Umgang mit Eifersucht und Verlustangst

Eifersucht und Verlustangst können einer Beziehung nachhaltig schaden oder sie sogar zerstören. Daher ist es wichtig den Umgang mit Eifersucht und Verlustängsten zu lernen. Hier wollen wir beschreiben, was Eifersucht ist und wie man damit konstruktiv umgehen kann.

Wie Eifersucht entsteht

Wer schon einmal das Glück hatte sich in einen Partner oder Partnerin zu verlieben, wird früher oder später das Gefühl der Eifersucht kennenlernen. Ein wenig Eifersucht kann noch ein Antrieb sein, sich darum zu bemühen, die Partnerschaft wiederzubeleben – dem anderen in Wort und Tat zu zeigen, wie wertvoll und liebenswert man ihn findet.

Liebesneid und Eifersucht

Doch wenn das gegenseitige Misstrauen weiter wächst, man fürchtet, vom anderen nicht mehr geliebt – oder gar verlassen – zu werden, kann sich die Eifersucht von ihrer schlimmsten Seite zeigen. Letztlich hängen Eifersucht und gegenseitiges Vertrauen sehr eng zusammen.

Man quält sich selbst mit negativen Gedanken und schnürt auch dem Partner mit regelmäßigen Vorwürfen die Luft zum Atmen ab. Spätestens jetzt wird die Eifersucht für alle Beteiligten zu Qual und zerstört nicht selten am Ende die Beziehung.

Im Weiteren will ich aufzeigen, was Eifersucht bedeutet und wie man lernen kann praktisch damit umzugehen. Falls Sie selbst gerade in der misslichen Lage sind eifersüchtig zu sein, rate ich Ihnen diesen Artikel mit einer guten Portion Selbstkritik zu lesen. Denn wenn Sie die Größe haben sich klar zu machen, was Eifersucht bewirkt – sowohl in Ihrer Psyche als auch beim Partner – können Sie eine echte Motivation entwickeln sich selbst zu ändern.

Ich kann nur hoffen, dass Ihnen diese Erfahrungen ebenfalls dabei helfen, die eigene Eifersucht zu zähmen und zu einer glücklichen und vertrauensvollen Beziehung zurückzufinden.

Was ist Eifersucht?

Wer lernen will mit seiner Eifersucht umzugehen, sollte sich zuerst ein klares Bild davon machen, was Eifersucht ist und welche Wirkungen sie hat. Denn nicht wenige Menschen sehen in der Eifersucht eine Ausdrucksform der Liebe, die die Intensität der gegenseitigen Bindung zeigt.

Ganz nach dem Motto: Weil ich dich so liebe, macht es mir etwas aus, was bzw. wie du mit anderen Menschen umgehst. Ich will dir zeigen, wie viel du mir bedeutest, wie wichtig es mir ist, mit dir zusammen zu sein.

Mit derartigen Rechtfertigungen versucht man sich selbst vorzugaukeln, dass Eifersucht irgendetwas mit Liebe zu tun hat. Man betet sich dieses Märchen immer wieder vor, um die Eifersucht vor sich selbst und dem Partner zu legitimieren.

Doch wer sich die Ursachen, Motive und Wirkungen einmal ehrlich vor Augen hält, wird schnell erkennen, dass diese Rechtfertigungen Selbsttäuschungen sind.

„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“

Eifersucht und Liebesentzug

Denn Liebe zielt in Gedanken, Worten und Taten darauf ab alles zu tun, was den Partner glücklich(er) macht. Sehen wir uns dagegen das Wesen der Eifersucht an, wird schnell klar, dass Eifersucht das Gegenteil von Liebe ist.

Warum Eifersucht die Beziehung zerstört

Während der Nährboden in der Liebe das gegenseitige Vertrauen ist, braucht Eifersucht Misstrauen, um gedeihen zu können. Um eifersüchtig zu sein, muss man die Vertrauensbasis – und damit die Grundlage – der Beziehung infrage stellen. Denn würde man dem Partner vertrauen, so gäbe es überhaupt keinen Anlass für ihn, sie heimlich oder offen zu hintergehen.

Sucht man in der Liebe noch die „schönsten aller möglichen Zukünfte“, so gräbt die Eifersucht die „schwärzeste Version der Zukunft“ aus. Beobachten Sie Ihre Gedanken, wenn Sie eifersüchtig sind. Meist wird man von „schwarzen Gedanken“ gequält und malt sich eine entsprechend düstere Zukunft aus. Eine Zukunft, in der Gedanken an Glück, Liebe oder Vertrauen verschwunden sind.

Liebe ist ein Zustand inneren Reichtums, der seine Freude und Zuneigung an den Partner verschenken will. Eifersucht hingegen ist ein Gefühl von Mangel und will vom anderen Besitz ergreifen, um ihn nach den eigenen Vorgaben zu kontrollieren. Wenn der Partner den eigenen Wunschvorstellungen nicht mehr entspricht, straft man ihn mit negativen Gefühlen, Ignoranz oder anderen drastischen Aktionen.

Eifersucht ist eine Art Liebesneid, bei der man sich selbst in der Position eines Verlierers sieht. Um sich selbst liebenswert zu finden, versucht man zwanghaft den anderen zu immer deutlicheren „Liebesbeweisen“ zu zwingen. Man denkt die ständige Bestätigung des anderen zu brauchen, damit das eigene Selbstwertgefühl nicht verloren geht.

Man beschäftigt sich beim Nachdenken immer mehr mit sich selbst, statt mit dem Partner. Es ist eine Art „Egozentrismus“, der den anderen nur noch als „Erfüllungsgehilfen“ sieht – aber nicht mehr als Mensch mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen.

Bei der wahnhaften Eifersucht ist man derart in die eigenen Projektionen verstrickt, dass man sogar völlig harmlose Alltäglichkeiten als „Beweis“ für den Liebesentzug des anderen deutet. Wie ein Detektiv deutet man jedes kleine Indiz als Anzeichen, vom anderen enttäuscht oder hintergangen worden zu sein.

Wenn der Partner sich dann irgendwann in seiner eigenen Lebendigkeit so weit eingeschränkt fühlt, wird ein Seitensprung – als eine Art Befreiungsakt – sogar wahrscheinlicher. Damit hat man mit seiner Eifersucht genau das Gegenteil von dem bewirkt, was man haben wollte, nämlich eine glückliche und harmonische Beziehung zu führen.

Der erste Schritt ist also so ehrlich zu sich selbst zu sein, dass man mit der Eifersucht seine Partnerschaft nicht rettet, sondern zerstört. Hat man diese negativen Wirkungen erst einmal klar vor Augen, besteht erst die Möglichkeit davon abzulassen. Es braucht die Erkenntnis sich – und nicht den Partner – zu ändern! Hierzu muss man jedoch die Größe haben, seinen Fehler einzugestehen und daraus lernen zu wollen.

Wie kann ich lernen mit Eifersucht umzugehen?

Vergegenwärtigen Sie sich, dass Ihre Eifersucht mit IHREN Befürchtungen, Projektionen und Ängsten zu tun hat. Diese können Sie dem Partner gegenüber äußern und damit eine Grundlage schaffen, dass er überhaupt verstehen kann, was Sie bewegt. Viele Menschen reden nicht über die Dinge, die sie im Herzen bewegen. Wenn der Partner versteht und mitbekommt, was in Ihrer Seele vorgeht, hat er auch eine Möglichkeit liebevoll darauf zu reagieren.

In so einem offenen Gespräch über die eigenen Gefühle und Ängste haben Vorwürfe oder Unterstellungen nichts verloren. Sprechen Sie über sich – wie SIE fühlen, welche Ängste SIE haben, wie SIE mit dem Dämon der Eifersucht kämpfen. Wenn dies ohne Vorwürfe geschieht, hat der Partner erst eine Chance Ihre Probleme kennenzulernen. Damit besteht die Möglichkeit gemeinsam zu überlegen, wie Sie sich gegenseitig aus dem Teufelskreis befreien können.

Dazu ist es oft nötig sich zu überwinden, denn keiner gibt gerne seine Schwächen zu. In unserer Leistungsgesellschaft wird oft das Bild vom makellosen Macher vermittelt und jede Abweichung davon als Schwäche. Aber dieses Bild ist unehrlich, denn jeder von uns hat seine Schwächen und braucht andere, die ihm helfen damit umzugehen. Schwächen zugegeben und daraus lernen zu wollen, ist in Wirklichkeit ein Zeichen innerer Größe und kein Makel.

Wenn Sie Freunde oder intime Vertraute haben, können Sie auch mit diesen Menschen über Ihre Probleme reden. Bleiben Sie aber offen für ehrliches Feedback, denn nur so können Sie von anderen lernen. Denn vielleicht lassen Sie sich von einem Freund sagen, dass die Situationen, in denen Sie eifersüchtig reagieren, aus seiner Sicht völlig harmlos sind. Dazu aber muss man selbst bereit sein, eine andere Perspektive einzunehmen bzw. zu lernen aus den Augen anderer zu sehen.

Tagebuch oder wie helfe ich mir selbst?

Sehr empfehlenswert ist es, eine Art Tagebuch anzufangen, in dem Sie Ihre Gedanken notieren und reflektieren. Denn sowohl Gespräche als auch das „reine Grübeln“ haben einen entscheidenden Makel. Man vergisst schnell, was an guten Ansätzen schon gesagt oder gedacht wurde. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß sich zu ertappen, ein Thema 10 mal oder öfter abzuspulen – wie eine Platte, die einen Sprung hat und dieselbe Rille wieder und wieder abspielt.

Tagebuch schreiben gegen Eifersucht

Aus diesen Gedankenschleifen kommen Sie nur heraus, wenn Sie die Gedanken aufschreiben und so die Möglichkeit haben Erkenntnisse und gute Ansätze zu erinnern.

Die Preisfrage lautet natürlich: Wie schreibt man das Tagebuch so, dass am Ende tatsächlich Selbsterkenntnisse herauskommen bzw. man lernt, negativen Gedanken loszulassen.

Mein erster Tipp lautet – Schreiben Sie als Erstes alles auf, was Ihnen zu diesem Thema im Kopf herumspukt. Schreiben Sie alles auf und zensieren Sie nichts, egal wie banal oder unschön diese Gedanken zunächst einmal sein werden. Gehen Sie dabei in das Gefühl der Eifersucht hinein und lassen Sie die inneren Bilder kommen. Ich empfehle dies an einen ruhigen Ort zu tun, an dem Sie völlig ungestört sind und alles sagen dürfen, was Ihnen auf der Seele brennt.

Hören Sie erst mit dem Schreiben auf, wenn Sie den Eindruck haben, alles notiert zu haben, was Ihnen zu diesem Thema wichtig ist. Damit haben Sie wichtiges Material gesammelt, um sich selbst im Weiteren reflektieren und verstehen zu können.

Als Nächstes nehmen Sie Ihre Aufzeichnungen und hinterfragen Ihre Fakten, Interpretationen und Bewertungen. Führen Sie eine Art Selbstgespräch, bei dem Sie wie ein liebevoller Vertrauter nachfragen, was wirklich mit Ihnen los ist.

Hier können folgende Fragen hilfreich sein …

  • Welche Wege gibt es, meine Ängste aufzulösen?
  • Was kann ich tun, um meine Stimmung positiv zu ändern?
  • Was würde mir helfen, mein Selbstwertgefühl zu steigern?
  • Wie kann ich – unabhängig von der Anerkennung anderer – lernen mich selbst zu lieben?
  • Welche positiven, schönen, erstrebenswerten Möglichkeiten will ich wirklich in der Zukunft mit (oder ohne) meinem Partner realisieren?
  • Was müsste ich tun, damit der „Beste aller Fälle“ in meiner Beziehung eintreten kann?
  • Wie kann ich es erreichen Freude zu empfinden, wenn sich andere Menschen freuen?
  • Warum bestrafe ich mich selbst und meinen Partner mit negativen Gefühlen?
  • Was kann ich tun, um positiv über mich und meinen Partner zu denken?

Hier lassen sich sicher noch viele weitere Fragen finden. Die oben genannten sollen nur als Anregung zum Einstieg dienen, um zu veranschaulichen, wie man sich selbst auf die Schliche kommen kann.

Vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie eine echte Wahl haben, wie Ihre Zukunft aussehen kann. Wenn Sie sich eine schöne und liebenswerte Zukunft wünschen, müssen Sie auch bereit sein Ihre Gedanken, Worte und Handlungen darauf auszurichten.

Wie aus Vertrauen Liebe wachsen kann …

Noch ein Wort zum Thema Vertrauen. Vertrauen ist die Grundlage jeder funktionierenden Beziehung – Misstrauen ihr Ende. Auch wenn Ihr Vertrauen in der Vergangenheit schon häufiger enttäuscht wurde, machen Sie nicht den Fehler künftig jedem erst einmal zu misstrauen – ihm den Schwarzen Peter zuzuschieben und zu erwarten, dass er sich erst „beweisen“ muss, um Ihr Vertrauen zu verdienen.

Vertrauen kann man nicht beweisen!

Vertrauen kann man nur vorbehaltlos geben oder verschenken.

Denn nur wer anderen Vertrauen schenkt, gibt ihnen damit die Möglichkeit, selbst Vertrauen aufzubauen.

Vertrauen ist wie ein Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden will, um zu einem großen und starken Baum heranzureifen.

Misstrauen hingegen ist eine Säure, die am Ende sogar den stärksten Baum zerfrisst.

Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass Ihr Vertrauen erwidert wird oder dabei am Ende eine glückliche Beziehung herauskommt. Es gibt nur die Einsicht und Garantie, dass ohne Vertrauen nichts wachsen kann, was mit Liebe, Freude, Intimität zu tun hat. Wenn Sie also eine glückliche Beziehung haben wollen, müssen Sie dieses Wagnis eingehen.

Dabei werden Sie sicherlich auch die Erfahrung machen, dass Menschen Ihr Vertrauen ausnutzen oder Ihnen sogar bewusst oder unbewusst Schaden zufügen. Sicher mag es dann nahe liegen – Ihr Misstrauen wurde damit ja bestätigt – in Zukunft sehr vorsichtig mit Vertrauen umzugehen bzw. jedem erst einmal eine „gesunde Portion Misstrauen“ entgegenzubringen.

Aber das ist ein schwerwiegender Denkfehler – denn aus Misstrauen kann kein Vertrauen wachsen! Es gibt keine Möglichkeit sich vor Enttäuschungen zu schützen! Wir müssen bereit sein bei jeder neuen Beziehung von vorne anzufangen, denn nur so können wir es vermeiden, dass unsere „Altlasten“ uns irgendwann erdrücken.

Hier braucht es schon eine gesunde und große Seele, das Vertrauen auf sich und andere bewahren zu wollen. Geben Sie nicht auf nach Menschen zu suchen, die Ihr Vertrauen erwidern wollen. Denn letztlich lassen sich nur so Menschen finden, mit denen Sie wirklich intime Dinge teilen können.

Damit bin ich mit meiner kleinen Reflexion zum Thema Eifersucht am Ende, wohl wissend, nicht alles gesagt zu haben, was man darüber sagen könnte. Aber vielleicht helfen auch Ihnen diese Ansätze weiter, um ehrlich über Ihr Verhalten zu reflektieren und es konstruktiv zu ändern.

Sie leben Ihr Leben nur einmal – jetzt haben Sie die Chance eine positive Zukunft zu wählen und sich Verhaltensweisen anzugewöhnen, die sich als Grundlage für das Gedeihen echter Liebe eignen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Gestalten einer glücklichen Beziehung!

Tony Kühn