dabei ist das Augenmerk auf die Reaktion des Bittenden, wenn die Bitte abgelehnt wird.

Wer tatsächlich um etwas bittet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der andere auch „Nein“ sagen darf. Er ist nicht gezwungen, unsere Bitte zu erfüllen. Daher sollten wir ihm ein „Nein“, wenn nötig, auch ausdrücklich zubilligen.

Wir haben nur dann eine echte Bitte formuliert, wenn der andere „Nein“ sagen darf und wir ihm keine negativen Konsequenzen androhen, ihn erpressen oder anderweitig unter Druck setzen.

Wie sollten Bitten formuliert werden?

Wer seine Bitten richtig formuliert, wird überrascht sein, wie oft und gerne andere Menschen bereit sind, sie zu erfüllen.

Einfache Regeln, wie Bitten formuliert werden können

1. Die erste Regel wurde schon oben genannt: Der andere sollte die Möglichkeit haben „nein“ zu sagen. Bei der Formulierung einer Bitte kann dem anderen explizit gesagt werden, dass er die Wahl hat, diese Bitte zu erfüllen oder nicht, z. B. „Wenn du meine Bitte nicht erfüllen willst, dann ist das völlig in Ordnung für mich.“

Wenn jemand also „Nein“ sagt, akzeptieren Sie seine Antwort. Fragen Sie ggf. nach seinen Gründen, denn der andere wird in der Regel ein Bedürfnis haben, das wichtiger als die Erfüllung Ihrer Bitte ist (vielleicht ist er sehr müde und will sich hinlegen oder hat eine andere dringende Verpflichtung …).

2. Bitten sollten konkret formuliert werden und erfüllbar sein. Ein Beispiel: „Machst du bitte den Abwasch? Darüber würde ich mich sehr freuen!“ Gegenbeispiel: „Bitte bring die Küche wieder in Ordnung.“

3. Eine Bitte sollte positiv formuliert werden. Beispiel: „Wärest du bereit heute noch das Wohnzimmer aufzuräumen oder hast du einen anderen Vorschlag?“ Gegenbeispiel: „Sei bitte nicht so schlampig“ (Negation und Bewertung).

4. Eine Bitte mit einem Bedürfnis und Gefühl zu verbinden, kann dem anderen zeigen, wie wichtig Ihnen Ihr Anliegen ist. Wenn der andere keine dringenderen Bedürfnisse hat (z. B. einen eiligen Termin), wird er in der Regel gerne bereit sein, Ihre Bitte zu erfüllen. Beispiel: „Mir ist ein guter Geruch in der Küche sehr wichtig. Deshalb wäre ich sehr froh, wenn der Mülleimer spätestens am zweiten Tag entleert wird. Kannst du das heute bitte übernehmen?“

5. Vermeiden Sie Bewertungen in Ihre Bitten einzubauen, denn der andere kann die Bitte schnell missverstehen. Ein Beispiel: „Bitte sei ehrlich zu mir!“ (Der andere könnte nun denken, dass ihm Lügen unterstellt werden). Besser ist es auch hier konkret bei einer Situation zu bleiben, z. B.: „Es interessiert mich brennend, wie du über das eben besprochene Thema … denkst. Willst du mir deine Meinung dazu sagen?“

Auf die richtige Form einer Bitte zu achten, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Bitten auch gehört und erfüllt werden können. Dabei muss das Wörtchen „Bitte“ nicht immer mit ausgesprochen werden, wie einige oben genannte Beispiele zeigen.

Erst Vertrauen erzeugt Offenheit

Es geht vielmehr um die Einstellung, einen anderen Menschen ernst zu nehmen, d. h. seine Bedürfnisse und Wünsche zu hören, aber auch dafür zu sorgen, selbst gehört zu werden. Nur dann besteht die Möglichkeit, sich gegenseitig Bedürfnisse oder Wünsche zu erfüllen.

Das gilt auch für Situationen, wo Sie selbst um etwas gebeten werden. Fragen Sie nach, wenn Sie die Bitte nicht verstehen, bzw. der andere sie als Forderung formuliert. Wenn Sie seine Bitte ablehnen, nennen Sie dem anderen Ihren Grund und suchen Sie gemeinsam mit ihm nach äquivalenten Lösungen.

Und bedenken Sie – erst Vertrauen erzeugt Offenheit. Und Vertrauen wächst durch positive Erfahrungen mit dem Gegenüber. Es geht um einen Prozess, er sehr unverbindlich anfängt und zusammen mit dem Vertrauen wächst. Wer eine intime Beziehung will, braucht somit auch die Geduld die Dinge langsam wachsen zu lassen. Jeder fängt da an wo er steht – es ist kein Wettrennen. Am Ende zählt das Ergebnis – durch Vertrauen echte Offenheit zu erreichen.

Viel Erfolg beim Erfüllen Ihrer Wünsche!

Cassandra B.